Herbst - Stadt
völliger Schwärze unter dem Gewicht der stetig wachsenden Zahl verwesender Leichname gefangen, die auf ihn zuwankten.
Mühelos durchdrang die Spitze des Gewehrs den Rumpf einer weiteren Leiche, dann stieß sie gegen eine Wand und sandte einen jähen Ruck durch Coopers Arme und Körper. Er hatte eine weitere Kreuzung erreicht. Ihm blieben nur Sekunden, um sich zwischen dem pechschwarzen Tunnel rechts oder jenem links zu entscheiden. Obwohl er sich orientierungslos fühlte, legte ihm sein Gefühl nahe, dass er nach rechts musste, und da er keine andere Entscheidungshilfe hatte, tat er es. Er stieß den Leichnam von der Spitze des Gewehrs und kämpfte sich durch weitere Kreaturen in die Richtung vor, in der er das Gebäude mit den Überlebenden zu finden glaubte.
Immer wieder prallte er gegen wandelnde Tote. Mit vorgestreckter Schulter und eingezogenem Kopf preschte er vorwärts, fest entschlossen, um jeden Preis durch das Meer verwesenden Fleisches in Bewegung zu bleiben und von der Angst erfüllt, er könnte von der unbekannten Anzahl der ihn umgebenden Leichname überwältigt werden. Die in seinem Hinterkopf nagende Furcht, der Ausgang des U-Bahntunnels könnte blockiert sein, trieb ihn dazu an, sich schneller und schneller vorwärts zu bewegen, während seine militärische Ausbildung und seine Vernunft zubrüllten, er sollte die Schritte verlangsamen. Den Bruchteil einer Sekunde schaute er auf und sah zwischen weiteren wankenden Kreaturen einen Lichtschimmer. Cooper beschleunigte seinen Lauf mit neuer Entschlossenheit.
Stetig näherte er sich dem Licht. Er erspähte es immer nur flüchtig zwischen Schatten und den linkisch umherstolpernden Leichen, doch in diesem Moment war es alles, woran Cooper sich klammerte. Er betätigte den Abzug des Gewehrs und entfesselte eine kurze Salve, gerade genug, um den Weg vorübergehend von den meisten wandelnden Toten zu räumen. Immer schneller sprintete er weiter und beobachtete, wie das Licht anschwoll, bis er letztlich wieder unter freien Himmel hervorbrach. Erleichtert blieb er stehen und schirmte die Augen vor der plötzlichen Helligkeit ab, während er angespannt von Seite zu Seite schaute. Ganze Horden verfallender menschlicher Überreste rückten bereits in seine Richtung vor, da sie bereits vor seinem tatsächlichen Auftauchen durch die aus dem U-Bahntunnel hallenden Schüsse aufgeschreckt worden waren. Sein Mund war trocken, sein Herz raste, und seine Beine fühlten sich bleischwer an, doch er wusste, dass er sich in Bewegung setzen musste. Das Gebäude mit den Überlebenden befand sich nun geradeaus vor ihm. Sein eigenes Überleben hing davon ab, das Haus zu erreichen und ihre Aufmerksamkeit zu erregen.
Weitere Leichen quollen aus dem U-Bahntunnel hinter ihm hervor und streckten die Hände nach ihm aus, was ihn aus seiner Erstarrung riss. Cooper hob den Lauf des Gewehrs in die Luft und feuerte eine weitere Salve ab. Nachdem er Stunden mit dem verzweifelten Versuch verbracht hatte, unscheinbar zu bleiben, musste er nun alles tun, was er konnte, um auf sich aufmerksam zu machen.
»Hier drüben«, brüllte er und spähte die Seite des hohen Ziegelsteingebäudes unmittelbar vor ihm empor. »Kann mich jemand hören?«
Unten auf dem Boden war es unmöglich für den einsamen Soldaten, abzuschätzen, ob die Schüsse und sein Rufen gereicht hatten, um jemanden auf sich aufmerksam zu machen. Auf dem Dach des Gebäudes hingegen hatte die zweite Salve für Aufregung und etwas Anspannung gesorgt. Überlebende rückten zum Rand des Daches vor und blickten hinab, hofften, die Person auszumachen, die inmitten der Scharen von geistlosen Kreaturen das Gewehr abgefeuert hatte.
Cooper bewegte sich auf das Gebäude zu und hielt Ausschau nach einem Eingang, einem offenen Fenster oder einer sonstigen Möglichkeit, hineinzugelangen. Zwar sah er genügend Türen, doch vor allen drängten sich wandelnde Leichen. Auch Fenster gab es zur Genüge, doch eines einzuschlagen, konnte verheerend sein – wenngleich er so Zugang zum Gebäude bekäme, würde er gleichzeitig den Weg für eine Flut der Kreaturen ebnen, ihm zu folgen.
»Zur Rückseite!«, brüllte ihm eine heisere Stimme von irgendwoher zu. Cooper verschwendete keine Zeit mit dem Versuch, die Quelle des Geräuschs zu eruieren, sondern befolgte die Anweisung, sprintete von der Vorderseite des Gebäudes weg und rammte dabei weitere schlurfende Kadaver aus dem Weg.
Im Inneren des Gebäudes brach hektisches Treiben aus, als die
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