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Herbst - Stadt

Herbst - Stadt

Titel: Herbst - Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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dagegen sprechen. Herrgott, du hast gesagt, sie tragen Schutzanzüge. Sie können ohne nicht einmal raus. Sie können die Luft nicht atmen, weil ihnen dann dasselbe wie dem Rest der Bevölkerung widerfahren würde.«
    »Genau, und das ist unsere Versicherung.«
    »Was meinst du damit?«
    »Wenn sich die Dinge nicht so entwickeln, wie wir uns das vorstellen, können wir rausgehen.«
    »Und du denkst, das würden sie zulassen?«
    »Hätten sie denn eine andere Wahl?«
    »Tut mir leid«, seufzte Emma und stützte den Kopf auf die Hände. »Ich will mich nicht pessimistisch anhören, ich finde nur, wir sollten die ganze Situation sorgsam durchdenken.« Sie wusste, dass es sich schwierig gestalten würde, Michaels Tatendrang und Aufregung zu bremsen. Ihr war klar, worauf er hinauswollte, doch sein grenzenloser Optimismus und sein Mangel an Skepsis bereiteten ihr Kopfzerbrechen. Sie wussten beide, was auf dem Spiel stand. Sie hatten bereits fast alles verloren, das sie besessen hatten. In dem Bauernhaus hatten sie versucht, sich eine Zuflucht und Schutz vor dem Rest der Welt zu schaffen, und trotz ihres gewaltigen körperlichen und geistigen Vorteils gegenüber den unzähligen Seuchenopfern war alles innerhalb eines Lidschlags weg gewesen. Ein einziger Fehler hatte genügt. Und obwohl es alles andere als ideal war, mitten auf einem Feld in einem kalten Wohnmobil zu hocken, hatten sie wenigstens ein gewisses Ausmaß an Kontrolle zurückerlangt. Emma verspürte das beunruhigende Gefühl in der Magengrube, dass sie gefährlich nah dran waren, auch das wieder einzubüßen.
    Jede Nach fühlte sich wie eine Ewigkeit an. Die dunklen Stunden zogen sich schier endlos hin. Ohne Ablenkung oder Unterhaltung konnten Michael und Emma nur über die Probleme vor ihrer Tür nachgrübeln. Fallweise wurde die Lage etwas leichter und erträglicher, aber die meiste Zeit empfanden sie die stickige Atmosphäre des beengten Wohnmobils als angespannt und beklemmend.
    Gespräche blieben den ganzen Abend spärlich und gestalteten sich schwierig. Wie sie bereits festgestellt hatten, gab es kaum etwas, worüber sie reden konnten, das sie nicht auf etwas zurückführte, das zu vergessen und zu ignorieren sie sich bemüht hatten. Manchmal verschaffte es Erleichterung, sich zu Bett zu begeben, doch zumeist half es wenig. Entweder lagen sie da und konnten nicht schlafen, oder sie nickten kurz ein und wurden von einem düsteren Albtraum oder einem plötzlichen Geräusch von der anderen Seite der dünnen Metallwände des Wohnmobils ruckartig in die bizarre Realität zurückgeholt.
    Den einzigen wahren Trost, den Michael gefunden hatte, seit sein Leben auf den Kopf gestellt worden war, verkörperte Emma. Wenn sie zusammen im Bett lagen, einander festhielten und wärmten, entspannte er sich in der Behaglichkeit ihrer Nähe. Er liebte den Klang ihrer Stimme, wenn sie ihm spätnachts ins Ohr flüsterte, und das sanfte Kitzeln ihres Atems auf seiner Wange erinnerte ihn irgendwie daran, dass er, egal, wie er sich oft fühlte, immer noch sehr lebendig war. Ihr Geruch, die Wärme die sie mit ihrem Körper in die langen, kalten Nächte brachte, all das bestätigte ihm, dass es die Mühe wert war, am Leben zu bleiben und dass trotz allem, was dagegen sprach, ein kleiner Hoffnungsschimmer bestand, dass sich ihre Lage letztlich verbessern würde. Michael klammerte sich an der Vorstellung fest, dass sie beide eines Tages ohne Furcht ungehindert unter freiem Himmel spazieren könnten. Er wusste, dass es irgendwann möglich wäre. Die wandelnden Leichen verwesten schließlich und zersetzten sich, also konnten sie nicht ewig funktionieren, oder?
    Es war zwanzig Minuten nach zwei Uhr morgens. Der Wind heulte gegen die Seite des Wohnmobils, der Regen prasselte auf das Metalldach, und sie hörten einen vereinzelten Leichnam, der draußen ziellos durch den Schlamm stolperte. All das schien keine Rolle zu spielen. Für ein paar kostbare Momente gelang es Michael, es zu ignorieren. Er war Emma nah, und das ermöglichte ihm für ein paar entspannende, erfrischende Minuten, die Hölle draußen zu vergessen.

31
    »Wir sollten von hier verschwinden«, meinte Donna mit halb vollem Mund. »Hier zu bleiben, bringt nichts. Wir sollten rausgehen und mit Cooper zu diesem Stützpunkt gehen.«
    »Was gibt es dort für uns?«, fragte Bernard Heath angespannt.
    »Mehr als hier«, erwiderte sie, ehe sie die Aufmerksamkeit wieder dem Essen auf ihrem Teller zuwandte.
    »Wer sagt denn, dass ich

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