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Herbst - Stadt

Herbst - Stadt

Titel: Herbst - Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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aufgestauten Gefühle, die zu unterdrücken sich Michael seit mittlerweile Wochen gezwungen hatte, waren in einem Moment des Wahnsinns an die Oberfläche gedrungen und hatten sich Ausdruck verschafft. Die Lage, in der er sich nun befand, war qualvoll peinlich und unerwartet. Er fühlte sich frustriert, verlegen, ungeschützt und nackt.
    Es war früher Morgen. Michael trug keine Uhr mehr, doch am geringen Licht, das allmählich durch das Dachfenster einfiel, erkannte er, dass es fünf oder sechs Uhr sein musste, vielleicht etwas später. Eine Weile war es ihm gelungen zu schlafen, doch letztlich hatte die Nacht sich als so lang und unruhig erwiesen wie die meisten bisherigen im Wohnmobil. Nur die letzten paar Stunden hatten sich dezent davon unterschieden. Während er neben Emma lag, die im Vergleich zu ihm relativ gut schlief, hatte er sie lange beobachtet. Sie hatte sich in der Dunkelheit von ihm weggedreht. Instinktiv schmiegte er sich an sie und schlang den Arm um ihren Körper. Dabei hatte seine Hand ihre Brust berührt. Sie waren beide vollständig angezogen, doch selbst diese geringe Berührung ihres weichen Busens war unerwartet erregend gewesen und hatte ihn schlagartig an Gefühle des Verlangens und der Lust erinnert, die scheinbar eine Ewigkeit vergessen gewesen waren. In der Finsternis hatte er sich enger an sie gepresst und gebetet, dass sie nicht aufwachen würde. Gleichzeitig wünschte er sich inständig, dass sie irgendwie reagieren würde. Er wünschte sich, dass sie sich herumdrehen, ihn festhalten, ihn küssen, streicheln, liebkosten und ihm sagen würde, dass alles gut sei.
    Lange hatte Michael mit seinem Gewissen gerungen. Wie konnte er sich Gedanken an Liebe und Sex gestatten, wenn die Welt draußen tot war? Was für ein Mensch war er, dass er angesichts der Verheerung außerhalb der dünnen Wände des Wohnmobils auch nur einen Gedanken an Sex verlor? Doch ungeachtet dessen, dass ihn sowohl sein Gehirn als auch sein Gewissen anbrüllten und von ihm verlangten, er solle sich benehmen, trieben ihn sein Herz und andere, niedrigere Instinkte dazu, anders zu handeln.
    Im Halbdunkel griff er unter die Decke und öffnete den Reißverschluss seiner Hose. Anfangs unsicher und nervös begann er, sich auf eine Weise zu berühren, die vergessen gewesen war, seit der Albtraum angefangen hatte. Mit jeder verstreichenden Sekunde steigerte sich seine stille Erregung; bald bewegte er die Hand rasch und genoss die unerwartete Freiheit, während er Emma so fest umklammerte, wie er konnte, ohne sie zu wecken. Sie war der Grund, weshalb er dies tat. Michael wusste, dass er nicht gewagt hätte, ihr anzuvertrauen, was er für sie empfand und wie sehr er sie begehrte, aber zum ersten Mal gestattete er zumindest sich selbst, einzugestehen und zu akzeptieren, was für tiefreichende Gefühle er für sie hegte.
    Immer schneller wurden seine Handbewegungen. Vorsicht und Kontrolle wurden von purer Erregung verdrängt. Er konnte nicht aufhören. Michael wusste, dass die Bewegungen ihn verraten konnten, doch es kümmerte ihn nicht mehr. Er hatte ein körperliches Verlangen, das befriedigt werden musste. Und dann geschah es. Er hielt inne und verspürte einen Augenblick ekstatischer Erlösung, gefolgt von Entspannung.
    Gleich darauf schlug seine Stimmung um. Verunsichert und paranoid zog er den Reißverschluss zu und begann sofort zu überlegen, wie er die Decke und seine Kleider reinigen sollte, ohne dass Emma Fragen stellte oder entdeckte, was er getan hatte. Ein einst vertrautes Gefühl der Reue nach der Ejakulation, das an Ekel grenzte, spülte über ihn hinweg. Was hatte er nur getan? Herrgott, Milliarden Menschen waren tot, und er wichste unter der Bettdecke wie ein versauter Schuljunge. Er schämte sich, und seine Scham steigerte sich ins Unendliche, als Emma sich herumrollte. Sie war wach. Schlimmer noch, an ihren Augen, in die er nur einen Lidschlag lang zu blicken wagte, konnte er ablesen, dass sie bereits eine Weile wach gewesen war.
    »Geht es dir gut?«, fragte sie.
    »Ja«, brummte er. »Dir?«
    Lächelnd rollte sie sich auf den Rücken.
    Michael wandte sich ab, zu verlegen, um neuerlich Augenkontakt zu suchen. Im Wohnmobil breitete sich bedrückende Stille aus, die sich für Michael stundenlang hinzuziehen schien, wenngleich es tatsächlich lediglich Sekunden waren. Er bedeckte seinen Schritt mit der Hand und einem T-Shirt, das er vom Boden aufhob, stand rasch auf und eilte in die enge Toilette, wo er versuchte,

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