Herbst - Stadt
die einzigen Möglichkeiten sind. Was immer passiert ist, vielleicht ist es nicht überall geschehen. Ich glaube zwar schon, aber es könnte trotzdem sein, dass es sichere Bereiche für die Menschen gibt.«
»Das bezweifle ich«, sagte Croft.
»Versteht eigentlich irgendjemand, worauf ich hinauswill?«, nutzte Baxter eine Unterbrechung im Gespräch und griff seinen vorherigen Faden wieder auf. »Ihr redet über all die verschiedenen Szenarien, aber es läuft doch immer darauf hinaus, dass sich unweigerlich etwas verändern muss, oder? Irgendetwas wird geschehen. Allein die Gesetzmäßigkeiten der Wahrscheinlichkeit besagen, dass die Dinge nie unverändert bleiben.«
»Wovon, zum Henker, reden Sie da?«, seufzte Steve Richards von seinem Sitz in der Dunkelheit aus.
Baxter starrte durch den Raum in die allgemeine Richtung des jüngeren Mannes. Es war zu finster, um genau zu erkennen, wo er sich befand. »Haben Sie unlängst mal rausgeschaut?«, fragte er mit plötzlich kalter, todernster Stimme.
»Ich versuche, es zu vermeiden«, gab Richards zurück. »Zu verflucht grausig für meinen Geschmack.«
»Tun Sie sich einen Gefallen und werfen Sie mal einen genauen Blick hinaus. Da draußen sind Tausende dieser Dinger, und sie verschwinden nicht. Aus irgendeinem Grund ziehen wir sie an, und es treffen stündlich mehr ein.«
»Worauf wollen Sie hinaus?«, fragte Richards.
»Ich denke, es wird ein Zeitpunkt kommen, zu dem uns ihre schiere Masse echte Probleme bereiten wird.«
»Warum? Glauben Sie, die könnten hereingelangen?«, meldete Heath sich mit leiser, nervöser Stimme zu Wort.
»Vielleicht«, erwiderte Baxter, »wenngleich ich es für unwahrscheinlich halte. Ich denke mehr daran, dass wir nicht mehr hinaus können. Irgendwann müssen wir schließlich hier weg, um uns Vorräte zu beschaffen, oder?«
»Da hat er Recht«, pflichtete Donna ihm bei.
»Je länger ich darüber nachdenke, desto klüger erscheint es mir, jetzt sofort zusammenzupacken und rauszugehen«, fuhr Baxter fort.
»Es spricht auch einiges dafür, hier zu bleiben und abzuwarten«, fügte Phil Croft hinzu. »Aber Sie haben Recht, Jack, die Dinge werden sich verändern, ganz gleich, was wir tun. Zum einen werden die Leichen sich verändern.«
»Wie?«
»Na ja, sie verwesen immerhin, richtig? So entschlossen und beharrlich sie sein mögen, irgendwann werden sie physisch nicht mehr in der Lage sein, das zu vollbringen, was sie jetzt tun.«
»Und wie lange wird das dauern?«, hakte Donna nach. »Wie lange wird es dauern, bis sie vollkommen verrotten?«
Croft zuckte mit den Schultern. »Sechs Monate«, mutmaßte er, alles andere als sicher.
»Sechs Monate!«, stieß Heath hervor.
Abermals zuckte Croft mit den Schultern. »Möglicherweise. Vielleicht auch länger. Vielleicht bereits nach der Hälfte der Zeit. Da spielen viele unbekannte Faktoren mit hinein.«
»Zum Beispiel?«
»Einerseits die Krankheit – wir wissen schließlich nicht, welche Auswirkungen sie auf die Geschwindigkeit des Verfalls haben könnte. Dann ist da noch der Umstand, dass sie sich über der Erde befinden. Ich vermute, sie würden schneller verwesen, wenn sie begraben wären. Andererseits kann es auch sein, dass die Einwirkung der Elemente und ihr Rumlaufen die Körper schneller zersetzt. Ich weiß es nicht.«
Plötzlich stand Donna auf. Die Blicke der anderen hefteten sich auf sie. »Das ist brillant«, meinte sie, zum ersten Mal seit Wochen mit echtem Enthusiasmus in der Stimme. »Ist Ihnen klar, was Sie gerade gesagt haben?« Sie ließ den Blick über die ausdruckslosen Mienen wandern, die sie anstarrten. »In sechs Monaten könnten wir das Schlimmste überstanden haben. Noch sechs Monate, dann können wir wahrscheinlich tun, was immer wir wollen!«
»Also brauchen wir nur einen sicheren Ort finden, an dem wir uns bis dahin verstecken können«, ergänzte Baxter.
»Wir können hier bleiben«, schlug Heath sofort vor. »Wir bleiben hier und warten ab, bis es sicher ist, nach draußen zu gehen.«
»Sie haben wohl nicht zugehört, wie?«
»Wir brauchen eine bessere Zuflucht als die hier, stärker und abgelegener«, verkündete Donna.
»Den Stützpunkt«, schlussfolgerte Cooper resignierend.
32
Er wusste nicht, wie er es hatte geschehen lassen können. Innerhalb weniger Minuten hatte er ein wahres Wechselbad der Gefühle durchlaufen – von ruhmreicher Erkenntnis über Freude und Befriedigung hin zu Scham, völliger Verzweiflung und Reue. All die verwirrenden,
Weitere Kostenlose Bücher