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Herbst - Stadt

Herbst - Stadt

Titel: Herbst - Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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Form eines dichten, steten Nieselns, das alles durchtränkte und die leblose Welt noch dunkler, kälter und leerer erscheinen ließ. Heath war so müde. Dabei hatte er keine körperliche Arbeit verrichtet, die dafür verantwortlich zeichnen konnte. Allein in diesem Albtraum zu existieren, erwies sich als ständige Belastung, die Anstrengung erforderte.
    Unten drängten die Leichname unaufhörlich gegen das Gebäude. Mittlerweile hatten sich so viele eingefunden, dass die vordersten unter dem schieren Gewicht der Masse hinter ihnen zerquetscht wurden. Obwohl keinerlei Platz zur Verfügung stand, versuchten die gegen die Fenster und Türen gepressten Kreaturen vergeblich, weiter nach vorne zu gelangen. Sie besaßen weder die Kraft noch sonstige Fähigkeiten, um ins Gebäude zu gelangen, trotzdem versuchten sie beharrlich, die Überlebenden im Inneren zu erreichen.
    »Sind Sie hungrig, Bernard?«, fragte Yvonne.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Und selbst wenn, es wäre nichts Vernünftiges mehr zum Essen übrig.«
    Er hatte Recht. Die Nahrungsmittelvorräte der Überlebenden hatten einen gefährlichen Tiefstand erreicht. Sie hatten jeden Winkel des Universitätskomplexes geplündert und in den Kantinen und Verkaufsautomaten genug gefunden, um bisher zu überleben. In den frühen Tagen hatten sie sich zudem einige Male in die Stadt gewagt, um weitere Vorräte zu beschaffen, doch seither war das damit verbundene Risiko erheblich gestiegen. Sogar ein Mann wie Nathan Holmes, der anfangs so kühn gewirkt und nur Verachtung für die Leichen übrig gehabt hatte, zögerte mittlerweile, auch nur einen Schritt nach draußen zu gehen.
    Je länger Bernard und Yvonne die verrottende Horde unten betrachteten, desto augenscheinlicher wurden das Grauen und die Hoffnungslosigkeit ihrer Lage. Unten rechts erblickten sie Sonya Farley, die immer noch irgendwie die Überreste ihres Babys umklammerte. Ihr Körper verweste so rasch wie die der Kreaturen rings um sie. Weiter hinten in der widerlichen Masse, wo jene Leichname, die noch Bewegungsfreiraum hatten, auf die vielen Tausend stießen, die sich dicht gedrängt gegen die Mauern des Universitätsgebäudes pressten, zeigten sich allmählich tiergleiche Instinkte. Mit morbider Neugier und wachsender Abscheu beobachtete Yvonne, wie vereinzelt Leichen in ihrem Drang, näher an das Gebäude heranzugelangen, an anderen in ihrem Umfeld rissen. Sie hatte Gewalt schon immer als abstoßend empfunden, und dieser zornige, unkontrollierte und richtungslose Hass ließ ihr regelrecht das Blut in den Adern gefrieren. Wenngleich es schien, als richteten die Leichen ihre Aggressionen gegen die unzähligen Kadaver, die sie daran hinderten, voranzukommen, war klar, dass der einzige Grund dafür darin bestand, dass sie ihnen im Weg standen. Yvonne wusste, dass sie zweifellos selbst zum Opfer desselben Hasses würde, sollte sie sich je einer der abscheulichen Kreaturen von Angesicht zu Angesicht gegenübersehen.
    Auch Bernard beobachtete das Verhalten der Leichname. Sie veränderten sich, und er fragte sich, weshalb sie auf diese Weise reagierten. Er war ein intelligenter Mann, und wenngleich verwirrende Emotionen wie Angst und Verzweiflung seine Sicht der Welt beeinträchtigt hatten, wusste er, dass dieses rasch umschlagende Verhalten der Kreaturen einem logischen Muster folgen musste. Während er hinabstarrte, ließ er sich den chronologischen Ablauf der Entwicklung durch den Kopf gehen. Seit die Kreaturen nach ihrem Tod an jenem ersten Vormittag wiederauferstanden waren, hatte sich an ihrem Zustand eine allmähliche, aber unverkennbare Veränderung vollzogen. Die Leichen verwesten. So viel war selbst aus der Entfernung, aus der die Überlebenden sie beobachteten, offenkundig und unbestreitbar. Es schien, als hätte der Virus oder die Krankheit anfangs zwar den Körper sofort getötet, aber etwas im Inneren irgendwie überlebt. Es war beinah, als wären die Gehirne zunächst betäubt worden und als ließe diese Wirkung nun schrittweise nach. Die Fähigkeit, sich zu bewegen, war das erste Anzeichen gewesen. Bald darauf war unerwünschterweise hinzugekommen, dass die Leichen auf äußere Stimulationen reagierten. Eine ganze Weile hatte sich das Ausmaß der Regeneration der Kreaturen darauf beschränkt. Andere Grundbedürfnisse blieben unbefriedigt – anscheinend verspürten sie keinen Drang zu essen, zu trinken oder zu schlafen. Sie schienen in einem Zustand konstanter, sinnloser Bewegungen vor sich

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