Herbst - Zerfall
widersprach Priest. »Nichtstun sollte für alle die Devise sein. Alles, was die damit erreichen, ist, uns die Leichen wieder auf den Hals zu hetzen.«
»Sie könnten aber auch den Helikopter auf uns aufmerksam machen«, gab Caron zu bedenken und stürzte bereits halb betrunken den Wein hinunter.
»Gib ihnen doch einfach mal ‚ne Chance«, schlug Lorna vor.
Priest schüttelte frustriert den Kopf und begann, unruhig auf- und abzulaufen.
»Denk doch mal nach, Martin«, ergriff Gordon wieder das Wort, versuchte, Priest zu beruhigen und seine wachsende Panik zu bändigen. »Das könnte uns wirklich helfen. Das Feuer zieht diese Dinger an. Irgendjemand hat gestern gesagt, dass sie sich an die Musik allmählich gewöhnen – vielleicht beschäftigt sie das jetzt eine Weile länger und vernichtet zugleich ein paar Hundert von ihnen.«
»Ein paar Hundert?«, fauchte Priest ungehalten. »Ein paar hundert? Hast du auch nur die geringste Ahnung, wie viele von denen da draußen sind? Auf diesem verfluchten Golfplatz drängen sich Abertausende!«
»Und du hast gesagt, sie können dort nicht weg.«
»Nein, habe ich nicht. Ich sagte, wir haben es schwierig für sie gemacht, nicht unmöglich. Die Musik hat geholfen, sie dort zu halten, und der Umstand, dass so viele sich dort hinbewegt haben, hat auch dazu beigetragen. Aber wenn sie jetzt in größerer Zahl wieder Richtung Hotel schwenken, sind wir erledigt.«
»Aber sie wären selbst dann noch auf der anderen Straßenseite hinter zwei Zäunen, die sie nie und nimmer überwinden.«
»Wenn genug von ihnen in Flammen stehen, brennen sie sich vielleicht einen Weg durch«, entgegnete Priest, dessen nervöse Angst seine Logik völlig aussetzen ließ.
»Das ist wohl kaum wahrscheinlich«, meinte Caron.
»Wenn es so weit kommt, stelle ich mich auf eine Leiter und kippe Wassereimer über sie«, meldete sich Gordon gereizt zu Wort.
»Dafür hätten wir nicht mal genug Wasser«, fauchte Priest zurück, womit die Unterhaltung endgültig ins Lächerliche abdriftete.
Plötzlich stand Reeces Hund auf, der zu Lornas Füßen gelegen hatte, und stellte die Ohren auf.
»Was ...?«, setzte sie an. Der Hund schnupperte die Luft. Als Lorna sich vorbeugte, um ihm den Kopf zu streicheln, preschte er unvermittelt los. In vollem Tempo rannte das Tier über den Hof, schlängelte sich durch den marmorierten Rezeptionsbereich und sprang die Stufen hinunter.
Hollis wirbelte herum, als er die Hündin aus dem Augenwinkel wahrnahm, dann beobachtete er, wie sie auf den Pfad zulief, der vom Hotel wegführte. Sie blieb kurz vor der Mündung der Straße stehen und bellte.
»Pst!«, zischte Hollis, rannte zu dem Tier und versuchte instinktiv, es zu beruhigen. »Was ist denn los, Mädchen? Macht dir der ganze Lärm zu schaffen?«
Leichen näherten sich über den Pfad. Von seinem Platz aus erblickte Hollis zunächst nur vier, doch er wusste, dass höchstwahrscheinlich weitere folgen würden. Die Hündin preschte wieder los, sprang den ersten Kadaver an und schleuderte ihn flach auf den Rücken. Sie pflanzte die Vorderbeine auf den Rumpf der Leiche, drückte sie nieder, grub die scharfen Zähne in die zerlumpte Kleidung und zerrte daran. Die Kreatur auf dem Boden, unfähig zu begreifen, was mit ihr geschah, versuchte linkisch, das Tier von sich zu stoßen, doch es war zu stark und zu entschlossen. Vier weitere Kadaver schleppten sich träge an dem Getümmel zu ihren Füßen vorbei und stolperten weiter, ohne darauf zu achten.
»Leichen!«, brüllte Hollis und rannte zurück ins Gebäude, um sich eine Waffe zu besorgen. Gordon und Lorna, die das Bellen des Hundes bereits gewarnt hatte, kamen ihm entgegen.
»Viele?«, fragte Lorna, als sie sich am Rezeptionsschalter begegneten.
»Genug«, gab Hollis zurück, griff sich ein Beil und kehrte wieder um. Kurz schaute er auf und sah, wie Reece nach oben verschwand. Verdammter Feigling , dachte er.
Als er zurück auf den Parkplatz gelangte, war Lorna bereits in Stellung gegangen, um den ersten Leichnam mit einer Machete anzugreifen. Das Ungetüm – die schiefen, fauligen Überreste eines etwa vierzehnjährigen Schulmädchens – hielt stur auf sie zu. Lorna umfasste die Machete fest mit beiden Händen, schwang sie nach oben und grunzte vor Anstrengung und Befriedigung, als die Klinge die Unterseite des Kinns traf und das verseuchte Gesicht teilte. Ein zweiter Hieb ließ den Schädel wie eine Wassermelone explodieren und sprenkelte den Boden und die nächsten
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