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Herbst - Zerfall

Herbst - Zerfall

Titel: Herbst - Zerfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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nüchterner, emotionsloser Stimme ins Wort. »Bescheuerter Mistkerl. Was hat er sich bloß dabei gedacht?«
    Harte hievte sich vorne auf das kastenförmige Fahrzeug und stellte sich mit der Oberkante der Klapptür zu seinen Füßen hin. Er sank auf die Knie und drückte dagegen. Es gelang ihm, sie halb zu öffnen.
    »Priest«, zischte er. »Priest!«
    Knapp zwei Meter unter ihm begann Priest zu stöhnen.
    »Wir holen ihn später«, sagte Jas und kletterte selbst hinauf. Kurz spähte er auf Priests Körper hinab, der sich langsam rührte, dann rannte er die Länge des Busses hinab.
    »Sieht so aus, als wollte er die Straße räumen«, meinte Harte, der mittlerweile am Heck angelangt war und auf die Straße hinabblickte, die sich übersät mit unkenntlichen Haufen stinkender Überreste und voller Blut präsentierte.
    »Verfluchter Idiot. Alles, was er erreicht hat, ist, die Straße zu blockieren.«
    »Komm schon, er konnte doch nicht wissen, dass wir um die Kehre kommen würden, oder?«
    »Mir egal. Tatsache ist, er versperrt uns den Weg hinaus. Wie sollen wir dieses Ding hier wegschaffen?«
    »Keine Ahnung. Darüber zerbrechen wir uns später den Kopf. Erst mal sollten wir zurück zu den anderen.«
    Er wollte sich gerade in Bewegung setzen, als er in der Ferne das leise Dröhnen eines weiteren Motors hörte. Jäh hielt er inne und verharrte reglos. Woher stammte das Geräusch? Das mussten Webb und Amir sein. Wo um alles in der Welt hatten sie gesteckt?
    »Der Helikopter«, stieß Jas hervor, als er den Laut erkannte. Er schaute auf, sichtete das Luftfahrzeug und deutete darauf. Sein Herz hämmerte heftig in der Brust, seine Beine fühlten sich schwer vor Anspannung an. Zwei mächtige schwarze Rauchsäulen stiegen immer noch hoch in den Himmel – der Pilot musste sie gesehen haben. Bestimmt würde er herüberfliegen, um sich die Sache näher anzusehen. Es herrschte kaum Wind, weshalb der Qualm gerade emporstieg wie ein Pfeil, der auf das Hotel hinabzeigte. Jas starrte hinauf und versuchte, den Helikopter durch blanke Willenskraft dazu zu bringen, den Kurs zu ändern und näher zu kommmen.
    »Sie werden die Feuer sehen«, murmelte Harte. »Sie müssen sie sehen.«
    Jas starrte wie gebannt auf den winzigen schwarzen Punkt, der über die weißen Wolken kroch. Er sah ihm nach bis er verschwand, und betete bis zum letzten Augenblick, dass er schwenken und umkehren würde. Was er nicht tat.
    »Das war’s«, verkündete er niedergeschlagen und mit zittriger Stimme. »Ich glaube kaum, dass die noch mal kommen. Wir sind aufgeschmissen.«

51
    Webb schmeckte Blut im Mund. Es herrschte Düsternis, und er hatte Mühe, seine Umgebung zu begreifen. War es bereits Nacht? War er tatsächlich mehrere Stunden bewusstlos gewesen? Er hörte Wasser rinnen und roch einen durchdringenden Gestank. Was um alles in der Welt war geschehen? Webb versuchte, sich zu bewegen, doch ein jäher, scharfer Schmerz in den Eingeweiden ließ ihn innehalten. Mit kalten, geschwollenen Händen löste er sich von seinem Baseballschläger, der gegen ihn drückte. Einer der Nägel stach ihn. Zum Glück hatten mehrere dicke Kleidungsschichten verhindert, dass die Spitze seine Haut durchbohrte. Der Schmerz hörte sofort auf. Webb warf den Schläger beiseite. Er landete mit einem Poltern auf dem Dach des umgekippten Wagens unter Amir.
    »Amir«, zischte Webb und drehte leicht den Kopf, um den anderen Mann zu sehen. »Alles in Ordnung?«
    Amir reagierte nicht. Webb sah sich erneut verwirrt um. Allmählich gewöhnten sich seine Augen an die Düsternis. Amir hing mit dem Kopf nach unten, wurde von seinem Sicherheitsgurt gehalten. Was für ein Idiot legt in Zeiten wie diesen den Gurt an? Und warum liege ich mit dem Rücken auf dem Dach? Langsam kehrte in seinen umwölkten Verstand die Erinnerung wieder, dass sich der Wagen überschlagen hatte und mitten in einem Bach gelandet war. In Form von flüchtigen Bildern fiel ihm wieder ein, wie sie hier geendet waren. Da er sich nicht zu bewegen wagte, arbeitete er sich stattdessen gedanklich weiter zurück und besann sich, weshalb sie das Hotel überhaupt verlassen hatten. Wahrscheinlich waren die anderen mittlerweile dorthin zurückgekehrt und hatten ihn und Amir als tot abgeschrieben. Dann kam ihm ein neuer Gedanke. Moment mal ... vielleicht ist es noch gar nicht so spät. Er drehte den Kopf herum und schaute durch das Fenster an seiner Seite.
    Das Glas wurde fast vollständig von Schlamm und einer Leiche verdunkelt, deren

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