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Herbst - Zerfall

Herbst - Zerfall

Titel: Herbst - Zerfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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Beine unter dem Auto eingequetscht waren und die erfolglos versuchte, sich zu befreien. Wenn sie die trägen Arme bewegte, erkannte er eindeutig das Aufblitzen von Tageslicht.
    Ich muss hier raus.
    »Amir«, zischte er erneut. Es gelang ihm, sich zu strecken und Amir an der Schulter zu schütteln. Er fühlte sich kalt an. War er tot? Webb schüttelte ihn abermals, erzielte jedoch nach wie vor keine Reaktion. Was sollte er tun? Langsam bewegte er die Beine und stellte fest, dass es ihm gelingen konnte, sich um den Rand der Rückenlehne des Sitzes vorzuarbeiten, auf dem er gesessen hatte, als der Unfall geschah.
    Er nutzte den Platz, streckte sich und robbte das Dach entlang in Richtung des Motors. Der Wagen war in einem leichten Winkel zum Liegen gekommen. Die Vorderseite ragte aus dem Wasser, lag am Ufer, während das Heck untergetaucht war. Wenn es ihm gelänge, die Windschutzscheibe einzuschlagen, könnte er unter der Motorhaube hinauskriechen. Was danach geschehen würde, konnte er nur auf sich zukommen lassen. Die eindringlichste Erinnerung an die Augenblicke kurz vor dem Unfall war die einer unglaublichen Masse von Leichen, in die sie gerast waren.
    »Amir«, flüsterte er ein drittes Mal, »nun komm schon.« Als er immer noch keine Antwort erhielt, streckte er die Hand aus und tastete am Hals des Mannes nach einem Puls. Amirs Haut fühlte sich warm, aber klamm an. Webb fiel auf, dass sich auf dem Dach unter dem herabhängenden Kopf eine Blutlache gebildet hatte. Vorsichtig drehte er Amirs Gesicht. An der Stirn prangte eine Platzwunde, und als Webb zurückschaute, erblickte er mitten auf der gesprungenen Windschutzscheibe einen entsprechenden Blutfleck. Es war ironisch, dass Amir derjenige gewesen war, der sich angeschnallt hatte. Armer Teufel , dachte Webb.
    Als er sich herumdrehte, stieß er mit dem Fuß gegen den Benzinkanister, der ebenfalls auf dem Dach gelandet war. Den Wagen anzünden und die Toten ablenken, so hatte der Plan gelautet. Er konnte immer noch funktionieren. Zwar hatte er keine Ahnung, wo genau er sich vom Hotel aus gesehen befand, aber überall auf dem Golfplatz wäre es weit genug weg, um die anderen nicht zu gefährden, wenngleich ihm ohnehin herzlich wenig an ihnen lag. Pfeif auf den Helikopter , dachte er. Den Wagen in Brand zu stecken, würde für genug Ablenkung sorgen, um ihm die Möglichkeit zu verschaffen zu verschwinden.
    »He, Amir«, sagte er, diesmal etwas lauter. Erneut schüttelte er Amirs Schulter, und wieder blieb eine Reaktion aus, abgesehen davon, dass statt der bisher vereinzelten Blutstropfen ein zäher Faden übelkeitserregend langsam herabtroff.
    Zeit zu handeln. Webb konnte nichts für ihn tun. Webb drehte sich in dem beengten Platz auf dem Rücken um hundertachtzig Grad herum und trat gegen die Windschutzscheibe. Nach drei kräftigen Versuchen gab das bereits gesprungene Glas nach. Er drehte sich zurück, ergriff den Benzinkanister und den Baseballschläger und kroch aus dem Auto.
    Der erschreckende Anblick, der sich im bot, ließ ihn beinah zurück in Deckung huschen, aber er zwang sich weiter. So weit er sehen konnte, präsentierte sich der Bach als ekliger Eintopf des Verfalls, strotzend vor etlichen Leichen, die im Lauf der Zeit hineingefallen waren und nicht mehr hinauskonnten.
    In dem Graben gefangen, bewegten sie sich unablässig, ohne von der Stelle zu kommen. Das Wasser, das er unter dem Dach des Wagens gehört hatte, erwies sich lediglich als ein erbärmliches Rinnsal, gefüllt mit unkenntlichen Klumpen, bräunlich grün verfärbt, was Webb an Erbrochenes erinnerte.
    Die am nächsten befindlichen Leichen waren von dem Wagen oder voneinander eingezwängt, und Webb stellte fest, dass er sich überraschend einfach zwischen ihnen bewegen konnte. Rasch öffnete er den Benzinkanister und stellte ihn unter der Motorhaube ab. Er riss einen Stoffstreifen vom Rücken eines Leichnams, der mit abgewendetem Gesicht festhing, tränkte ihn mit Benzin und stopfte ihn in den Stutzen des Kanisters. Dann holte er unter mehreren Kleiderschichten sein Feuerzeug hervor, zündete den Lappen an und kroch hastig weg.
    »Webb ...«
    Was um alles in der Welt war das gewesen? Angespannt wirbelte Webb herum. Es hatte sich wie Amir angehört, aber der war doch tot, oder? Großer Gott, was, wenn er sich geirrt hatte? Wenn er noch lebte und nur bewusstlos gewesen war? Webb sah ihn durch die kaputte Windschutzscheibe. Er schien sich nicht bewegt zu haben. Seine Augen waren immer noch

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