Herbst - Zerfall
Lenkrad hervorzukommen) schlug sein verwesendes Gesicht gegen die Scheibe, als sie sich näher heranbewegten.
»Das Problem dabei ist«, erklärte Hollis, der die hektischen Bewegungen des toten Fahrers nicht beachtete, »dass es so aussieht, als ob der Wagen verkeilt wäre.« Er beugte sich über die Front des Lasters und sah nach. Durch den Aufprall war das niedrige Vordach der Eingangsterrasse auf sein Dach herabgestürzt; sichtbare Risse verliefen über die Vorderseite des Gebäudes und in vielen Fenstern im ersten Stock war das Glas zerbrochen. »Wenn wir ihn bewegen, besteht das Risiko, dass alles miteinander einstürzt.«
»Also?«, knurrte Webb, der seine Aufmerksamkeit wieder dem Unfall zuwandte.
»Daher könnte es passieren, dass wir die Straße verstopfen, anstatt sie frei zu räumen«, erwiderte er und wünschte sich, er würde nicht mit jemanden, der so begriffsstutzig war wie Webb, am Arsch der Welt festsitzen.
»Das wird schon klargehen«, sagte Harte, trat vorsichtig unter das Vordach und versuchte, den Schaden abzuschätzen. »Ich glaube nicht, dass es eine andere Möglichkeit gibt, wie man ihn bewegen ...«
Seine Aufmerksamkeit wurde durch eine plötzliche Bewegung von Lorna abgelenkt. Sie hetzte zur gegenüberliegenden Seite der engen Straße und packte nach einer blutbefleckten Gestalt, die wütend auf sie zutaumelte. Sie fasste nach dem dürren Hals und drängte sie gegen die nächste Wand zurück, bevor sie ihr den Schädel zerschmetterte und wiederholt mit dem Tischlerhammer zuschlug, den sie bei sich trug. Manchmal erschreckte sie sich selbst vor der eigenen Grausamkeit. Sie sah auf und bemerkte, dass das verdammte Ding nicht alleine war.
»Beeilt euch!«, zischte sie, blickte nochmals die Straße hinunter und zählte mindestens sieben weitere Leichen, die in ihre Richtung liefen. »Sie kommen!« Webb, dessen Begierde nach Gewalt trotz der Vorfälle der letzten vierundzwanzig Stunden offensichtlich unvermindert war, rannte, den Baseballschläger wild durch die Luft schlagend vorwärts, um die herannahenden Toten abzufangen. Er ließ seine Waffe in das Gesicht des Kadavers krachen, der ihm am nächsten war und traf ihn passgenau. Während die Leiche wie ein unkoordinierter Säufer blindlings rückwärts in die beiden anderen Kadaver hineinstolperte und sie zu Boden riss, musste er beinahe laut auflachen. Er rannte mit raubtierhafter Schnelligkeit vorwärts und war dazu entschlossen, sie alle zu erledigen, bevor sie sich wieder aufrappeln konnten.
»Also, was tun wir?«, fragte Jas eilig, da er sah, dass noch mehr Leichen auf sie zukamen. »Bewegen wir das Ding oder drehen wir um und suchen nach einer anderen Durchfahrt?«
»Driver wird es niemals schaffen, den Bus hier umzudrehen. Er müsste ihn rückwärts hinausfahren ...«, fing Hollis an, beendete den Satz vorzeitig und wirbelte herum, als er plötzlich hörte, dass sich der Bus bewegte. Jas ließ die Kettensäge an und rannte zu dem riesigen Fahrzeug zurück, während die am weitesten vorgerückten Gestalten an der Spitze einer unangenehm großen Leichenhorde begannen, dahinter herzustolpern. Er hielt die Kettensäge in Taillenhöhe und watete in sie hinein, zog die rotierende Klinge von der einen zur anderen Seite und mähte die Kreaturen nieder, als ob er Feldfrüchte ernten oder Bäume fällen würde. Die Straße unter seinen Füßen, bislang abgesehen von ein wenig Schutt und zerbrochenem Glas verhältnismäßig sauber, wurde plötzlich von Blut und Sekreten überschwemmt. Während er die Beine von einem weiteren Leichnam abschnitt, der dummerweise auf ihn zustolperte, beschleunigte der Bus. Driver, der uncharakteristisch aufmerksam und entschlossen schien, ließ ihn vorwärtsrollen, lenkte ihn quer über die Straße und reversierte, um die Breite des schmalen Durchganges vollständig zu versperren und dadurch zu verhindern, dass noch weitere Tote hindurchkamen.
Caron stand am oberen Busdeck neben Gordon und blickte ungläubig nach unten, als sich die gesamte Straße hinter ihnen rasch mit totem Fleisch verstopfte. Sie war seit Wochen, vermutlich sogar über einen Monat nicht so nahe bei ihnen gewesen und wurde sowohl durch ihr Erscheinen wie auch durch die plötzliche Vielzahl in Angst versetzt. Körperlich waren sie in einem unglaublichen Ausmaß verfallen und wirkten grotesk; sie verwesten und zerfielen buchstäblich direkt vor ihren Augen, bewegten sich jedoch zugleich weiterhin mit unbestreitbarer Triebkraft und Absicht
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