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Herbst - Zerfall

Herbst - Zerfall

Titel: Herbst - Zerfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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und der gegenüberliegenden Seite der Stadt war krass; es gab hier so selten Leichen und beträchtlich weniger Wracks und Ruinen zu sehen, wie schon lange nicht mehr. Hollis bemerkte, dass es immer noch genügend verräterische Anzeichen der Verwüstung gab, die das Land zugrunde gerichtet hatte, wenn man nur ein wenig genauer hinsah. Moos und Unkraut nahmen langsam überhand und bedeckten alles mit Grün- und Brauntönen. Gebäude, herrenlose Fahrzeuge und tote Körper wurden gleichermaßen verschlungen und von der Landschaft aufgesogen.
    »Wo ist der Bus?«, fragte Jas und blickte angespannt über die Schulter. Hollis warf einen raschen Blick in den Spiegel. Die Straße hinter ihnen war leer. Er bremste ab (wagte aber nicht, stehen zu bleiben, obwohl sich rings um sie recht wenig Leichen befanden) und wartete. Ein paar Sekunden später kam der klobige, blutbespritzte Bus wieder in Sicht; Hollis war von der plötzlichen Freiheit der offenen Strecke unvorbereitet erwischt worden und einfach zu schnell gefahren.
    »Da sind sie«, verkündete er und beschleunigte wieder.
    Die breite Allee bog nach links ab und führte rund um den Fuß eines großen Hügels. Etliche hundert Meter voraus befand sich eine Verkehrsinsel, an der große, nur schwer erkennbare moosüberzogene Plakate hingen. Hollis hatte erwartet, dass er sich an die Strecke zum Messezentrum, über das Driver gesprochen hatte, erinnern würde, doch da seine Nerven wie alles andere zerrüttet waren, benötigte er Rückversicherung.
    »Irgendwelche Ideen?«, fragte er hoffnungsvoll.
    »Zweite Ausfahrt«, erwiderte Lorna leise, mit einer Stimme, in der Beklemmung und Nervosität mitschwang. Hollis lenkte den Laster rings um den Kreisverkehr und zuckte ein wenig zusammen, als er in einen einsamen Leichnam pflügte, der ihm törichterweise in die Spur gelaufen war.
    »Ich muss mal pinkeln«, sagte Jas und pochte heftig gegen die Seitenwand des Lasters.
    »Und was soll ich deiner Meinung nach machen?«, schnappte Hollis.
    »Naja, zunächst einmal könntest du den Lastwagen anhalten und mich rauslassen«, antwortete er ungehalten. »Ich wird’s nicht hier drinnen machen.«
    »Und ich werde nicht anhalten.«
    »Stell dich nicht so dumm an, Hollis, ich muss verdammt dringend.«
    »Du musst anhalten«, mischte sich Webb ein. »Mach schon, ich muss auch.«
    »Dann pinkelt in eine Flasche oder sonst was und schmeißt die aus dem Fenster. Ich werde nicht anhalten. Denkt dran, was da hinten passiert ist.«
    »Das war ein Unterschied, wie du weißt«, seufzte Jas. »Das war mitten in einer Stadt, um Himmels willen. Hier draußen ist nichts in der Nähe.«
    »Meinst du? Schau mal da hin.«
    Er zeigte auf eine Landfläche, die rechts neben einem anderen Kreisverkehr lag und auf der eine Anzahl von Leichen, die sich vor einer verfallenen Tankstelle und einer Raststätte versammelt hatten, zwischen den Pumpen und Nebengebäude umherschwirrten. Als sie den Motorenlärm hörten, begannen sie sich unverzüglich in einer bunt gemischten Gruppe in Richtung der Straße zu drängen.
    »Na und?«, protestierte Webb. »Da sind fünfzehn, vielleicht zwanzig davon. Verdammter Mist, Hollis, jeder von uns konnte hinten bei den Wohnungen mit einer solchen Anzahl alleine fertig werden.«
    »Ja, aber wir sind jetzt nicht bei den Wohnungen, oder? Wir sitzen hier draußen fest und wir wissen nicht ...«
    »Eine Leiche ist eine Leiche, ganz egal, wo sie ist.«
    »Das ist mir schon klar, aber wir kennen das Gebiet nicht ...«
    »Hier sind überall Felder, verdammt noch mal. Da gibt’s nichts zu kennen.«
    »Die Dinge liegen anders, wenn wir das Gebiet nicht kennen. Denk daran, was zuvor passiert ist.«
    »Komm schon, Hollis, hör auf mit den Ausreden und halte den Laster einfach nur eine Minute lang an, damit wir pinkeln können.«
    »Nein.«
    Hollis stieg auf das Gas, erhöhte die Geschwindigkeit und raste auf eine Gruppe Leichen zu, die hinaus auf die Straße getaumelt waren. Er wich ihnen aus, beschleunigte wieder und raste eine Gerade entlang, während der Bus hinter ihnen herrollte und versuchte, sie einzuholen.
    »Du verdammter Idiot«, zischte Webb. »Bloß weil du Schiss hast, muss der Rest von uns leiden. Weißt du eigentlich, was ich an dir am meisten hasse ...?«
    »Halt den Mund!«, ordnete Hollis an und brachte den quengelnden kleinen Trottel auf dem Rücksitz zum Schweigen, indem er mit dem Laster scharf nach rechts abbog. Er fuhr mit einer so hohen Geschwindigkeit, dass zwei der

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