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Herbst - Zerfall

Herbst - Zerfall

Titel: Herbst - Zerfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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Anstrengung voran und fühlte sich verhältnismäßig sicher, da er durch die dicken, geradezu undurchdringlichen Hecken zu beiden Seiten der Straße vom Rest der Welt abgeschirmt war. Gelegentlich konnte er durch die Lücken zwischen den verbogenen Ästen und Blättern die Bewegungen auf dem Golfplatz erkennen – von den dummen, umhertorkelnden, ziellosen Hüllen – doch er blieb für sie unsichtbar. Sie hatten beide Straßenenden durch Autos, die den toten Hotelgästen gehört hatten, abgesperrt. Hier würde nichts hindurchkommen.
    Die Musik konnte er jetzt deutlich hören; es war eine herrliche, trällernde Melodie, die zart in der Luft schwebte und von dem unablässigen stampfenden Pochen des Generators untermalt wurde. Es spielte jedoch nur noch eine der Musikanlagen. In dem Generator, der die andere Maschine mit Strom versorgte, musste der Treibstoff bereits ausgegangen sein, mutmaßte er. Zum Glück hatte er Zugang zu sehr vielen weiteren der verschiedenen Fahrzeuge, die vor Ort zurückgelassen worden waren. Er und Reece hatten nahe an der Rückseite des Klubhauses ein Lager aufgebaut, das – so hoffte er –zumindest noch ein paar Wochen lang für ihre Abstecher ausreichen würde. Während er zwei Treibstoffkanister abfüllte, dachte er daran, dass es überlebensnotwendig war, die Musik weiterhin abzuspielen.
    Unten in den Schatten war es beruhigend dunkel. Geradeaus konnte er die Biegung im Pfad erkennen, die zur Rückseite des Klubhauses führte und sein Herz begann wieder zu rasen. Herrgott, er hasste es, den Toten so nahe zu sein. Er wollte sie nicht ansehen, nicht einmal für den Bruchteil einer Sekunde in Augenkontakt treten, und zur selben Zeit hingegen musste er sie beobachten. Er hatte in Alarmbereitschaft zu verharren, obwohl er nicht wusste, was er tun sollte, falls er einmal irgendwelchen von ihnen gegenüber stehen würde. Es war eine Sache gewesen, das Hotel von den steifen, schaufensterpuppenartigen Leichen zu säubern, noch ehe diese aufgestanden waren und sich wieder bewegt hatten, doch es mit diesen widerwärtigen Kreaturen zu tun zu haben, war nun eine völlig andere Angelegenheit.
    Ursprünglich war es ein Lieferanteneingang für diejenigen, die es sich nicht leisten konnten, durch die Vordertür in das Klubhaus zu gehen, gewesen und Priest war dankbar für diesen geschützten und abgeschirmten Weg ins Innere. Da er eingezäunt war und vom Rest des Gebäudes verborgen lag, war es dadurch vormals möglich gewesen, Lieferungen auszuhändigen und Abfälle zu sammeln, ohne dass die wenigen Überprivilegierten die Arbeiter dabei sehen mussten, wie sie ihren Pflichten nachgingen. Heute gelang es ihm dadurch schlichtweg, ungesehen ins Innere zu kommen; und wie er es liebte, im Klubhaus umherzugehen, wenn er erst einmal dort war. Dieser Ort war viel zu lange der exklusive Ruhesitz der Überbezahlten und Unausgelasteten gewesen, und Priest verspürte eine tiefe, selbstgefällige Zufriedenheit bei dem Wissen, dass er überlebt hatte, während die Mitglieder des Golfklubs, ungeachtet ihres Reichtums, alle nahezu sicher gestorben waren. Als Mann, der die freie Natur liebte und nicht verstanden hatte, warum so viele Morgen wundervolles Land für ein paar wenige Auserwählte reserviert gewesen war, die umhergeschlendert waren und kleine Bälle in Löcher geschlagen hatten, war er daran gewöhnt gewesen, die Golfer mit beinahe ebenso viel Inbrunst zu hassen wie nun die Toten.
    Priest stand am Fuße der Treppe und hörte der mitreißenden klassischen Musik zu, die aus dem oberen Stockwerk erscholl. Die Beleuchtung im unteren Geschoss war vernachlässigbar, da alle Fenster verrammelt und die Türen verschlossen und verriegelt worden waren, um die Leichen davon abzuhalten, einen Blick auf ihn zu erhaschen, wenn er sich hier befand. Wichtiger noch bewahrte es ihn davor, sie ansehen zu müssen. Er wusste, dass sie da draußen waren. Hunderte, möglicherweise Tausende von ihnen, die ihre verrottenden Gesichter fest gegen die Seiten des Gebäudes gepresst hatten und unablässig mit ihren bleiernen, unempfänglichen Händen gegen die Wände hämmerten.
    Er holte tief Atem und erklomm rasch die schlammbespritzten, aber mit luxuriösem Teppichboden bedeckten Stufen, während er die zwei Kanister mit Treibstoff mit sich trug. Während er den Flur entlanghastete, der sich in Richtung des Sitzungsraums erstreckte, in dem er die erste Anlage aufgebaut hatte, kam er an den kostspielig eingerahmten Porträts

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