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Herbst - Zerfall

Herbst - Zerfall

Titel: Herbst - Zerfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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einzubilden, dass er sie alle loswerden könnte oder zumindest in der Lage dazu wäre, sie zurückzudrängen.«
    »Das wird nie was, oder?«
    Hollis zuckte die Achseln.
    »Ich nehme es nicht an. Für eine Weile lang dachte ich, dass es klappen könnte. Die meisten von uns wurden mit hineingezogen, als er es zum ersten Mal vorschlug, aber es war recht schnell offensichtlich, dass es nicht funktionieren würde. Es hätte uns Jahre gekostet ...«
    »Alles, was ihr tut, besteht darin, sie aufzuwiegeln. Ihr zeigt ihnen lediglich, wo ihr seid und ladet sie dazu ein, vorbeizukommen und euch einen Besuch abzustatten.«
    »Wie schon gesagt, versuch das Webb zu erklären.«
    »Dein Freund ist nicht gerade der Hellste, oder?«
    »Er ist nicht besonders helle und absolut nicht mein Freund«, knurrte Hollis und blickte sich in den leeren Regalen und Schränken um. »Ich muss dir allerdings trotzdem etwas sagen, auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wie eine zerbrochene Schallplatte anhöre: Wir müssen hier raus und Vorräte besorgen. Wenn wir das nicht tun, werden wir hier herumsitzen und verhungern.«
    Priest wurde bange ums Herz. Nicht schon wieder, dachte er. Seit die anderen gestern angekommen waren, und nach der Unterhaltung, die sie letzte Nacht geführt hatten, hatte er über kaum etwas anderes nachgedacht. Auch wenn er es sich nicht eingestehen wollte, so wusste er doch genau, dass Hollis Recht hatte. Um ein paar Stunden im Freien willen konnten sie ihre Situation dramatisch verbessern. Der Gedanke daran, mit den erbärmlichen Resten, die sie im Hotel hatten, überleben zu müssen, war deprimierend. Letzte Nacht hatten sie etwas gegessen, das Ähnlichkeiten mit einer richtigen Mahlzeit besessen hatte. Sicher, nichts davon war frisch gewesen und es war kalt und zusammengewürfelt gewesen, doch es war die beste Nahrung, die er seit Wochen zu sich genommen hatte. Danach hatte er sich wieder energiegeladen gefühlt und nach ein wenig Unterhaltung, ein paar Gläser Wein und einer lange überfälligen Zigarette hatte er sich für eine Zeit lang als nahezu wieder menschlich verspürt.
    »Du hast Recht«, zwang er sich griesgrämig zu einem Eingeständnis.

31
    Caron saß am Fußende ihres Bettes und hielt den Kopf in den Händen. Sie war entkräftet. Es ergab keinen Sinn – das hier war das bequemste Bett, das sie seit über zwei Monaten zur Verfügung hatte, sie war in der sichersten Umgebung mit neuen Gesichtern, ohne Horden toter Körper – und es war ihr noch immer nicht gelungen, etwas Schlaf zu finden. Im Grunde genommen konnte sie den Kopf nicht einmal für ein paar kostbare Minuten frei genug bekommen, um abzuschalten. Jedes Mal, wenn sie die Augen schloss, stellte sie sich Ellie, Anita, ihren Sohn Matthew oder einen der anderen, die sie vor kurzem im Stich gelassen hatte, vor.
    Carons Zimmer war das erste am zweiten Stock des Westflügels. Seine Ecklage ermöglichte ihr einen eindrucksvollen und ausladenden Ausblick auf die Front und Seite des Hotels. Sie erhob sich und ging zum Fenster, da sie die beschränkte Wärme der Sonne, die gerade durch eine dichte Wolkenschicht blinzelte, genießen wollte. Der Teppich unter ihren Füßen fühlte sich unerwartet warm und weich an und sie konnte sich nicht an das letzte Mal erinnern, an dem sie barfuß umhergegangen war. Der Blick nach draußen war klar und ungestört; es gelang ihr, meilenweit zurück in die Richtung zu blicken, aus der sie gestern gekommen waren. Außer Hügeln, Feldern und offenem Raum konnte sie nichts erkennen. Sie versuchte, noch weiter in die Ferne zu blicken, geradewegs in Richtung des unscharfen Horizontes. Irgendwo da draußen, erinnerte sie sich betrübt, lag das heruntergekommene Gebäude und darin befand sich das kranke Mädchen, die sie zurückgelassen hatten. Gewiss, es war ihr klar, dass Ellie gestorben war und es nichts gegeben hätte, womit sie ihr geholfen hätte, doch hatte sie es tatsächlich verdient, auf diese Art und Weise alleine gelassen zu werden? War sie überhaupt allein gewesen? War es diesen gottverlassenen Ungeheuern, die sich unablässig die Straßen entlangschleppten, irgendwie gelungen, sich einen Weg noch weiter den Hügel hinauf und in das Gebäude hinein zu bahnen? Hatten sie sie gefunden und Glied für Glied in Stücke gerissen, wie sie es mit Stokes gemacht hatten? Noch schlimmer, was war, wenn sie von ihrer Krankheit genesen war? Sich das vorzustellen, dass sie, wenn sie endlich aus ihrem fiebrigen Unwohlsein

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