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Herbst - Zerfall

Herbst - Zerfall

Titel: Herbst - Zerfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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eher einem mittelalterlichen Foltergerät als etwas, das an und für sich dafür konzipiert worden war, um etwas Gutes zu bewirken.
    »Was macht man mit dem da?«, fragte er. Jas gab keine Antwort.
    »Sieh dich einfach vor, wenn du in Webbs Nähe bist«, warnte er mit leiser und todernster Stimme. »Ich habe ihn im Einsatz gesehen und das gefiel mir nicht. Ich habe ihn beobachtet, als er dachte, ihm würde niemand zusehen und gesehen, wie er einige Dinge tat ...«
    »Was für welche?«
    Jas, der plötzlich viel näher stand, ging nicht darauf ein. Er ging an Harte vorbei und stellte sich an den Rand des Beckens. Das ehemals saubere, gechlorte Wasser war bereits seit langem zu einem mattgrünen, stinkenden, algengefüllten Brei geworden. Durch die geschlossenen Türen hatten das gläserne Dach und die Wände den Ort in ein Gewächshaus verwandelt.
    »Das spielt jetzt keine Rolle«, erwiderte er schlussendlich, »sei einfach vorsichtig, das ist alles. Er hat jetzt einen neuen Freund gefunden. Wir müssen sicherstellen, dass er nicht über die Stränge schlägt und anzugeben beginnt.«
    »Dieser Knabe, Sean, wirkt ganz in Ordnung. Er scheint recht vernünftig zu sein.«
    »Der gleicht einer gespannten Sprungfeder«, meinte er. »Der arme Kerl sitzt hier mit einem Haufen alter Säcke fest, die Angst vor den eigenen Schatten haben. Nach dem Staub hier drin zu urteilen, hat er die Kraftkammer nicht benutzt, um Dampf abzulassen. Der ist voller Teenagerneurosen und Hormone. Ich sage dir, der kann’s kaum erwarten, hier rauszukommen und Action zu erleben, um zu beweisen, dass er ein Mann ist.«
    »Für mich sieht er nach einem Klappergestell aus«, brummte Harte. »Der könnte sich ja nicht mal den Weg aus ‚ner verfluchten Papiertüte erkämpfen.«
    »Stille Wasser sind oft tief.«
    »Wie du meinst.«
    »Ernsthaft. Lass ihn bloß nicht außer Kontrolle geraten. Falls du Ansätze dafür erkennst, knöpf ihn dir vor. Wenn er Webb als Vorbild betrachtet, kriegen wir alle möglichen Probleme mit –«
    Unterbrochen von einem plötzlichen Krachen verstummte Jas.
    »Was, zur Hölle, war das?«, fragte Harte angespannt. Jas verschwand durch die nächstbeste Tür und rannte den Korridor entlang. Reeces Hündin kam auf sie zu und rannte in die Richtung des kleinen Büros, in dem Priests ›zahme‹ Leiche gehalten wurde. Unter dem Fenster hielt das Tier inne. Es schaute auf und knurrte, bellte aber nicht. Reece selbst folgte atemlos mit einigem Abstand. Jas spähte durch das Glas.
    »Gibt’s ein Problem?«, wollte Reece wissen.
    »Das dumme Ding ist umgekippt«, antwortete Jas. »Sieht so aus, als hätte es sich in einem Spind eingesperrt.«
    »War das wirklich alles?«, stieß Harte mit hämmerndem Herzen hervor. Er schaute über Jas’ Schulter. Im gesprenkelten Licht, das durch das Dachflächenfenster einfiel, sah er auf dem Boden einen Metallspind, der am Vortag noch nicht dort gelegen hatte, doch von der Leiche fehlte jede Spur.
    »Sie hasst diese verdammte Kreatur«, erklärte Reece, beugte sich hinab und streichelte das Fell seiner Hündin. »Nicht wahr, Mädchen?« Das Tier rührte sich nicht. »Es weckt ihren Beschützerinstinkt, wenn das Ding Geräusche verursacht.«
    »Bist du sicher, dass das alles war?«, wiederholte Harte mit kaum vernehmbarer Flüsterstimme. »Wo ist es?«
    »Da drüben«, gab Jas zurück und deutete in eine Ecke des Raums. Harte starrte mit zusammengekniffenen Augen in die Düsternis, konnte jedoch nichts erkennen. Dann erblickte er den Bruchteil einer Sekunde lang einen unbeholfen, hinter einem Metallregal schwingenden Arm. »Hat uns wahrscheinlich gehört, als wir am Pool waren. Und jetzt versteckt sich das Mistding!«
    Er fühlte sich etwas mutiger, trat einen Schritt näher und drückte das Gesicht gegen die Scheibe. Als sich seine Augen allmählich an die spärliche Beleuchtung gewöhnten, konnte er deutlich die Umrisse der Gestalt in der Ecke ausmachen. Einen Lidschlag lang dachte er, sie erwiderte seinen Blick.
    »Es gefällt niemandem von uns, diese Kreatur hier zu haben«, murmelte Reece. »Ich finde, Martin entwickelt zu viel Nähe zu ihr. Allerdings lässt sich nicht leugnen, dass sie nützlich ist. So können wir genau beobachten, wozu diese Dinger fähig sind, und wir wissen, wenn dieses hier soweit verrottet ist, dass es nicht mehr aufstehen kann, können wir uns gefahrlos wieder hinauswagen.«
    »Wie sollen wir denn seinen Zustand beurteilen, wenn es sich ständig im Dunklen

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