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Herbst - Zerfall

Herbst - Zerfall

Titel: Herbst - Zerfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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blockierte. »Schwing die Hufe!«
    Sean beobachtete, wie sich Webb athletisch an der Seite des Busses hochzog, indem er den Außenspiegel verwendete, über das Dach kletterte und sich auf der anderen Seite hinabließ. Mit erheblich mehr Mühe folgte ihm Sean und überwand das Fahrzeug schwerfällig, ehe er halb springend, halb fallend neben Webb mitten auf der trostlosen Kreuzung landete, auf der die Überlebenden am Vortag gekämpft hatten. Die Überreste des Blutbads waren unglaublich. Er hatte noch nie etwas Vergleichbares gesehen. Ein grotesker Teppich aus Blut, Körperteilen und verstümmelten menschlichen Überresten bedeckte den Boden. Es war ein grauenhafter Anblick, dennoch konnte er die Augen nicht davon lösen. Er hatte zwar schon einiges zu sehen bekommen, seit vor Wochen alle zusammengesackt und gestorben waren, aber noch nie etwas Derartiges.
    Sean ertappte sich außerdem dabei, Webb zu beobachten, der sich ungerührt einen Weg durch das Chaos bahnte, indem er mit dem nagelbewehrten Baseballschläger verwesende Eingeweide und zertrümmerte Knochen beiseitefegte. Die Gewalt, die sich Sean jenseits der Hotelmauern ausgemalt hatte, wurde schlagartig unangenehm nah und real.
    »Also gut«, verkündete Webb selbstbewusst, fast überheblich. »Legen wir los.«
    Sean versuchte, etwas zu sagen, musste jedoch feststellen, dass er nicht konnte. Sein Mund war vor Anspannung wie ausgedorrt. Er konnte nur beobachten, wie sich Webb umsah und anschließend zur gegenüberliegenden Seite der Kreuzung lief. Dort kletterte er auf das Kabinendach eines Lasters, kniete nieder und betrachtete die Toten auf der anderen Seite, die sofort auf ihn zuströmten. Webb benutzte den genagelten Baseballschläger wie eine bizarre Angelrute, hakte ihn in den Rücken eines der am nächsten stehenden Leichname und zerrte ihn nach oben aus der Menge. Das Gewicht des ausgemergelten Körpers war vernachlässigbar und bereitete ihm keine Mühe. Er stand auf und verharrte kurz, um das Gleichgewicht zu festigen, als die Kreatur sich von den Nägeln zu winden drohte, die ihre Haut durchstoßen und sich zwischen den Nacken- und Schulterknochen verkeilt hatten. Mit einem Ruck zog Webb den Kadaver etwas höher, bis die baumelnden Füße über den Köpfen der übrigen Leichen hingen, dann schwenkte er ihn herum und warf ihn auf der anderen Seite des Lasters zu Boden. Die Kreatur landete plump in Seans Nähe auf der Straße und begann sofort, sich auf die Beine zu rappeln. Sean wich nervös zurück.
    »Jetzt sei nicht so verdammt nutzlos«, knurrte Webb, als er zurück heruntersprang und den Baseballschläger wieder in den Rücken der Kreatur grub. »Es besteht kein Grund zur Sorge. Einer von denen allein kann dir nichts anhaben.«
    Vorsichtig trat Sean einen einzigen Schritt auf die abscheuliche Hülle eines Mannes zu, der sich zornig am Ende von Webbs Baseballschläger wand. Das groteske Erscheinungsbild des Leichnams fesselte Sean. Konnte dieses Ding wirklich einst menschlich gewesen sein? Die verfärbte Gesichtshaut war aufgerissen, voller Blasen und Vertiefungen. Blut, Eiter und alle möglichen sonstigen Flüssigkeit hatten den unregelmäßigen Bart, der das Kinn bedeckte, und das lockige, dunkle, in die Stirn hängende Haar verfilzt. Der Mund hing offen, der Kiefer bewegte sich unablässig auf und ab, wodurch der Eindruck entstand, die Kreatur kaue oder murmle. Als Sean sich der Leiche näherte, hob sie die Arme und begann, damit in der Luft zu fuchteln, versuchte krampfhaft, nach ihm zu greifen, wurde jedoch von Webb zurückgehalten.
    »Bist du dir da sicher?«, fragte Sean und setzte dazu an, wieder zurückzuweichen.
    »Absolut«, antwortete Webb. Damit drehte er den Schläger und wand ihn aus sehnigem Fleisch. Als die Leiche bemerkte, dass sie sich unverhofft wieder frei bewegen konnte, stürzte sie mit überraschender Geschwindigkeit auf Sean los, der hoffnungslos langsam reagierte. Als die widerwärtige Kreatur mit ihm zusammenprallte, riss er die Arme hoch, stieß sie von sich und spürte, wie seine behandschuhten Finger in verwestes Fleisch sanken. Aus dem Gleichgewicht gebracht, stolperte der Tote über die eigenen, linkischen Füße und stürzte zu Boden. Im Fallen verrenkte er sich so, dass er mit dem Gesicht voraus auf dem Asphalt aufschlug. Sean versprühte einen unerwarteten Anflug von Macht, der seine vorherige Nervosität jäh verpuffen ließ.
    »Scheiße ...«, murmelte er, als die bizarre Gestalt sich erneut aufzurappeln

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