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Herbst - Zerfall

Herbst - Zerfall

Titel: Herbst - Zerfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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hingelangen.
    »Fahr bis zum Ende der Straße und dann über die Brücke über den Kanal. Dort oben sollten wir etwas finden.«
    Der Bus erfasste das Heck eines ausgebrannten Autos und schleuderte es wirbelnd in Richtung der Gebäude links. Es krachte gegen die Glasfassade eines großen Sozialversicherungsbüros und befreite dadurch eine Schar zuvor gefangener Leichen, die sofort begannen, sich einen Weg durch das Geröll und die Scherben zu bahnen, ehe sie weiter über die von Unrat übersäte Straße torkelten. Harte ging durch den Bus zurück, drückte das Gesicht an die hintere Scheibe und beobachtete die Kadaver. Mittlerweile strömten die Toten aus allen Richtungen auf die Hauptstraße und folgten dem Bus wie eine Viehherde. Es waren zwar weniger Leichen, als er zu sehen erwartet hatte, dennoch genug, um Probleme zu verursachen.
    Driver zwängte den Bus über die schmale Brücke, die das sanierte Gebiet vom Rest der Ortschaft trennte. Das plötzliche Rumpeln schüttelte seine Fahrgäste kräftig durch.
    »Herrgott noch mal«, fluchte Hollis, umfasste die Haltestange fester und hatte Mühe, auf den Beinen zu bleiben. Er schaute durch die Tür und angewidert in den Kanal hinab. Dessen Seiten wiesen kaum Absperrungen ab, stattdessen befanden sich entlang des Schlepppfads vereilt überdachte Bänke. Im Verlauf der Wochen waren etliche der geistlosen, schwerfälligen Leichen in das trübe Wasser gefallen. Um die Brücke hatten sich so viele angesammelt, dass sich der Kanal an dieser Stelle in einen dunklen, dreckigen Morast aus Fleisch verwandelt hatte. Knochige, kaum noch als solche erkennbare Köpfe, Glieder und sonstige Körperteile ragten in unnatürlichen Winkeln aus dem schmierigen, grünlich-grauen Matsch.
    Hollis kam der Gedanke, dass der Kanal sie auf ähnliche Weise schützen könnte wie ein Burgraben eine Burg. Zweifellos würden es einige der Kadaver, die dem Bus folgten, zufällig über die Brücke schaffen, aber etliche mehr würden zu den Massen hinabstürzen, die sich in ihrem wässrigen Grab suhlten.
    Am gegenüberliegenden Ufer trafen sie kaum Leichname an. Als Harte zur Vorderseite des Busses zurückkehrte, erfüllte ihn mit Zuversicht, was er sah. Von links nach rechts erstreckten sich ein großes Spielzeuggeschäft, ein Elektrogroßmarkt, ein Laden, der Möbel und Haushaltswaren führte, eine Bowlingbahn und ein Supermarkt.
    »Such nach der Laderampe«, schlug er in der Hoffnung vor, dass ihre übliche Taktik funktionieren würde.
    »Gute Idee«, meinte Amir leise.
    »Wir haben das schon mal gemacht«, murmelte Harte.
    Das einst weiße Gebäude des Supermarkts präsentierte sich mittlerweile gefleckt vor Verfall. Um den Eingang waren Unkraut und Moos gewachsen und rankten sich teilweise bereits die Mauern hinauf. Dem aggressiven Wachstum musste die Fülle an Nährstoffen Vorschub geleistet haben, die von den Überresten der zahlreichen toten Käufer ringsum stammten.
    »Benzin«, sagte Hollis und nickte in Richtung der Zapfsäulen des Supermarkts auf dem Parkplatz. Dies war eine ausgezeichnete Entdeckung. Auf dem Vorhof stand ein Tanklaster. Wenn sie Glück hätten, wäre er noch voll, wenn nicht, würde sich der Kraftstoff in den Tanks unter den Pumpen befinden. Wo immer er lagerte, dies waren gute Neuigkeiten. Vielleicht könnten sie mit dem Tanklaster sogar zum Hotel fahren, sollte er sich als voll erweisen. Nicht an diesem Tag, aber vielleicht später in dieser Woche. Vorerst musste ihr Augenmerk darauf liegen, heute so viele Vorräte wie möglich zu beschaffen, deshalb waren sie schließlich hergekommen. Pläne für den nächsten Beutezug könnten sie abends schmieden, während sie sich gemütlich im Hotel ausruhten, etwas Anständiges aßen und sich bis zur Besinnungslosigkeit betranken.
    »Die Türen sind geschlossen«, stellte Harte fest, als sie am Haupteingang vorbei und drei weitere bizarre Gestalten über den Haufen fuhren.
    »Ist das gut?«, fragte Amir.
    »Absolut!«, gab Harte zurück. »Du solltest mal versuchen, in einen solchen Laden zu gehen, dessen Türen offen waren. Dann wimmelt es darin vor diesen Dingern. Selbst nach dem Tod üben Geschäfte eine magische Anziehungskraft aus.«
    »Ernsthaft?«
    Lachend schüttelte Harte den Kopf. »Nein, trotzdem ist es einfacher, wenn die Türen zu sind. Tatsache ist, dass sie leichter in Gebäude rein als wieder raus gelangen.«
    »Wie beim Golfplatz?«
    »Genau. Und je länger die Türen offen sind, desto mehr trifft man im Inneren an.

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