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Herbstbringer (German Edition)

Herbstbringer (German Edition)

Titel: Herbstbringer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Björn Springorum
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dieses Kaff wenigstens interessant machen, oder nicht?«
    Sophie verdrehte die Augen. »Das hat er von seinem Opa«, raunte sie Emily zu. »Der ist nämlich wirklich davon überzeugt, dass es Vampire gibt. Hier in Woods End!«
    »Ja, schon«, sagte Jake abwehrend. »Aber deswegen glaube ich noch lange nicht, dass hier Vampire durch die Nacht schleichen.«
    »Dein Großvater glaubt an Vampire?«, fragte Emily erstaunt.
    »Ja, das ist so eine Macke von ihm. Als ich klein war, hat er mir mit seinen Vampirgeschichten regelmäßig krasse Albträume eingebrockt. Irgendwann kamen meine Eltern dahinter und haben ihm verboten, mir weiterhin diese Geschichten zu erzählen. Bis ich alt genug war, dass ich ihn selbst darum bitten konnte. Er kannte echt gruselige Storys voller Helden, Bösewichte und spannender Abenteuer. Kein Buch aus der Bücherei hat mir besser gefallen. Irgendwann gestand er mir, dass es größtenteils wahre Geschichten waren. Und das Heftige ist, dass er echt ziemlich gute Argumente hat.«
    »Für dich ist es ein gutes Argument, dass er jede vermisste oder ermordete Person im Umkreis von fünfzig Meilen für einen Vampir hält? Also bitte!«, schnaubte Sophie.
    »Was hat er denn für Argumente?«, fragte Emily neugierig, als sie Jakes verletzten Blick bemerkte. Sophie verdrehte die Augen und bediente sich an den Chips.
    Jake blickte sie dankbar an. »Er hat mir die Todesanzeige von einem Mädchen gezeigt, das vor einigen Jahren draußen am See ermordet worden ist. Sie hieß Linda oder so …«
    »Lara. Lara Hastings«, korrigierte Sophie. »Was ist mit ihr? Davon hast du noch nie was erzählt.«
    »Lara, genau. Es war eine große Todesanzeige, sogar mit Bild. Ich sollte mir das Bild ganz genau ansehen, was ich seltsam fand, denn immerhin war Lara ja auf unserer Schule gewesen. Dann kam er mit einem Umschlag voller Fotos zurück.« Jake verstummte. Konzentriert blickte er ins Nichts, als müsste er überlegen, wie er es am besten erzählen konnte. »Er sagte mir, dass er diese Bilder nach ihrem Tod in Reading gemacht hatte. Und auf diesen Bildern war Lara! So gruselig, unwahrscheinlich oder was auch immer es auch ist – ich habe Lara auf diesen Bildern erkannt.«
    »Jake, wenn das wieder einer von deinen schlechten Scherzen ist …«, begann Sophie warnend, doch selbst ihr war die Neugier deutlich anzumerken.
    »Ich bring die Fotos bei Gelegenheit mal in die Schule mit, wenn ihr wollt. Natürlich weiß ich, dass es dafür immer noch eine logische Erklärung geben kann und es kein Beweis für die Existenz von Vampiren ist. Es ist nur … das sind nicht die einzigen komischen Ereignisse, die mein Opa mittlerweile zusammengetragen hat. Er ist ständig irgendwohin unterwegs, um Spuren oder Hinweisen nachzugehen, wisst ihr? Gerade ist er auch wieder unterwegs. Er meinte, diesmal hier in Woods End etwas aufgespürt zu haben.«
    »Er glaubt also wirklich, dass es in Woods End Vampire gibt?« Sophies Stimme klang plötzlich gar nicht mehr gehässig. Emily glaubte, Angst herauszuhören. »Wer? Wo?«
    »Ich weiß nicht genau, hab ihn noch nicht gefragt. Er hat nur gemeint, dass ihm in der Bibliothek jemand einen gehörigen Schrecken eingejagt hat. Er glaubt, etwas wirklich Großem auf der Spur zu sein.«
    »In der Bibliothek?«, fragte Emily, hellhörig geworden. Der Ausdruck auf dem Gesicht ihrer Schwester verriet ihr, dass sie dasselbe dachte.
    »Ja, wohl irgendein Mädchen. Ich weiß noch nichts Genaues. Er war aber ziemlich beunruhigt, immerhin ist er sofort aufgebrochen und immer noch weg.«
    »Wenigstens hier haben wir es nicht mit Vampiren zu tun«, sagte Sophie lachend. »Er hat Emily in der Bibliothek gesehen, das ist alles. Vielleicht war er einfach nicht darauf vorbereitet, dass so ein hübsches Mädchen heutzutage überhaupt noch was für Bücher übrighat. Möglich wär’s, oder?«
    Jake wurde rot, überspielte es jedoch gekonnt mit einem plötzlichen Hustenanfall. »Im Ernst?«
    »Ja, gleich bei meinem ersten Besuch«, sagte Emily. »Ich hab noch gelesen, als er die Bibliothek schließen wollte. Ich sah ihn an – und dann wurde er plötzlich leichenblass. Er hat mich fassungslos angestarrt, irgendwas genuschelt und ist dann geflüchtet.«
    »Hm. Wann genau war das?«
    »Gleich in meiner ersten Woche. Danach habe ich ihn nicht mehr gesehen.«
    »Also gut, dann gibt es vielleicht doch keine Vampire, die unser Kaff ein bisschen aufmischen. Dann war seine lange Reise nutzlos.«
    Emily war erleichtert:

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