Herbstfeuer
den Weg entlangschlenderten und dabei über Geschäfte sprachen, und flüsterte Lillian ins Ohr: „Leise. Ihr Vater ist dabei.“
Aus großen Augen sah sie ihn an, und ihr Gelächter verstummte, während sie seinen Arm fester packte. „O nein. Er darf mich nicht finden! Er würde es Mutter sagen!“
Marcus nickte beruhigend, sein Gesicht nahe an ihrem. „Sie werden uns nicht sehen. Sobald sie vorbei sind, werde ich Sie über den Weg führen.“
Sie blieb ganz still, starrte durch die kleinen Zwischenräume zwischen den Zweigen des Wacholders und schien nichts davon zu bemerken, dass sie an den Körper des Earl of Westcliff in einer Weise gepresst wurde, die die meisten Menschen als Umarmung bezeichnen würden. Marcus hielt sie umschlungen und bemerkte einen flüchtigen Duft nach Blumen, den er schon auf dem Spielfeld wahrgenommen hatte. Er folgte dem Duft nach und roch ihn intensiver an ihrem Hals, wo er warm und betörend wirkte. Ihm lief das Wasser im Mund zusammen. Plötzlich wollte er mit der Zunge ihre zarte weiße Haut berühren, wollte ihr Kleid zerreißen und sie vom Hals bis zu den Zehen mit Küssen bedecken.
Er hielt ihre schmale Gestalt fester, tastete mit der freien Hand nach ihrer Hüfte, um sie näher an sich zu ziehen. O ja. Sie verfügte über genau die richtige Größe, sodass sie perfekt zueinanderpassen würden. Erregung erfüllte ihn, entfachte das Feuer der Sinnlichkeit in seinen Adern. Es wäre so einfach, sie zu nehmen, ihr Kleid hochzuschieben und ihre Beine zu spreizen. Er begehrte sie auf tausend Arten, wollte sie über sich spüren und unter sich, wollte ganz in ihr sein. Unter dem dünnen Kleid ertastete er die Konturen ihres Körpers, ohne dass ein Korsett die schmale Linie ihres Rückens verunstaltete. Sobald sie seinen Mund an ihrem Hals spürte, erstarrte sie, und ihr Atem stockte.
„Was – was tun Sie da?“, flüsterte sie.
Die vier Männer auf der anderen Seite der Hecke blieben stehen, als sie sich der Beeinflussung des Aktienmarktes zuwandten, während Marcus’ Gedanken um Einflüsse ganz anderer Art kreisten. Er befeuchtete seine trockenen Lippen mit der Zunge, zog sich zurück und bemerkte den verwirrten Ausdruck auf Lillians Gesicht. „Es tut mir leid“, sagte er und versuchte, die Fassung wiederzuerlangen. „Es ist dieser Duft – was ist das?“
„Duft?“ Jetzt wirkte sie ehrlich verwirrt. „Sie meinen mein Parfüm?“
Ihre Lippen lenkten Marcus ab. Diese vollen, rosigen Lippen, die unglaubliche Süße verhießen. Wieder stieg ihm ihr Geruch in die Nase. Seine Erregung wurde stärker, und sein Herz schlug inzwischen wie rasend. Er konnte kaum noch klar denken, und es fiel ihm unendlich schwer, sie nicht einfach zu packen. Er schloss die Augen und wollte sich wegdrehen, nur um festzustellen, dass er sein Gesicht an ihre Kehle schmiegte. Sie stieß ihn an und flüsterte: „Was um Himmels willen ist los mit Ihnen?“
Hilflos schüttelte Marcus den Kopf. „Es tut mir leid“, flüsterte er, obwohl er genau wusste, was er als Nächstes tun würde. „Mein Gott. Entschuldigung …“ Dann küsste er sie in einer Weise, als hinge sein Leben davon ab.
4. KAPITEL
Zum ersten Mal in ihrem Leben geschah es, dass ein Mann sie küsste, ohne um Erlaubnis zu bitten. Lillian sperrte sich dagegen, bis Westcliff sie fester an sich zog. Er roch nach Staub, nach Pferden und Sonne – und nach noch etwas anderem … Ein süßer, trockener Duft, der sie an frisch gemähtes Gras erinnerte. Er küsste sie fester, drängender, bis sie die Lippen öffnete. Nie zuvor hatte sie sich solche Küsse vorgestellt, innige, zärtliche und zugleich ungeduldige Liebkosungen, die ihr jede Kraft zu rauben schienen, bis sie die Augen schloss und sich an seine Brust lehnte. Sofort nutzte Westcliff ihre Schwäche aus, zog sie an sich, bis sie ganz nahe bei ihm war und er seinen kräftigen Schenkel zwischen ihre Beine schob.
Mit der Zungenspitze erforschte er ihren Mund. Erschrocken wich sie zurück, doch er folgte ihr, umfasste mit beiden Händen ihren Kopf. Sie wusste mit ihrer Zunge nichts anzufangen und entzog sich ihm, doch er küsste sie einfach weiter, bis sie stöhnte und sich an ihn drängte.
Da löste er sich von ihr. Lillian, die sich nur zu sehr der Gegenwart ihres Vaters und seiner Freunde bewusst war, die auf der anderen Seite des Wacholders standen, versuchte, ruhiger zu atmen, und beobachtete die Schatten jenseits der Zweige. Die Männer gingen weiter den Pfad entlang,
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