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Herbstfeuer

Herbstfeuer

Titel: Herbstfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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ohne die versteckte Umarmung des Paares am Eingang zum Garten zu bemerken. Vor Erleichterung, dass sie endlich weggingen, stieß Lillian hörbar den Atem aus. Das Herz hämmerte wie wild in ihrer Brust, als sie Westcliffs Lippen erneut an ihrer Kehle fühlte. Sie schmiegte sich an ihn, noch immer seinen Schenkel zwischen ihren Beinen, und fühlte, wie ihr heiß wurde.
    „Mylord“, flüsterte sie. „Haben Sie den Verstand verloren?“
    „Ja. Ja.“ Wie Samt fühlten sich seine Lippen auf ihrem Mund an – noch ein Kuss. „Lassen Sie mir Ihren Mund – Ihre Zunge. Ja. So süß …“ Seine Lippen waren heiß und rastlos, streiften über ihren Mund, während sie seinen Atem auf ihrer Wange fühlte. Ihre Lippen und ihr Kinn brannten von seinen Bartstoppeln.
    „Mylord“, flüsterte sie wieder und löste sich von ihm. „Um Himmels willen, lassen Sie mich los!“
    „Ja – es tut mir leid – nur einmal noch …“ Wieder suchte er ihre Lippen, und sie stemmte sich gegen ihn, so fest sie konnte. Seine Brust fühlte sich an wie Granit.
    „Lassen Sie mich los!“ Lillian wand sich hin und her, und es gelang ihr schließlich, sich von ihm zu befreien. Ihr ganzer Körper bebte von der Berührung mit ihm, selbst jetzt noch, da sie voneinander getrennt waren.
    Während sie einander in die Augen sahen, bemerkte sie, wie die Schleier der Lust aus seinem Gesicht wichen, und seine dunklen Augen wurden größer, als er begriff, was gerade geschehen war. „Verdammt“, flüsterte er.
    Die Art und Weise, wie er sie ansah – wie das Haupt der Medusa – gefiel Lillian nicht. Sie runzelte die Stirn. „Den Weg zu meinem Zimmer finde ich allein“, sagte sie knapp. „Und versuchen Sie nicht, mir zu folgen – Sie haben mir heute schon genug geholfen.“ Damit wandte sie sich um und hastete über den Weg, während er ihr stumm nachsah.
    Wie durch ein Wunder gelang es Lillian, ihr Zimmer zu erreichen, ehe die Mutter kam, um ihre Töchter zu wecken.
    Sie schlüpfte durch die angelehnte Tür, schloss sie hinter sich und begann hastig, ihr Kleid aufzuknöpfen. Daisy, die sich schon bis auf die Unterwäsche ausgezogen hatte, ging zur Tür und schob eine gekrümmte Haarnadel in das Schloss, um es wieder zu verriegeln.
    „Wo warst du so lange?“, fragte Daisy, während sie sich ihrer Aufgabe widmete. „Ich hoffe, du bist nicht böse, weil ich nicht auf dich gewartet habe. Es schien mir am klügsten, so schnell wie möglich hierherzukommen und mich zu säubern.“
    „Ich bin nicht böse“, erwiderte Lillian zerstreut und stieg aus ihrem schmutzigen Kleid. Sie legte es auf den Boden des Kleiderschrankes und verbarg es so vor allen weiteren Blicken. Rasch ging sie dann zum Waschtisch, goss das schmutzige Wasser in den Krug darunter und frisches in die Schüssel. Eilig wusch sie sich Gesicht und Arme und rieb sich mit einem Handtuch trocken.
    Plötzlich wurde ein Schlüssel im Schloss gedreht, und beide Mädchen sahen einander erschrocken an. Rasch hasteten sie zu ihren Betten und landeten auf den jeweiligen Matratzen, gerade in dem Moment, da ihre Mutter den Raum betrat. Zum Glück waren die Vorhänge geschlossen, sodass es für Mercedes unmöglich war, in dem gedämpften Licht irgendein Zeichen ihrer Aktivitäten zu entdecken. „Mädchen?“, fragte sie misstrauisch. „Es ist jetzt Zeit für euch aufzuwachen.“
    Daisy streckte sich und gähnte laut. „Mmm … wir haben schön geschlafen. Ich fühle mich so erfrischt.“
    „Genau wie ich“, sagte Lillian. Sie hielt den Kopf in die Kissen gepresst, während ihr Herz wie rasend schlug.
    „Jetzt müsst ihr baden und eure Abendgarderobe anlegen. Ich läute nach den Hausmädchen, sie sollen ein Bad herrichten. Daisy, du wirst das gelbe Seidenkleid tragen. Lillian, du das grüne mit den goldenen Spangen an den Schultern.“
    „Jawohl, Mutter“, sagten beide wie aus einem Munde.
    Sobald Mercedes wieder ins Nebenzimmer gegangen war, setzte sich Daisy auf und sah Lillian neugierig an.
    „Warum hat es so lange gedauert, bis du zurückkamst?“
    Lillian drehte sich herum und blickte hoch zur Decke, während sie über das nachdachte, was im Garten geschehen war. Sie konnte nicht glauben, dass Westcliff, der sich ihr gegenüber stets nur ablehnend verhalten hatte, sich so benahm. Es ergab keinen Sinn. Nie zuvor hatte der Earl Anzeichen dafür gezeigt, dass er sich zu ihr hingezogen fühlte. Tatsächlich waren sie an diesem Nachmittag zum ersten Mal höflich zueinander

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