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Herbstfeuer

Herbstfeuer

Titel: Herbstfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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von Schmetterlingen.“
    „Einem Kaleidoskop – das ist doch eine Art optisches Instrument, oder? Ich habe davon gehört, hatte aber noch keine Gelegenheit, eines zu betrachten.“
    „In der Bibliothek habe ich ein Kaleidoskop. Wenn Sie möchten, kann ich es Ihnen später zeigen.“ Ehe sie antworten konnte, zeigte Westcliff zu einem großen Lavendelstrauch. „Da drüben – der gelbe Schmetterling ist eine Acht.“
    Sie lachte leise. „Eine – Silberne Acht…?“
    Auch er schien belustigt. „Nein. Nur eine ganz gewöhnliche Goldene.“
    Die Sonne schien auf sein schimmerndes schwarzes Haar und verlieh seiner Haut einen bronzefarbenen Glanz.
    Lillians Blick fiel auf die starke Linie seines Halses, und plötzlich war sie sich der geballten Kraft seines Körpers bewusst, der verborgenen männlichen Stärke, die sie fasziniert hatte, seit sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Wie würde es sich anfühlen, von dieser Stärke ganz umfangen zu werden?
    „Wie schön der Lavendel duftet“, bemerkte sie und versuchte, ihre Gedanken von diesen gefährlichen Gefilden abzulenken. „Eines Tages möchte ich in die Provence reisen und im Sommer auf einer der Lavendelstraßen entlanggehen. Man sagt, die Reihen der Blumen reichen so weit, dass es aussieht wie ein blaues Meer. Können Sie sich vorstellen, wie schön das sein muss?“
    Westcliff schüttelte leicht den Kopf und sah sie an.
    Sie ging zu einem der Lavendelsträucher und berührte eine der winzigen blauvioletten Blüten, dann hob sie die Fingerspitzen an ihre Kehle. „Die Blütenessenz wird extrahiert, indem man die Pflanzen Dampf aussetzt und ihnen die Flüssigkeit entzieht. Ungefähr fünfhundert Pfund Lavendel sind nötig, um ein paar kostbare Unzen Öl hervorzubringen.“
    „Sie scheinen sich mit diesem Thema auszukennen.“
    Um Lillians Lippen zuckte es. „Düfte interessieren mich sehr. Ich könnte meinem Vater sogar in der Firma sehr nützlich sein, wenn er es nur erlauben würde. Aber ich bin eine Frau, und daher ist meine einzige Bestimmung im Leben eine vorteilhafte Heirat.“ Sie ging zum Rand des farbenprächtigen Wildblumenbeetes.
    Westcliff folgte ihr und blieb unmittelbar hinter ihr stehen. „Das erinnert mich an etwas, das wir besprechen müssen.“
    „Oh?“
    „Kürzlich begaben Sie sich in die Gesellschaft St. Vincents.“
    „Das stimmt.“
    „Er ist kein angemessener Umgang für Sie.“
    „Er ist Ihr Freund, oder?“
    „Ja – und deshalb weiß ich, wozu er fähig ist.“
    „Wollen Sie mir deshalb raten, mich von ihm fernzuhalten?“
    „Da das für Sie ganz sicher ein Anreiz wäre, genau das Gegenteil zu tun – nein. Ich rate Ihnen nur, nicht naiv zu sein.“
    „Mit St. Vincent werde ich fertig.“
    „Ich bin sicher, dass Sie das glauben.“ In seine Stimme schlich sich ein gereizter Unterton. „Dennoch ist es offensichtlich, dass es Ihnen an Erfahrung und an Reife mangelt, um sich seinen Avancen zu widersetzen.“
    „Bisher waren Sie der Einzige, dem ich mich widersetzen musste“, gab Lillian zurück und drehte sich zu ihm um.
    Zufrieden stellte sie fest, dass dieser Schuss ein Treffer gewesen war, denn er errötete ein wenig.
    „Wenn St. Vincent sich bisher noch keine Freiheiten herausgenommen hat“, fuhr er mit gefährlicher Freundlichkeit fort, „dann deshalb, weil er auf die richtige Gelegenheit wartet. Und obwohl Sie Ihre eigenen Fähigkeiten so überschätzen – oder gerade deshalb –, sind Sie ein leichtes Ziel für ihn.“
    „Überschätzen?“, wiederholte Lillian zornig. „Sie müssen wissen, dass ich viel zu erfahren bin, um mich von irgendeinem Mann überraschen zu lassen – St. Vincent eingeschlossen.“ Zu Lillians Ärger schien Westcliff zu erkennen, dass sie übertrieb, denn ein belustigter Ausdruck erschien in seinen Augen.
    „Dann habe ich mich also geirrt. Aber nach der Art und Weise, wie Sie küssen …“ Er ließ den Satz unvollendet und legte damit einen Köder aus, dem sie unmöglich widerstehen konnte.
    „Was meinen Sie mit der Art, wie ich küsse? Wollen Sie damit andeuten, dass etwas nicht stimmt mit meinen Küssen? Etwas, das Ihnen nicht gefällt? Etwas, das ich nicht …“
    „Nein.“ Er legte einen Finger auf ihren Mund und brachte sie damit zum Verstummen. „Ihre Küsse waren sehr …“
    Er zögerte, als suchte er noch nach dem richtigen Wort, bevor sich seine Aufmerksamkeit auf ihre vollen Lippen zu richten schien. „Süß“, flüsterte er nach einer ganzen Weile

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