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Herbstfraß

Herbstfraß

Titel: Herbstfraß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Busch
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seiner Haut.
    „Du hättest die Milch heute Nacht vielleicht doch trinken sollen.“ Bo beugt sich zu mir herab und küsst mich. Halbherzig wehre ich ihn ab. „Keine Rumknutscherei. Ich bin erkältet.“
    „Guten Morgen, Dot.“
    „Morgen“, erwidere ich, während Bo bereits aus dem Bett springt. Im nächsten Moment zieht er mir die Decke weg.
    „Raus aus den Federn und ab unter die Dusche. Heute will ich mal vor Louisa im Büro sein.“
    „Tu dir keinen Zwang an.“ Ich angle nach der Decke und mummle mich darunter ein.
    „Robin, bist du krank? Willst du heute lieber hier bleiben?“
    „Hier? Wo bitte ist denn dort?“
    „Das weiß ich nicht genau. Kommt darauf an, wo Frau Lüders wohnt.“
    „Wer?“
    „Na, Noltes Ex.“
    Ich huste erneut.
    „Du findest bestimmt ganz schnell heraus, wo dort ist. Nicht wahr, Dot?“
    „Natürlich.“ Dazu muss ich allerdings aufstehen. Also krabble ich ebenfalls aus dem Bett und folge Bo ins Badezimmer.
    Wir duschen zusammen und berühren uns dieses Mal nur, um einander die Rücken einzuseifen. Dabei kann ich deutlich das Begehren in Bos Augen erkennen. Aber zu mehr als ein paar liebevolle Küsschen beim Abduschen lässt er sich nicht hinreißen. Schade.
     
     
    07:42 Uhr
    Wir sind tatsächlich vor Louisa im Büro und erkennen sofort die daraus resultierenden Nachteile: Es gibt weder Kaffee noch Tee und Brötchen sind auch keine da. Der Tag fängt nicht gut an.
    „Wir sind ganz schön verwöhnte Bastarde geworden.“ Bo grinst und schaufelt Kaffeepulver in den Filter der Maschine.
    „Du hast es einfacher, wenn du das heiße Wasser in die Kaffeedose kippst, Tweety. Normalerweise gibt es ein Mengenverhältnis zwischen Wasser und Pulver.“ Da mein Teebeutel bereits in der Tasse treibt, übernehme ich das Kaffeekochen. Während die Maschine zu gluckern beginnt, schalte ich meinen Rechner ein. Da klopft es an der Tür. Bo und ich sehen uns fragend an. Louisa hat einen Schlüssel und so früh am Morgen ist mit Sicherheit keine Kundschaft zu erwarten. Kunden würden ohnehin klingeln anstatt klopfen. Ich gehe öffnen. Zu meiner Überraschung steht Oma Jansen vor mir. Ihr weißes Haar ist zu einem altmodischen Knoten aufgesteckt und sie trägt eine ihrer unvermeidlichen geblümten Kittelschürzen zu ihren mit Lammfell gefütterten Hauspuschen. Kurzsichtig blinzelt sie mich durch ihre riesige Brille an.
    „Guten Morgen, Oma. Magst du einen Kaffee?“ Mit einer einladenden Geste lasse ich sie ins Büro.
    „Moin, Oma“, ruft Bo, der am Computer die Emails checkt.
    „Moin, moin.“ Oma Jansen steuert direkt auf meinen Mann zu. Der sieht ihr ziemlich ängstlich entgegen und selbst ich ahne Arges.
    „Bo, ich benötige deine Hilfe. Die Flitzpiepe ist schon wieder ausgebüxt.“
    Ich drehe mich hastig zur Kaffeemaschine um, damit Bo mein Grinsen nicht sieht.
    „Sniggle!“ Bo stöhnt. „Oma, wie kann es sein, dass dir der blöde Kater dauernd entkommt?“
    „Ich wollte bloß rasch die Zeitung holen und ganz plötzlich ist er raus. Bist du jetzt wütend auf mich tüdelige Oma?“
    Bo fasst Oma Jansen unter die Arme und setzt sie auf seinen Schreibtisch. Dann küsst er sie auf die Wange.
    „Natürlich nicht. Es ist dein dämlicher Kater, dem ich jedes Barthaar einzeln ausreißen könnte.“ Er holt seine extra dicken Handschuhe aus der Schublade und verschwindet im Treppenhaus.
    „Die Treppe hoch“, ruft ihm Oma Jansen hinterher. Ich drücke ihr einen Pott Kaffee in die Hand.
    „Das macht er doch gerne für dich.“ Die schamlose Behauptung zaubert ein Lächeln in Oma Jansens Gesicht, das runzlig wie ein alter Apfel ist. Sie tätschelt mir die Wange und sagt: „Bemüh dich nicht, Robin. Ich weiß, dass er meinen Sniggle nicht ausstehen kann.“
    „Ich glaube, das beruht auf Gegenseitigkeit.“ Im Treppenhaus ertönt Gekreisch. Laut, hoch und irrsinnig schrill.
    „Ach, dieser verrückte Sniggle. Er sollte eigentlich wissen, dass Bo ihm nichts Böses will.“
    Na, wenn sich Oma Jansen da mal nicht täuscht. Während wir auf den Raubtierfänger warten, Kaffee beziehungsweise Tee trinken und Oma Jansen wie ein Teenie mit den Beinen baumelt und dabei einen ihrer Puschen verliert, kommt Louisa ins Büro.
    „Du schon hier und Bo bereits auf der Jagd?“, fragt sie, küsst erst Oma Jansen auf die Wange, und als ich ihr meine hinhalte, mich ebenfalls.
    „Moin, Oma“, sagt sie und strahlt.
    „Da ist jemand verliebt.“ Oma Jansen trifft voll ins Schwarze.
    Louisa wird rot.

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