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Herbstfraß

Herbstfraß

Titel: Herbstfraß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Busch
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„Wenn du auch einen tollen Mann willst, musst du unbedingt Robin mit der Suche beauftragen.“
    „Es war also ein schöner Abend?“, erkundige ich mich, ehe ich mich zum Husten wegdrehen muss.
    „Zauberhaft, romantisch, wunderbar und vor allem teuer. Die Rechnung gebe ich dir später. Und wie lief es bei euch?“
    „Regen, nass, kalt und ein beschissener Wagen, der nicht anspringen wollte. Reden wir besser nicht davon.“
    Im Treppenhaus rumst es ziemlich laut. Oma Jansen sieht besorgt zur Tür.
    „Und Bo?“, fragt Louisa vorsichtig.
    „Ist mir wieder gewogen.“
    Sie atmet auf, die Gute.
    „Ihr sollt euch nicht streiten“, sagt Oma Jansen tadelnd. „Wenn man jung und verliebt ist, soll man küssen und kosen und nicht streiten. Das könnt ihr tun, wenn ihr alt und tüdelig seid. Da werdet ihr von ganz allein gnatzig.“
    „Das ist manchmal nicht so einfach.“ Ich muss erneut husten, was allerdings in dem ansteigenden Geheul untergeht. Oma Jansen seufzt und stellt den Kaffeepott ab.
    „Hilf mir mal runter, Robin. Ich glaube, Bo hat den Ausreißer.“
    Folgsam bücke ich mich, schiebe den verloren gegangenen Puschen über ihren bestrumpften Fuß und hebe Oma Jansen vom Tisch. In dieser Sekunde kommt Bo mit dem kreischenden Kater am Nackenfell ins Büro. Sniggle faucht, spuckt und schlägt mit sämtlichen Krallen nach meinem Tweety.
    „Da ist ja mein Schätzchen“, sagt Oma Jansen säuselnd und nimmt Bo den Kater ab. Während Louisa leise kichert, schaut Bo finster drein.
    „Und er bringt mir meinen bösen, bösen Kater.“ Oma Jansen kriegt gerade noch die Kurve.
    „Ach, Oma.“ Bo seufzt und sieht ihr hinterher, wie sie in ihre Wohnung zurückgeht und dabei im flötenden Tonfall mit Sniggle schimpft, der Bo über ihre Schulter hinweg einen wilden Blick zuwirft.
    „Isa, geh und hol Berliner“, sage ich.
    „Ich soll allen Ernstes zum Bäcker? Da habe ich vor einer Viertelstunde euer Frühstück besorgt.“
    Besorgen ist genau das richtige Wort.
    „Dot, wir wollten zu Frau Lüders.“
    „Einen Schreibtischfick für jedes Mal Katereinfangen. Das waren exakt deine Worte.“
    „Hier geht es zu wie in Sodom und Gomorrha.“ Louisa hält sich die Ohren zu und sieht Bo abwartend an, ob sie sich erneut anziehen soll oder nicht.
    „Wir verschieben das auf später. Dann muss Louisa nicht in die Kälte hinaus.“
    Na vielen Dank, dass er zu unserem Schätzchen derartig rücksichtsvoll ist. Dafür will er mich aus dem warmen Büro schleifen. Wirklich reizend. Bo zieht Louisa die Hände von den Ohren.
    „Du darfst bleiben.“
    „Prima. Es ist nämlich eisig draußen.“ Louisa nimmt an ihrem Schreibtisch Platz und vergräbt sich in die liegen gebliebene Arbeit vom Vortag. Heute bringe ich ihr mal einen Kaffee an den Tisch, was sie mit einem süßen Lächeln quittiert.
    „Robin, hast du jetzt die Anschrift von Frau Lüders?“
    „Äh … nö.“
    „Dot, beeil dich.“ Bo reißt die Brötchentüte auf. So ein elender Sklaventreiber …
     
     
    08:40 Uhr
    Metall klirrt, als sich Ingo an seinen Ketten in die Höhe zieht. Seine Beine sind schwach und zittrig und die zerschnittenen, geschwollenen Füße schmerzen entsetzlich, als er darauf zu stehen versucht. Sein Körper ist ein einziger pochender Schmerz, den selbst die Kälte nicht betäuben kann. Er hält es nicht länger aus. Das hilflose Warten, dass der Lichtschein in dem Türrahmen auftaucht und den neuerlichen Beginn seiner Qualen einläutet. Auch weitere Schmerzen würde er nicht weiter ertragen können und er hat die schreckliche Befürchtung, dass der Psychopath, der ihn hier gefangen hält, längst nicht alle seine perversen Fantasien an ihm ausgelebt hat. Sein Zeitempfinden ist ihm schon vor einer Ewigkeit abhandengekommen und er hat keine Ahnung, wie lange er bereits in dieser Hölle gefangen ist. Selbst seine Erinnerungen an behagliche Wärme oder an einen vollen Magen sind mittlerweile verblasst. Stattdessen kreisen seine Gedanken Stunde um Stunde allein um die Frage, wann das grässliche Licht das nächste Mal die Dunkelheit vertreiben würde. Auf Hilfe braucht er nicht mehr zu warten. Das ist ihm schlagartig bewusst geworden. Er hat geschrien und gebettelt, aber niemand hat ihn bisher gehört. Und wer sollte ihn im Bunker finden? Lediglich sein Foltermeister weiß, wo er sich aufhält und der wird ihn niemals gehen lassen. Zurzeit ist seine Stimme ohnehin so heiser, dass er kaum sprechen kann. Dabei ist es der Klang seiner eigenen Stimme

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