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Herbstfraß

Herbstfraß

Titel: Herbstfraß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Busch
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gefasst habe, die zusammen mit Klammern, Zangen und anderem Krimskrams in der Tüte liegt. Den Gedanken, wozu Nolte diese Sachen braucht, verdränge ich schnell. Endlich finde ich das Panzertape und halte es in die Höhe, als wäre es die olympische Fackel und ich in Athen.
    „Damit bindest du Amundsens Hände auf dem Rücken zusammen. Und du solltest mit großer Sorgfalt zu Werke gehen, denn ich werde deine Arbeit überprüfen. Wenn mir etwas missfällt, werden wir gemeinsam herausfinden, bis wohin Amundsens Hirn nach einem Kopfschuss spritzt.“
    Wie versteinert stehe ich da. Ich kann Bo doch nicht einfach verschnüren und hilflos diesem Wahnsinnigen ausliefern.
    „Herr Nolte, wieso gehen wir nicht alle hinauf in die Sonne und reden …“ Ein zweiter Schuss donnert los. Ehe ich mich versehe, erhalte ich einen wuchtigen Schlag gegen den Arm, der mich rücklings gegen die Wand wirft. Im nächsten Moment tut es weh. Verteufelt weh. Auf meiner Softshelljacke erblüht ein feuchter Fleck.
    „Au“, sage ich sehr leise und sacke an der Wand zusammen.
    „Dot! Dot !“ Bo erschrockener Schrei dröhnt mir in den Ohren. Gleich darauf kniet er neben mir und klopft mir sacht gegen die Wangen.
    „Werde mir nicht ohnmächtig, Robin.“
    „Nein, nein“, stammle ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. In Anwesenheit dieses Irren würde ich bestimmt nicht bewusstlos werden. Dazu habe ich viel zu viel Schiss.
    „Verdammt! Musste das denn sein?“, brüllt Bo mittlerweile Nolte an. Seine Nerven sind offenbar auch nicht die besten, sonst würde er diesen Wahnsinnigen nicht derartig unbeherrscht anschreien. Nolte zeigt sich zum Glück völlig unbeeindruckt.
    „Ich zähle bis drei. Wenn Amundsen bis dahin nicht verschnürt ist, werde ich bloß noch mit einem von Ihnen spielen können.“
    Hastig drückt mir Bo das Panzertape in die blutverschmierte Hand, dreht mir den Rücken zu und hält mir seine überkreuzten Gelenke entgegen.
    „Eins …“
    Mühsam richte ich mich auf.
    „Mach schon, Robin. Bitte!“
    Ich beginne das Tape um Bos Gelenke zu wickeln, wobei mir die Tränen in die Augen schießen. Mein angeschossener Arm protestiert mit heftigem Schmerz gegen die Bewegung und meine blutfeuchten Finger rutschen ständig am Tape ab.
    „Zwei …“
    „Fester, Dot.“
    Bo hat ebenfalls Angst. Ich sehe es an seinen angespannten Schultern und höre es aus seiner gepressten Stimme heraus.
    „Drei.“
    Ich reiße das Tape im Neunzig-Grad-Winkel ein und verklebe das Ende. In Sturzbächen läuft mir der Schweiß über den Körper.
    „Fertig“, sage ich keuchend.
    „Jetzt die Fußgelenke. Beeilen Sie sich, Berger.“
    So ein Arschloch! Am liebsten würde ich heulen. Bo rutscht herum, damit ich an seine Füße gelange.
    „Das schaffst du locker, Robin.“ Er versucht mich aufzumuntern. Obwohl er mir ein Lächeln zeigt, bemerke ich die Besorgnis in seinen Augen.
    „Berger!“
    Der Lauf der P8 bohrt sich hart und kalt in meinen Nacken. Ein überzeugendes Argument, um die Zähne zusammenzubeißen und dem Befehl so rasch wie möglich nachzukommen. Endlich bin ich fertig. Der Nolte leider nicht mit mir.
    „Jacke aus, Pulli aus.“
    Mit zitternden Fingern entkleide ich mich. Ich fühle Bos Blick auf meinem Arm. Sicherlich versucht er die Schussverletzung abzuschätzen. Für mich sieht es jedenfalls nach einem glatten Durchschuss aus. Natürlich bin ich kein Arzt und das Licht hier ist ebenfalls nicht das Beste, doch ich kann den Arm unter Schmerzen bewegen. Daher gehe ich davon aus, dass keine Knochen oder Sehnen verletzt sind. Mehr Sorgen bereitet mir das viele Blut. Es tropft in beachtlicher Menge auf meine Jeans hinunter, als ich mir selbst die Füße zusammenkleben muss. Auch mein Oberkörper ist inzwischen rotgesprenkelt, denn meine zerschnittene Wange blutet genauso fröhlich wie mein Arm vor sich hin. Ich sehe bestimmt wie nach einem Schlachtfest aus. Nachdem meine Füße fixiert sind, fesselt Nolte mir die Hände auf dem Rücken. Als Nächstes wickelt er kurzerhand das Tape um die Schusswunde. Das ist offenbar seine Vorstellung von Erster Hilfe. Es schmerzt tierisch, stoppt dafür aber wenigstens die Blutung. Obwohl ich versuche, mich zusammenzureißen, kann ich mir ein leises Jammern nicht verkneifen. Mein Arm scheint in Flammen zu stehen und sendet ein glühendes Stechen bis in das Nervenzentrum. Gedanken darüber, wie man das Panzertape später von der Wunde löst, verkneife ich mir lieber. Falls es ein später

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