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Herbstfrost

Herbstfrost

Titel: Herbstfrost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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Klugscheiß und Stubi übernommen.
Als du grad bei Kandutsch warst, ist einer der Knastis zusammengebrochen und
hat den entscheidenden Tipp gegeben. Grabowskys Mörder ist ein Junkie namens
Walter Pottasch. Sitzt wegen Beschaffungsraubmord ein.«
    »Leo und Max schlafen jetzt erst mal eine Runde«, klinkte Kotek sich
ein. »Aber abends nehmen sie ihn sich vor. Ohne Stoff hält Pottasch die Nacht
nicht durch, morgen hast du das Geständnis.«
    »Aber wahrscheinlich nicht den Namen des Auftraggebers«, seufzte
Jacobi. »Jede Wette, das Geschäft ist anonym und über Vorauszahlung abgewickelt
worden.«
    Kotek schüttelte ärgerlich den Kopf. »Alte Unke, wart doch erst
einmal ab!«
    »Hast du mir eigentlich die Inskriptionslisten jener Uni-Seminare
besorgt, die Grabowsky angeblich belegt hat?«, wechselte er das Thema.
    »Sie liegen ausgedruckt auf deinem Schreibtisch. Eine öde Lektüre.
Immerhin war Grabowsky tatsächlich zweimal als Gasthörer eingeschrieben. Sein
Studium nach der Abendmatura hat er allerdings nicht beendet.«
    Jacobi zog sich in sein Büro zurück, klemmte die Inskriptionslisten
in einen Schnellhefter und legte sie sich als Bettlektüre beiseite. Dann rief
er im Innenministerium an. Wie zu erwarten gewesen war, hatte der Herr
Sektionschef keine Zeit. Erst als der Beamte aus der Provinz deutlicher wurde
und mit den Medien drohte, stellte die Sekretärin das Gespräch durch.
    »Sagen Sie, was bilden Sie sich eigentlich ein?«, räsonierte Dr. Jason
Kleiber sofort, noch ehe Jacobi seinen Namen nennen konnte. »Ich hab den
Kollegen von der Stapo schon gesagt, dass ich nirgendwo interveniert hab, und
sofort tanzt der nächste Gschaftlhuber an und reibt mir denselben Quargel unter
die Nase.«
    »Herr Sektionschef«, sagte Jacobi scharf, »hier geht es nicht um ein
Kavaliersdelikt, und das wissen Sie genau. Waschhüttl hat zugegeben, dass Sie
sich an ihn gewandt haben.«
    »Wer, zum Teufel, ist Waschhüttl?«, fragte Kleiber.
    »Oberst Waschhüttl ist jener Beamte, der mich aufgrund Ihrer
Intervention beurlaubt hat – und zwar in einer sehr heiklen Phase der
Ermittlungen.«
    »Welche Intervention? Welche Ermittlungen? Wovon reden Sie
überhaupt?«
    »Herr Sektionschef, Waschhüttl hat sich vor dem Minister persönlich
verantworten müssen und dabei Ihren Namen genannt.«
    »Ach? Hat er das? Na, dann wird er seine Aussage ja beweisen können.
Wurde das Gespräch zwischen ihm und mir denn aufgezeichnet?«
    »Das entzieht sich meiner Kenntnis«, antwortete Jacobi
wahrheitsgemäß, wusste aber, dass er die erste Runde verloren hatte. Selbst
wenn der vorsichtige Waschhüttl das Gespräch tatsächlich aufgenommen hätte,
würde er die Aufzeichnung in jedem Fall als Faustpfand bis zum Sankt
Nimmerleinstag zurückhalten.
    »So? Das entzieht sich also Ihrer Kenntnis«, sagte Kleiber honigsüß.
»Wissen Sie was, Herr – äh …«
    »Jacobi, Hauptmann Jacobi, LGK Salzburg, Referat 112.«
    »Hauptmann Jacobi«, wiederholte Kleiber langsam, als würde er sich
den Namen notieren. »In Zukunft wenden Sie sich doch bitte an meinen Anwalt,
wenn Sie in dieser Angelegenheit aktiv werden wollen. Ich lasse Ihnen seine
Anschrift faxen. Und was diesen … diesen …«
    »Waschhüttl«, half Jacobi aus.
    »Ja, was diesen Waschhüttl anlangt: Der scheint einen Sündenbock zu
suchen. Das liegt doch auf der Hand. Er hat seine Kompetenzen überschritten und
möchte sich nun elegant aus der Affäre ziehen. Weisungsgebunden! Kennt man ja.
Ich wiederhole mich nur ungern, sage es aber doch noch einmal in aller
Deutlichkeit: Ich habe nicht interveniert. Worum es bei dieser Intervention
gegangen sein soll, habe ich erst von der Stapo erfahren. Hören Sie, ehe ich
nicht eine gerichtliche Vorladung erhalten habe, werde ich mich zu dieser Sache
nicht mehr äußern. Und sollte es tatsächlich dazu kommen, steht Aussage gegen
Aussage. Haben wir uns verstanden?«
    »Ich habe Sie verstanden, Herr Sektionschef. Aber die Optik, Herr
Sektionschef! Die Optik!«
    »Zerbrechen Sie sich nicht meinen Kopf, Jacobi. Sehen Sie, die
Öffentlichkeit vergisst schnell, ich dagegen nicht. Und noch was: Minister
kommen und gehen.«
    »Aber Sektionschefs, die bleiben, ich weiß«, ergänzte Jacobi.
    »Sie haben es erfasst«, sagte Kleiber bissig und legte auf.
    Kandutsch hatte also recht behalten. Einen Sektionschef knackte man
tatsächlich nicht so einfach wie eine Walnuss. Um Kleiber die Zunge zu lockern,
brauchte es schon mehr als nur einen Schuss vor

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