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Herbstfrost

Herbstfrost

Titel: Herbstfrost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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aneinander. Warum, wissen wir nicht.
Vielleicht haben die letzten Tage Gudrun Sorge die Augen geöffnet, was ihren
Mann betrifft. Dann hat sie ihn zur Rede gestellt, und der Streit ist eskaliert.«
    Weider schüttelte den Kopf. »Nicht die letzten Tage !
Eine Person könnte ihr die Augen geöffnet haben.«
    »Das kommt aufs Gleiche raus. Als Sorge sie dann am Vormittag
erwischt, wie sie mit mir telefoniert, dreht er endgültig durch und erschießt
sie.«
    »Aber warum streitet er den Mord dann mit dem Tod vor Augen noch
ab?«
    Jacobi zuckte mit den Achseln. »Frag mich was Leichteres.«
    »Okay. Wie geht es Melanie?«
    »Gott sei Dank gut. Es ist bei der Erstdiagnose geblieben:
Gehirnerschütterung und Rippenprellung. Sie darf in zwei Tagen nach Hause.
Kandutsch hat sie übrigens auch schon besucht.«
    »Wundert dich das? Bei so einer Augenweide wie Melanie schaut jeder
gern vorbei.«
    »Apropos Augenweide: Hast du Jutta Dietrich angerufen?«
    »Hab ich. Sie hat versprochen, noch zwei Tage in der Hütte zu
bleiben. Sie lässt dir ausrichten, das täte sie nur dir zuliebe, weil«, er
schloss die Tür zum Info-Center, schlug mit der Faust in die offene andere Hand
und flüsterte, »weil du so einen animalischen Appeal hast. Nein, aber im Ernst:
Sie sagte, sie sei ein bisschen enttäuscht, weil du dich seit deinem
Nacht-und-Nebel-Besuch nicht mehr gemeldet hast.«
    »Dafür ist die Zufahrtsstraße ins Seidlwinkltal bis heute überwacht
worden. Hast du ihr das nicht gesagt?«
    »Natürlich. Auch, dass die Sökos identifiziert und zerschlagen
worden sind. Sie ist fast ausgeflippt vor Freude und Erleichterung, und dann
sind wir ein bisschen ins Plaudern geraten. Also, wenn diese Frau wieder in der
Stadt ist, muss ich sie unbedingt mal treffen. Eine Stimme hat die, da zieht es
dir ja glatt die –«
    »Spar dir deine Kalauer«, unterbrach Jacobi seine Schwärmerei. »Die
Dietrich ist nicht unsre Kragenweite. Auf so arme Würstl wie uns greift sie
höchstens in Notzeiten zurück, wenn nichts anderes verfügbar ist – oder aus
strategischem Kalkül.«
    Weider hob vielsagend die Augenbrauen. »Also doch!« Er begann eine
Melodie zu intonieren, warf sich wie ein Opernbuffo in Positur und sang: »Du
warst für mich nur der Nagel der Not, weil sich mir hier oben nichts Besseres
bot!«
    Jacobi lachte. »Auch wenn du’s partout nicht glauben willst: Da war
nichts. Aber wer weiß? Vielleicht steht sie ja auf verhinderte Künstler und
nimmt dich eines Tages mal im Vorbeigehen zur Brust. Nur – was wird Inge dazu
sagen?«
    Weider verzog das Gesicht zu einer tragikomischen Grimasse: »Mann,
du bist wirklich ärger als das Kaltwasserbecken in der Sauna. Aber weil gerade
von Kalauern die Rede war: Weißt du, warum sich die Sökos nicht an
Politpensionären vergriffen haben?«
    »Nein, warum nicht?«
    »Weil dann das ganze Land hinter ihnen her gewesen wäre, um ihnen zu
huldigen.«
    »Copyright Conte?«
    »Klar.«
    »Dacht ich mir doch. Also, ich muss jetzt rauf zu Kandutsch. Er will
sich vor der Pressekonferenz noch mit mir besprechen.«
    »Wird auch nötig sein. Hast du die heutige ›K. u. K.‹ gelesen? Conte
lässt seine Phantasie wild ins Kraut schießen. Gott sei Dank kennt er die
authentischen Zahlen nicht. Aus den etwa hundert Morden, die wir angegeben
haben, hat er eh schon über zweihundert gemacht.«
    »Dann verlang eine Richtigstellung von ihm. Er darf nicht auf die
Idee kommen, dass es sehr, sehr viel mehr waren. Und noch was: Was ist mit dem
Anrufer, der Schremmer zum Lagerplatz gelockt hat? Kann man seine Stimme schon
im Original hören?«
    »Kann man. Aber sie sagt uns nichts. Die Person, vermutlich ein
Mann, war übervorsichtig. Hat trotz Verzerrers zusätzlich mit verfremdeter
Stimme gesprochen.«
    ***
    Das sogenannte Pressefoyer befand sich neben Kandutschs Büro und
quoll an diesem Vormittag fast über. Von den etwa fünfzig Journalisten hatten
nicht alle einen Sitzplatz ergattert, sodass etliche stehen mussten.
    Kandutsch, Staatsanwalt Rothmayer, Stapo-Direktor Firlinger und
Jacobi saßen ihnen am langen Konferenztisch gegenüber. Ein Wald von Mikrofonen
reckte sich ihnen entgegen.
    Die Konferenz gestaltete sich zum Spießrutenlauf für die
Behördenvertreter. Von Beginn an schossen sich die Reporter auf den
Chefermittler der SOKO OGAS ein. Rothmayer,
Kandutsch und Firlinger durften sich bald als vernachlässigte Randfiguren
fühlen, waren darüber aber keineswegs traurig.
    Das Interesse galt in erster Linie

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