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Herbstfrost

Herbstfrost

Titel: Herbstfrost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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Indizien für diese Annahme sind erdrückend.«
    Als mit der Erwähnung der Versicherung schließlich der Bogen zu
Rottenstein geschlagen war, verwandelte sich der Konferenzraum augenblicklich
in einen Hexenkessel. Das Fragengewitter zu den AIC -Managern
brach nun erst recht über Jacobi herein.
    »Generaldirektor Rottenstein dürfte nicht freiwillig aus dem Leben
geschieden sein«, goss er noch zusätzlich Öl ins Feuer. »Jemand wollte ihn uns
als Alpha-Söko präsentieren, um Zeit zu gewinnen.«
    Er erwähnte den handgeschriebenen Zettel, den man bei der Leiche
Rottensteins gefunden hatte, verschwieg aber die Diskette. »Ein Mann, der
hingegen tatsächlich als Alpha-Söko in Betracht kommt, hat sich gestern der
Festnahme mit Waffengewalt widersetzt und wurde dabei lebensgefährlich verletzt.«
    Er schilderte kurz die Ereignisse, die mit der Ergreifung Sorges
geendet hatten, ohne dessen Namen zu nennen. Die dadurch losgetretene
Fragenlawine stoppte er mit der Feststellung: »Ehe wir diese Person nicht
einvernommen haben, werde ich dazu keine weiteren Angaben machen.«
    Kandutsch erhob sich. »Meine Damen und Herren, das war’s fürs Erste.
Wir werden Sie selbstverständlich auf dem Laufenden halten, sollte sich Neues
ergeben. Für Detailfragen steht Ihnen unser Pressedienst zur Verfügung.«
    ***
    Beim Mittagessen zu viert im »Krimplstätter« war Kandutsch mehr
als aufgekratzt. Als Aperitif ließ er Champagner auffahren.
    Dank Sarah Feldbach hatte das Referat 112 Schremmer auf der
Zielgeraden abfangen können. Diesen Erfolg sah der SIDI nicht zu Unrecht als Krönung seiner bis dato eher unauffälligen Karriere an.
    Jacobi wollte in diesem Moment kein Spielverderber sein. Bei
Steinpilzschaumsüppchen, flambierten Hirschlendchen an Rotkraut, Maronipüree,
Preiselbeermousse und einem süffigen St. Laurent ließ er seine Kollegen im
Glauben, die Aufdeckung des »Sökos-Komplotts« sei so gut wie abgeschlossen. Als
sich abzuzeichnen begann, dass Kandutsch das Essen zu einem Umtrunk ausdehnen
wollte, empfahl er sich mit der Ausrede, er sei hundemüde, schließlich habe er
tagelang nicht richtig ausschlafen können. Augenzwinkernd ließ man ihn ziehen.
    »Grüßen Sie Melanie von uns, Jacobi«, trug ihm Kandutsch noch auf.
»Sie soll sich gut erholen und uns bald wieder die Freude ihres Anblicks
gönnen.«
    ***
    Im Kiosk des Unfallkrankenhauses blätterte Jacobi etliche
Illustrierte durch, ehe er fand, wonach er suchte: eine Gesellschaftskolumne
über die Jubiläumsfeier der AIC . Er kaufte die
Zeitschrift und besuchte anschließend Melanie. Wie schon am Vortag blieb er nur
zu einem kurzen Gedankenaustausch. Er war unruhig, fast zappelig und
verabschiedete sich schon nach zehn Minuten wieder. Melanie ließ ihn bis zur
Tür gehen, dann schickte sie ihm das unvermeidliche »Bitte, sei vorsichtig!«
hinterher.
    Er wandte sich um und lächelte. »Ich werd aufpassen. Und morgen ist
sicher alles vorbei. Es sei denn, Sorge stirbt uns weg, ohne einen weiteren Ton
gesagt zu haben.«
    ***
    Er fuhr zum »Drop in«. Bardame Mizzi mit Körbchengröße D
wohnte im Stockwerk über dem Lokal. Er läutete – und hatte Glück: Sie war zu
Hause.
    »Moment, ich komm grad aus der Dusche.« Sie öffnete im Schlafrock
und grinste breit, als sie sah, wer vor ihrer Tür stand.
    »Ah, da schau her! Der Kiberer. Was darf’s denn heute sein?« Sie
ließ ihn eintreten, ging dann ins Schlafzimmer und setzte sich an den
Schminktisch. Das »Drop in« kannte keinen Ruhetag.
    »Leider wieder nur ein Blick auf ein Foto«, sagte er galant. Er
legte die aufgeschlagene Illustrierte zwischen ihre Make-up-Tiegel und deutete
auf eine bestimmte Aufnahme.
    »Ja, das ist der Mann«, sagte sie sofort. »Der war damals mit der
Dunkelblonden hier. Passen gut zusammen die zwei, nicht?«
    »Doch, kann man sagen.«
    »Neulich war übrigens ein Journalist da, Typ Latin Lover. Hat mir
auch ein Foto von diesem Mann gezeigt und dieselben Fragen gestellt wie du.«
    »Ah, was du nicht sagst! Du hast mir wieder sehr geholfen. Das war’s
auch schon. Vielen Dank.«
    »Schade. Grad heut ist Freddy in München.«
    Wieder im Wagen rief Jacobi im Referat an. Stubenvoll meldete
sich, er hielt mit Wegener zusammen die Stellung. Feuersang und Haberstroh
waren längst nach Hause gefahren, genauso wie Weider. In den letzten Tagen hatten
ihre Familien sie selten zu Gesicht bekommen.
    »Oliver, hat sich der Personenschutz von Schremmer schon
abgemeldet?«
    »Ja, Chef. Ist wie

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