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Herbstfrost

Herbstfrost

Titel: Herbstfrost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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meiner
gelegentlichen One-Night-Stands mit Gudrun. Sorges Frau fühlte sich zwar
benutzt und gab sich alle Mühe, mich bei Phryne madig zu machen, aber das alles
waren keine echten Hindernisse. Und dann kam dieser Anruf von Grabowsky. Ein
Schock! Er ließ durchblicken, er halte mich, seinen alten Kumpel Simba, für den
Chef der Sökos, und bat mich, ihm einen Therapieplatz an der Mayo-Klinik in den USA zu besorgen und zu finanzieren. Ich sollte
gar nicht erst erwägen, sein Problem kostengünstiger zu lösen, denn für diesen
Fall habe er bereits einen Brief bei einem Notar hinterlegt, adressiert an Kurt
Schremmer.«
    »Er kannte Schremmer?« Jacobi wandte sich an Jutta: »Ich dachte, du
hättest die beiden auf Distanz gehalten?«
    Wieder antwortete Piritz an ihrer statt: »Schremmer hat ihn nach
seinem Klinikaufenthalt kontaktiert. Grabowsky vertraute sich ihm an – und
sagte ihm auch, wo der Brief hinterlegt war, sollte seine Erpressung nicht
glattgehen.«
    »Aha. Und Schremmer hat den Brief nach Grabowskys Tod gelesen und
gleich beim Notar gelassen, falls auch ihm etwas zustoßen sollte.«
    Piritz grinste. »Nein, so klug war er zum Glück nicht. Ich sagte ja
vorhin schon, dass ich nichts in Schremmers Haus zurückgelassen habe, das einen
Hinweis auf mich liefern könnte.«
    Das nun einsetzende Schweigen ging Jacobi mehr durch Mark und Bein
als Piritz’ Wutausbruch zuvor. Das Feuer im Kamin war fast ausgegangen. Jutta
Dietrich wollte nachlegen.
    Piritz wehrte ab. »Lass nur, ist warm genug. Für die paar Minuten
langt das allemal.«
    »Wie du meinst.« Sie ging wieder an ihren Platz zurück.
    Tatsächlich war es sehr warm in der Jagdstube. Trotzdem hatte Jacobi
das Gefühl, als würde ihm jemand Eiszapfen unter den Hemdkragen stecken. Um der
aufsteigenden Panik Herr zu werden, zwang er sich zum Weiterreden. »Schremmer
hat mir die Verhaftung Grabowskys förmlich aufgedrängt. Jetzt weiß ich auch,
warum. Er wollte ihn nicht vor seinen Kumpanen schützen, sondern vor Ihnen. Wie
konnten Sie eigentlich so schnell Kontakt mit Pottasch aufnehmen?«
    »Grabowsky selbst hat mich auf die Idee gebracht. Als er am Telefon
von den guten alten Zeiten faselte, erwähnte er auch Pottasch, der in der
Salzburger VZA wegen Beschaffungsmord einsaß –
lebenslang. Den Rest weißt du. Pottasch konnte mir nicht gefährlich werden,
auch er kannte von früher nur meinen Spitznamen.«
    »Aber es gibt sicher ehemalige Studenten aus Ihrem Jahrgang, die
Simba einem bürgerlichen Namen zuordnen können?«
    Piritz grinste wieder. »Unwahrscheinlich. Nur zwei Kommilitonen
nannten mich so – und die gehörten zur Bande.« Das Grinsen wich jetzt nicht
mehr aus seinem Gesicht.
    »Was ist daran so amüsant?«, fragte Jacobi.
    »Amüsant ist, dass es sich ausgezahlt hat, so lange mit dir zu
quatschen, Kiberer. Deine Mitarbeiter wissen so gut wie nichts über meine Rolle
im Fall Sökos. Das hast du eben bestätigt. Wenn ihnen das Pseudonym Simba noch
Kopfzerbrechen bereitet, dann sind ihre Fortschritte in dieser Richtung nicht
besonders. Alle, die ihnen weiterhelfen könnten, werden das ganz sicher nicht
mehr tun.«
    Das Kaminfeuer war nun endgültig erloschen.
    »Haben Sie neulich interveniert, um mir den Fall wegnehmen zu
lassen?«, fragte Jacobi überstürzt, um seinen dilettantischen Fehler zu
überspielen. Aber es gab noch einen anderen Grund für seine Atemlosigkeit.
Jutta Dietrich, die mit verschränkten Armen neben Piritz saß, hatte mit der
verdeckten rechten Hand in Richtung Küche gezeigt. Schon zum zweiten Mal.
    Ein winziger Hoffnungsschimmer? Schätzte Jutta ihre Lage vielleicht
doch realistischer ein, als es die ganze Zeit den Anschein gehabt hatte?
    Was hatte sie vor? Jacobi war auf alles gefasst. Was immer sie auch
unternahm: Er wollte das Überraschungsmoment nicht ungenutzt verstreichen
lassen.
    »Hab ich, ja. Aber nicht persönlich«, sagte Piritz. Er war jetzt
unverschämt locker. Nicht zu Unrecht glaubte er, wieder alles im Griff zu
haben. »Das habe ich Phryne machen lassen. Irgendein Sektionschef im
Ministerium ist ganz wild auf ihre Höhere-Töchter-Fadesse.«
    »Heißt der Mann vielleicht Kleiber?«
    »Ja, ich glaube, das war der Name.«
    »Sie haben Phryne also doch eingeweiht?«
    »Bist du verrückt? Keine Spur! Ich hab mir am Geschichtenerzähler
Schremmer ein Beispiel genommen und ihr eine Mischung aus Dichtung und Wahrheit
aufgetischt. Zunächst die Story von Kummetingers Liebestod und dann die kleine
Notlüge, er

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