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Herbstfrost

Herbstfrost

Titel: Herbstfrost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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doch alles
keinen Sinn mehr, Piritz. Meine Leute wissen, dass ich zu Jutta gefahren bin.
Deshalb auch der Anruf eben.«
    Sein Gegenüber lächelte mitleidig. »Selbst wenn sie es wüssten,
würde es ihnen schwerfallen, zu beweisen, dass ich hier oben war und dein
Verschwinden verschuldet habe. Aber ich glaube gar nicht, dass du deine
Mitarbeiter ausreichend informiert hast. Vorhin, als ich noch in der Küche
stand, hast du Schremmers Geheimniskrämerei kritisiert, dabei bist du ihm gar
nicht so unähnlich. Schon dein erster Nacht-und-Nebel-Besuch hier oben war eine
Soloaktion. Später wird man über euch beide sagen: Sie waren zwei griesgrämige
Dachse, die lieber für sich allein durch die Gegend schnüffelten. Aber nehmen
wir meinetwegen ruhig mal an, deine Leute wüssten Bescheid. Heute schaffen
sie’s nicht mehr hier herauf, auch nicht mit Hubschraubern. Und morgen sind wir
längst weg.«
    »Der Mercedes steht hinterm Haus?«, fragte Jacobi.
    »Klar. Deshalb hab ich ja Marlene gleich vor die Tür geschickt, als
du mit dem Quattro angerumpelt kamst. Du solltest gar nicht erst auf die Idee
kommen, dich genauer umzusehen. Aber dass du bei der Anfahrt meine Reifenspuren
nicht gesehen hast, erstaunt mich doch. Na ja, der Wind und der Schneefall
werden das ihrige dazu beigetragen haben. Außerdem bin ich erst zum E-Werk
hinüber und von dort hinters Jagdhaus gefahren. Und trotzdem …« Piritz weidete
sich unverhohlen an Jacobis Frust.
    »Ich war zu sehr damit beschäftigt, nicht hängen zu bleiben«, sagte
Jacobi ruhig, dabei hätte er am liebsten wie ein Kind losgeheult. Natürlich
hatte er die Spurrillen gesehen, aber nach der letzten Kehre und oben am
Plateau hatte das unberührte Weiß ihn seinen Verdacht nicht mehr ernst nehmen
lassen.
    »Du hast den Wagen schon bei deinem ersten Besuch gesehen«, legte
Piritz nach. »Marlene erzählte es mir am Telefon, während du im Nebenzimmer
geschnarcht hast. Ich war geschockt, als ich hörte, dass wir uns auf der
Forststraße begegnet sind. Zu der Zeit hättest du längst bei deinen Ahnen sein
sollen.«
    Jacobi wunderte sich, dass Piritz Jutta ausschließlich beim
Spitznamen nannte. Komisch, dachte er, welche Nebensächlichkeiten einem
auffallen, wenn man nur noch Minuten zu leben hat.
    »Und du warst in alles eingeweiht?«, wandte er sich plötzlich an
sie.
    »Anfangs nicht«, kam Piritz ihr mit der Antwort zuvor. »Da wusste
sie nur über meine Pläne Phryne und ANUBIS betreffend Bescheid. Ich bin der Meinung, dass allzu viel Wissen nur belastet.
Von den notwendigen Kurskorrekturen hat sie erst jetzt erfahren – durch dich.
Aber sie wird es schon verkraften.« In Jacobis Ohren hörte sich das an wie: Das
spielt ohnehin keine Rolle mehr.
    Er beeilte sich, das Thema zu wechseln: »Ich hätte da schon noch ein
paar Fragen. Auf eine Minute mehr oder weniger wird es ja nicht ankommen …«
    Eine Schwarzwälder Kuckucksuhr begann zu schlagen.
    Piritz ließ den Vogel acht Mal »Kuckuck, Kuckuck« rufen, ehe er sich
zu einer Antwort bequemte: »Meinetwegen. Die paar Minuten sollst du haben. Der
Schneefall scheint ja jetzt nachzulassen, da sind wir später schneller unten.«
    Jacobi war sich sicher, dass Piritz ihm die Galgenfrist nur aus
einem Grund gewährte: Er wollte sich Klarheit darüber verschaffen, wie viel
Jacobis Leute tatsächlich wussten. Und der Hauptmann klammerte sich an diesen
Strohhalm – wie Jutta an den ihren.
    »Wie ist es Ihnen heute gelungen, so schnell an Schremmer
ranzukommen? Sie müssen sich mit den MEK -Leuten
ja fast die Klinke in die Hand gegeben haben.«
    »Das war kein Problem. Ich hatte vormittags Geschäftliches zu
erledigen. Zu Mittag setzte ich mich ins ›Café Strizzi‹ in der
Vogelweiderstraße. Von dort kann man die Pauernfeindstraße einsehen. Ich
rechnete damit, dass die Bodyguards im Laufe des Nachmittags abrücken würden.
Sorge war schließlich gefasst, und Personenschutz ist teuer. Marlene, du kannst
übrigens Kaffee machen. Dem Herrn Hauptmann macht es unter den Gegebenheiten
sicher nichts aus, so spät noch Kaffee zu trinken.«
    Jutta alias Marlene erhob sich, und Jacobi verzichtete auf einen
Kommentar. Von der Eckbank aus beobachtete Piritz Jutta beim Hantieren an der
Kaffeemaschine.
    »Um vierzehn Uhr rückten die zwei tatsächlich ab«, fuhr er fort.
»Schremmer schien mit ihnen einen hochprozentigen Abschied gefeiert zu haben.
In einem günstigen Moment schwang ich mich über den Gartenzaun und erreichte
ungesehen das

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