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Herbstfrost

Herbstfrost

Titel: Herbstfrost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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Portion Bosna extrascharf und ein Pils,
bevor er endlich nach Hause fuhr.
    ***
    Zurzeit lebte er allein in der großen Dachterrassenwohnung in
einem Altbau am Ignaz-Rieder-Kai. Die wertvolle Immobilie hatte er von seinen
wohlhabenden, aber früh verstorbenen Eltern geerbt. Der Vater war Anwalt und
Wirtschaftstreuhänder gewesen, die Mutter Kinderärztin. Jacobi, ihr einziger
Sohn, hatte unbedingt Kriminalbeamter werden wollen und diesen Beruf gegen
ihren Willen ergriffen. Erst vor Kurzem war seine Ehe mit der lebenslustigen
Werbegrafikerin Maruschka Todt geschieden worden. Ihre Auffassung von
partnerschaftlicher Loyalität hatte sich von der seinen grundlegend unterschieden.
Schon Monate vor der Scheidung war sie mit Tochter Nadine ausgezogen und wohnte
jetzt in einem Gemeindebau in Wals. Nadine war inzwischen sieben Jahre alt und
pendelte in unregelmäßigen Intervallen zwischen ihrer Mom und ihrem Paps hin
und her.
    Jacobi hatte noch immer daran zu knabbern, dass seine Kleinfamilie
zerbrochen war, doch davon abgesehen fühlte er sich in seinem Heim auch allein
recht wohl. Nicht nur, weil er Kindheit und Jugend hier verbracht hatte,
sondern weil er sich auch bemüht hatte, das Penthouse instand zu halten. Mit
der fachkundigen Hilfe von Freund Hans Weider war ihm das respektabel gelungen.
    Die mannshohen Fenster und die doppelflügeligen Terrassentüren
ließen viel Licht in die hohen Räume und nahmen dem neoklassizistischen Mahagonimobiliar
die Strenge. Die Buchenholzparkettböden und die grünlich weißen Zimmerdecken
hellten zusätzlich auf. Im Gegensatz zu den übrigen Zimmern war die Küche
modern eingerichtet und in zeitlosem Schwarz-Weiß gehalten, was der Höhe und
Weitläufigkeit des Raumes entgegenkam.
    Jacobi setzte sich eine Kanne Tee auf und ging damit ins
Herrenzimmer hinüber, in dem er sich am liebsten aufhielt. Die mächtigen
Schränke und Bücherborde, der imposante Kamin, die schwere Sitzgarnitur aus
Büffelleder und der Billardtisch gaben dem Raum seine besondere Note, ebenso
die allgegenwärtigen Messingaccessoires: Stehlampen, Kandelaber, Beschläge,
Halterungen – alles aus Messing. Jacobi stand zu seinem Mahagoni-Messing-Tick,
obwohl er den Raum nach der Trennung von Maruschka einige Monate lang nicht
mehr betreten hatte. Doch die Zeit relativierte selbst die traumatischen
Erinnerungen eines gehörnten Ehemanns.
    Ehe er es sich in seinem geliebten Ohrensessel vor dem Kamin bequem
machte, rief er noch Vogt an und informierte ihn über den Ermittlungsstand, als
ob es kein Dienstgeheimnis gäbe. Vogt war sichtlich perplex, wie rasch sich
nach dem Ereignis am See der Verdacht auf organisierten Seniorenmord verdichtet
hatte. Doch bei aller Betroffenheit vergaß er nicht, seinem ehemaligen Protegé
zum Fortschritt der Ermittlungen zu gratulieren.
    »Es ist auch dein Erfolg«, relativierte Jacobi. »Grüß mir Frau
Feldbach und richte ihr noch einmal meinen aufrichtigen Dank aus. Hätte sie das
Treffen mit Ruth Maybaum und Basidius nicht vermittelt, dann würden wir jetzt
nicht so weit sein.«
    »Ich werd’s ihr sagen. Ein gut gemeinter Rat noch: Geh vorsichtig
mit den Leuten von Gladius Dei um. Ich kenn die Brüder. Verfügen über beste
Beziehungen. Ein Fingerschnippen von ihnen, und schon bist du diesen
Jahrhundertfall los. Und behalte auch Schremmer im Auge! Er ist bekannt dafür,
Behörden an der Nase herumzuführen. Nichts spornt ihn mehr an, als mit Kiberern
in den Wettstreit zu treten. Hat fast immer ein allerletztes Ass im Ärmel.
Also, bis später! Servus!«
    »Servus!«
    Während des Gesprächs hatte ein anderer Anrufer angeklopft: Es war
Weider.
    »Sag mal, hast du neben Melanie noch was am Laufen? Dein Telefon ist
ja dauernd besetzt.«
    »Jetzt red bloß keinen Stuss! Außerdem hättest du’s übern zweiten
Hausanschluss probieren können. Was gibt’s denn so Dringendes?«
    »Schremmer ist eben angerufen worden. Die Person hat durch einen
Verzerrer gesprochen, unsre Tontechniker werden die Originalstimme
rekonstruieren, aber das kann dauern. Es war nur ein kurzes Gespräch, trotzdem
hatten wir mit der Fangschaltung Erfolg. Der Ruf ging von einer öffentlichen
Telefonzelle aus, die am Grünmarkt steht.«
    »Super! Dann haben wir den Anrufer ja gleich.«
    »Spar dir deine Süffisanz und hör dir an, was wir haben.« Er
schaltete das Gespräch zu.
    »Schremmer.«
    »Sind Sie allein?«, fragte die verfremdete Diskantstimme. »Ich hätte
wichtige Informationen für Sie, kann aber auch

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