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Herbstfrost

Herbstfrost

Titel: Herbstfrost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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später anrufen, falls es Ihnen –«
    »Ich bin allein. Also, wer sind Sie, und
worum geht es?«
    »Mein Name tut nichts zur Sache. Die Infos betreffen die Sökos. Ich
nehme an, Sie sind interessiert?«
    Die Antwort ließ auf sich warten. Jacobi war klar, warum. Der
Anrufer konnte nur ein Insider sein, da ihm das Kürzel Sökos geläufig war. Das
bedeutete in der Schlussfolgerung, dass die Sökos über Schremmer Bescheid
wussten. Diese Erkenntnis konnte den Journalisten nicht kaltlassen.
    »Kommt darauf an, was Sie zu bieten haben«, sagte er schließlich
zurückhaltend.
    »Vor zwei Stunden wurde ein Sökos-Mitglied verhaftet. Ich nehme an,
das geht auf Ihre Kappe?«
    »Wollen Sie mir drohen?«
    »Im Gegenteil. Mit Grabowsky können die Kiberer eh nicht viel
anfangen. Wen sollte der schon verraten?«
    Schremmer schien zu begreifen. »Heißt das, Sie könnten umfassendere
Infos liefern als Grabowsky?«
    »Jetzt kommen wir der Sache schon näher. Ich kenne einen Mann, von
dem ich mit Bestimmtheit weiß, dass er ein Beta-Führer ist.«
    »Und warum sollten Sie mir seinen Namen verraten? Sie gehören doch
selbst zu den Sökos.«
    »Vielleicht. Aber selbst wenn, dann nicht mehr lange. Ich möchte
mich verändern, aber so eine Luftveränderung kostet. Sie verstehen?«
    »Ich verstehe. Wie viel wollen Sie für den Namen?«
    »Hunderttausend Schilling.«
    »Hunderttausend? Schon ein bisschen happig für eine Info ohne
Echtheitszertifikat.«
    »Aber der Mann kennt den Alpha-Führer, so viel ist sicher. Außerdem:
Was sind schon hunderttausend für Sie? Mit dem Knüller über die Sökos werden
Sie doch ein Vielfaches von dem abschöpfen.«
    »Trotzdem werde ich ohne nähere Angaben eine solche Summe nicht
lockermachen.«
    »Sagt Ihnen der Name Marlene etwas? Der Beta-Mann hatte die
diesbezüglichen Anordnungen gegeben.«
    »Die Aktion hat aber nicht geklappt.«
    »Spielt das für unseren Deal eine Rolle? Kommen Sie morgen um
einundzwanzig Uhr auf den Lagerplatz hinter dem Friedhof, auf dem Ihr Großvater
mütterlicherseits begraben liegt. Keine Polizei! Muss ich wohl nicht extra
betonen, oder?«
    »Und wer garantiert mir, dass dieses Treffen keine Falle ist?«
    »Niemand. Entweder Sie kommen, oder Sie lassen es bleiben. Sie
entscheiden.«
    »Fünfzigtausend. Und Sie erzählen mir jetzt noch etwas, woraus ich
schließen kann, dass Sie wirklich mehr wissen als Grabowsky.«
    Eine Zeit lang war nichts zu hören. »Also gut«, sagte der anonyme
Anrufer dann endlich. »Der Beta-Mann, von dem hier die Rede ist, arbeitet in
einer Firma, die ihre Wurzeln im alten Ägypten hat.« Dann war die Verbindung
unterbrochen.
    »Und, was sagst du nun dazu?«, fragte Weider aufgeregt.
    »Ich sage dazu: Findet raus, wo Schremmers Großvater begraben liegt.
Alles Übrige morgen um acht im Büro. Sei mir nicht bös, Hans, aber ich muss
noch Schremmers Dossier lesen. Also, gute Nacht!« Jacobi legte auf.
    Nachdem er im Kamin Feuer gemacht hatte, schob er den stummen Diener
mit dem Teeservice an den Ohrensessel heran. Auf Alkohol verzichtete er
bewusst, schließlich wollte er noch an die fünfzig Seiten lesen.
    Einige der im Dossier angeführten Fälle weckten in ihm Erinnerungen.
Es handelte sich um unaufgeklärte Raubmorde an alleinstehenden älteren
Personen. Delikte, die in Salzburg, in angrenzenden Bundesländern und in
Oberbayern verübt worden waren. Ähnliche Déjà-vu-Erlebnisse bescherten ihm die
Vermisstenanzeigen, die Schremmer mit dem Vermerk »Kapitalverbrechen nicht
auszuschließen!« zu den Akten gelegt hatte.
    Doch die meisten Namen waren in keinem Kriminalarchiv zu finden,
Jacobi las sie zum ersten Mal. Unfälle und Todesfälle ohne offensichtliches
Fremdverschulden. Etwa aufgrund des Untergangs des Ausflugsdampfers
»Erzherzogin Sophie« auf dem Traunsee vor mehreren Jahren. Tagelang hatten die
Medien damals darüber berichtet. Ein alter, überhitzter Kessel war explodiert,
der ebenso alte Kahn binnen zwei Minuten voll Wasser gelaufen und gesunken.
Fünf Passagiere und zwei Besatzungsmitglieder hatten schwimmend überlebt, bis
Rettung vom Ufer nahte, mehr als dreißig Passagiere – durchweg Senioren – und
zwei weitere Besatzungsmitglieder waren ertrunken. Der gerettete Matrose schwor
Stein und Bein, er habe vom Deck des sinkenden Schiffs aus einen Taucher im
Wasser gesehen. Die ermittelnden Beamten protokollierten die Aussage, sahen
aber keinen kausalen Zusammenhang zum Untergang der »Erzherzogin Sophie«. Nach
Meinung der

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