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Herbstfrost

Herbstfrost

Titel: Herbstfrost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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mit mir noch mittagessen, ehe wir zum
Heiligenkreuz-Spital hinausfahren?«
    »In die Kantine?«
    »Ja. Oder hast du was gegen unsre Kantine? Es gibt Knoblauchsuppe
mit Sahnehäubchen, Leberkäse mit Kartoffelpüree und Gurkensalat und zum
Nachtisch Topfenstrudel.«
    »Ein herrliches Menü. Und anschließend zu Behrens? Sollte er dein
Verhör wider Erwarten ohne gröbere Verschleißerscheinungen überstehen, so wird
ihn letztlich wohl deine Knoblauchfahne zur Kapitulation zwingen. Du weißt
doch, wie stark du Knoblauch ausdünstest.«
    »Ich ess ihn halt nun mal gern. Was ist jetzt? Gehst du mit mir
mittagessen oder nicht?«
    »Hab ich denn eine Wahl? Sage ich Nein, setze ich mich
möglicherweise auch in andrer Hinsicht wieder auf Diät.«
    Plötzlich hatten es Weider, Redl, Feuersang und Haberstroh furchtbar
eilig, Jacobis Büro zu verlassen.
    ***
    Grabowsky blieb auf Anraten seines Anwalts stumm wie ein Fisch.
Immer wieder konfrontierten Feuersang und Haberstroh ihn mit seinen eigenen
Aussagen. Letzterer las ihm und Dr. Stanislaus Potocnik sogar Wort für
Wort Behrens’ Gedächtnisprotokoll vor. Lediglich die Bezeichnung Sökos ersetzte
er dabei durch den Allgemeinplatz »Gruppe«.
    Grabowsky bezichtigte sich in dem Schreiben der Morde an acht Witwen
und vier Rentnern, die allesamt mit ihren Pkws verunglückt waren. Die Unfälle
hatten ausnahmslos bei schlechter Witterung stattgefunden, und einige der
Fahrer waren leicht alkoholisiert gewesen. Bei keinem der Totalcrashs hatte
irgendwer den Verdacht geäußert, die Autos könnten manipuliert gewesen sein.
Und doch war genau das der Fall gewesen. Grabowsky hatte zugegeben, raffinierte
Handicaps in die Chassis eingebaut zu haben. Bei plötzlich blockierender
Lenkung oder drucklosen Bremsen waren die Fahrer chancenlos gewesen.
    Die stereotype Replik Potocniks dazu: Sein Mandant habe mit den
unterstellten Gräueltaten nicht das Geringste zu tun, es müsse sich um eine
Verwechslung handeln oder um einen sehr üblen Scherz. Pater Behrens, der Leiter
des Heiligenkreuz-Spitals, sei ihm zudem persönlich bekannt und die
Unterstellung, der gottesfürchtige Gladius-Dei-Mann sei der Verfasser dieses
Horrorpamphlets, absurd. Ehe also nicht restlos geklärt sei, woher die Infos
der Behörde stammten, werde sein Mandant nicht zu ihnen Stellung nehmen. Sollte
das Referat 112 die Quelle nicht preisgeben, so habe sie Beweise für die
Verquickung seines Mandanten in die hier aufgelisteten Straftaten vorzulegen.
Andernfalls sei sein Mandant unverzüglich freizulassen.
    Die Haftentlassung der zwei Kumpane Grabowskys, die ihn bewacht
hatten, einer gewissen Silvia Moospitzner und eines gewissen Harald Klausen,
hatte der Anwalt Potocnik bereits erwirkt. Gegen die beiden lag nichts vor.
Auffällig dabei war, dass weder der Todkranke noch seine beiden Kollegen sich
unter normalen Umständen einen Spitzenanwalt wie Potocnik hätten leisten
können, aber dieser gab keine Auskünfte über seinen Auftraggeber. Er ließ
lediglich durchblicken, dass ihm das Mandat von einer Firma erteilt und eine
Anzahlung überwiesen worden sei.
    Der Anwalt war dafür bekannt, kein heuriger Hase zu sein. Er nahm
jeden Mandanten, solange das Kleingeld stimmte. Die Straftaten, die Grabowsky
zur Last gelegt wurden, waren allerdings derart scheußlich, dass selbst
Potocnik es für besser zu halten schien, vorsichtige Distanz zum Auftraggeber
zu wahren.
    Der Witwenkiller hatte den Wortgefechten zwischen Potocnik und dem
ergrimmten Feuersang scheinbar apathisch zugehört. Doch der Wirbel an seinem
Krankenbett begann ihn stärker zu nerven, als er sich anmerken ließ.
    »Das ist doch alles Bockmist, was ihr da redet«, krächzte er
plötzlich. »Ladet den gefälligst woanders ab! Mich interessiert der ganze
Scheißdreck nicht. Ich bin am Abkratzen, versteht ihr? Am Abkratzen!« Mit
sichtlicher Anstrengung wandte er sich Feuersang zu. »He, Bulle! Du machst
eigentlich einen vernünftigen Eindruck, aber warum frisst du dann so brav, was
auf diesem Fetzen da steht? Warum glaubst du, dass Behrens meine sogenannte
Beichte ausgerechnet Schremmer gegeben hat, ha?«
    Das ratlose Stirnrunzeln Feuersangs ließ Grabowsky deutlicher
werden: »Schremmer ist doch Journalist, oder? Und zwar einer, der ständig
hinter crazy news her ist.«
    Jetzt nickte Feuersang. »Ja, das könnte man so sagen.«
    Grabowsky musste ein paarmal Atem holen, ehe er weitersprechen
konnte. »So, könnte man also sagen, ja? Und da kommt ihr nicht mal auf

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