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Herbstfrost

Herbstfrost

Titel: Herbstfrost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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Waschhüttl
nichts Eiligeres zu tun haben, als es nach Wien zu faxen – mit entsprechendem
Kommentar und Anregungen. Kann durchaus sein, dass man dort seine Vorschläge
goutiert. Eben deshalb müssen wir Dampf machen. Hans, wie kommt ihr voran?«
    »Wir haben erst einen kleinen Teil der von dir geforderten Daten
ausheben können. Frühestens in zwei, drei Tagen kannst du mit brauchbaren
Resultaten rechnen. Hoffe ich jedenfalls.«
    ***
    Nach dem verzögerten Mittagessen fuhren Kotek und Jacobi zum
Heiligenkreuz-Spital hinaus. Der ehemalige Herrensitz thronte inmitten
gepflegter Parkanlagen auf einer Anhöhe des Hacklwalds. Gladius Dei hatte das
Anwesen aus einer Konkursmasse relativ preiswert erstanden, es restauriert und
anschließend für den Klinikbetrieb adaptiert. Das Haupthaus bestand aus drei
Trakten, die ein eckiges U bildeten. In zweien davon befand sich die
Privatklinik, in einem das Kassenspital. Die in jeder Hinsicht feudale
Privatklinik entsprach anspruchsvollen Hotelstandards, der allgemeine Trakt
partizipierte daran und wurde zudem vom Land unterstützt. Dem Hörensagen nach
war die medizinische Versorgung im öffentlichen Teil nicht weniger gut als im
privaten.
    Vor dem begrünten Innenhof gabelte sich die Zufahrt. Die
Mittelstraße führte geradeaus weiter in eine Parkgarage hinunter, während man
rechts und links in eine Umfahrungsallee einbog. Den Innenhof konnte man nur
auf Kieswegen betreten, Autos waren dort unerwünscht. Jacobi parkte in der
beschrankten Garage. Unter den hier geparkten Nobelkarossen gab sein Urquattro
den Bettler auf der Prunkhochzeit. Verirren konnte man sich hier nicht. Überall
waren Hinweistafeln angebracht.
    ***
    Das Autotelefon machte sich
bemerkbar. »Lenz, was gibt’s?«
    »Schremmer hat sein Haus vor einer Viertelstunde verlassen und ist
stadtauswärts Richtung Thalgau gefahren. Sieht so aus, als will er in diesen VIP -Golfclub. Unsre Leute bleiben dran.«
    »Okay. Sonst irgendwas Neues?«
    »Nein, vorläufig nicht.«
    Jacobi legte auf. Kotek und er fuhren mit dem Aufzug in die dritte
Etage. Beim Verlassen der Kabine wurden sie von einer hübschen Pflegerin
angesprochen.
    »Wohin wollen Sie, bitte?«
    »Zu Pater Behrens.« Jacobi zeigte ihr seine Dienstmarke.
    »Polizei? Worum geht’s denn?«
    »Das, mein Fräulein, werde ich Ihrem Chef sagen. Wo ist sein Büro?«
    »Geradeaus, dann rechts, die dritte Tür.«
    »Vielen Dank.«
    Als sie nach rechts abbogen, warf Jacobi einen Blick zurück. Das
Mädchen stand noch immer am selben Fleck und schaute ihnen nach.
    Die junge Dame in Behrens’ Vorzimmer war nicht minder attraktiv.
Vielleicht ist ein angenehmes Äußeres ja Grundvoraussetzung für einen Job in
der Klinik, überlegte Jacobi.
    »Hauptmann Jacobi und Inspektorin Kotek, Pater«, meldete sie durch
die Sprechanlage.
    »Ich lasse bitten!«, kam es zurück.
    Sie traten ein. Das Chefbüro war ähnlich groß wie Kandutschs
Allerheiligstes, nur wesentlich schlichter eingerichtet. Die Außenwand war
verglast und bot einen herrlichen Panoramablick auf die Parkanlagen und den
Hacklwald, die übrigen Wände waren eierschalenfarben getüncht. Ein weinroter
afghanischer Teppich bedeckte den größten Teil des Parkettbodens. Seine düstere
Ornamentik beherrschte den Raum. Der Biedermeierschreibtisch in Fensternähe und
die beiden Besucherstühle davor verloren sich in dem weitläufigen Raum. An der
linken Seitenwand hing ein überdimensioniertes schwarzes Holzkruzifix, darunter
stand ein Betschemel, dessen Arm- und Knieauflage mit weinrotem Samt gepolstert
waren. Ein schmaler Schrank und eine spartanische Couch an der
gegenüberliegenden Wand komplettierten das karge Mobiliar.
    Gott und der Gast sind wichtig, der Inhaber des Büros ist nur ihr
Diener, das strahlte dieses Ambiente aus.
    Behrens war hinter dem Schreibtisch aufgestanden und ihnen
entgegengegangen.
    »Grüß Sie Gott, Herr Hauptmann, Frau Inspektorin! Ich hatte Sie
eigentlich früher erwartet, mein Freund Kurt Schremmer hatte Sie mir ja schon
gestern avisiert. Aber setzen Sie sich doch. Felicitas, bring uns bitte
Kaffee.«
    Behrens war ein stattlicher Mann und hatte einen kräftigen
Händedruck. Der bläuliche Schimmer auf Kinn und Wangen zeugte von kräftigem
Bartwuchs, Augen und Lippen verrieten einen Hang zum Genuss, doch darüber
hinaus wirkten seine Gesichtszüge bieder und eher nichtssagend. Letztlich
erinnerte nur der anthrazitgraue Anzug mit dem kleinen goldenen Kreuz am Revers
daran, dass Behrens

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