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Herbstfrost

Herbstfrost

Titel: Herbstfrost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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normales
Verkehrsaufkommen. Unmöglich zu sagen, welches der Autos hinter ihm ein
Verfolgerfahrzeug war.
    Er passierte die Auffahrt zur Hellbrunner Straße. Irgendetwas hielt
ihn davon ab, nach Glasenbach abzubiegen, wie er es ursprünglich vorgehabt
hatte. Kurzfristig entschied er, nach Anif weiterzufahren und das Hellbrunner
Schlossareal zu umrunden.
    Die einfachsten Rezepte hatten sich schon des Öfteren als die besten
herausgestellt, deshalb knallte Jacobi das Blaulicht aufs Dach und trat das
Gaspedal bis zum Anschlag durch. Der Turbo pfiff, vier Räder krallten sich in
den Asphalt, und der Urquattro schoss wie vom Katapult geschleudert davon. Auf
einer Straße mit einer Achtzigerbeschränkung! Die Autos vor ihm hielten sich
diszipliniert am rechten Straßenrand, während links von ihm die hell
erleuchtete Bautechnische Versuchsanstalt in die entgegengesetzte Richtung
davonzurasen schien. Der Blick in den Rückspiegel bestätigte Jacobis Ahnung:
Das dritte Auto in der Kolonne scherte aus, überholte die beiden vorderen und
versuchte an ihm dranzubleiben.
    Eine halbe Minute später flog die Anifer Kreuzung auf ihn zu. Grün!
Jacobi behielt die Geschwindigkeit bei. Es sah ganz so aus, als wollte er mit
hundertachtzig Stundenkilometern über die Kreuzung rasen und dem Verfolger auf
der Berchtesgadener Bundesstraße nach Grödig oder zum Autobahnanschluss hin
entwischen. Erst unmittelbar vor der Ampel bremste er den Quattro nach rechts
in die Morzger Straße hinein, bevor er wieder Gas gab. Um ein Haar wäre ihm das
Verfolgerfahrzeug ins Heck gekracht, nun rutschte es mit quietschenden Reifen
geradeaus in Richtung Berchtesgadener Straße. Im Neonlicht der Kreuzung war es
gut zu erkennen: ein dunkler Mercedes 300 E.
    Jacobi raste nach Norden Richtung Tiergarten. Die schmale Morzger
Straße wand sich in etlichen Kurven durch Anif. Vorerst leuchteten keine
Verfolgerscheinwerfer im Rückspiegel auf. Einige hundert Meter vor dem Parkplatz
Tiergarten stoppte er abrupt, stieß rückwärts in eine Allee hinein und
schaltete Blaulicht und Scheinwerfer aus. Sekunden später röhrte der Mercedes
heran und bretterte an ihm vorüber. Er hängte sich dran.
    Der Rollentausch schien den Mercedesfahrer nervös zu machen. Nun war
er der Gejagte und versuchte den Quattro abzuhängen, doch Jacobi klebte bis vor
Morzg an seiner Stoßstange. Dann ließ er sich etwas zurückfallen, bog vor
Schloss Emsburg unvermittelt nach rechts ab und fuhr zur Hellbrunner Allee hinüber.
Über den Kreuzhofweg erreichte er die Alpenstraße, um sie gleich darauf über
die Schleife Hellbrunner Straße wieder zu verlassen.
    Fünf Minuten später hielt er vor der Glasenbacher Szenedisco »Drop
in«. Das Lokal war selbst an einem Donnerstag gedroschen voll, platzte aus
allen Nähten. Den gleichen wohlkalkulierten Eindruck machten auch die Bustiers
der von Tisch zu Tisch eilenden Kellnerinnen. Auf der Tanzfläche drängten sich
Jugendliche und solche, die sich dafür hielten, als gälte es auszuloten, wie
viele Personen auf dem zehn mal zehn Meter großen Quadrat maximal Platz fanden.
Der wummernde Heavy-Metal-Rhythmus dröhnte einem in den Ohren, pausenlos
flirrten netzhautgefährdende Laser-Lichtspiele über den Köpfen der Tanzenden,
wobei unter Tanzen ein sehr beengtes Herumgezucke auf der Stelle zu verstehen
war. Der Vorteil dabei: Auch Betrunkene und Bekiffte konnten kaum umfallen.
    Mit einiger Mühe kämpfte sich Jacobi zur dicht umlagerten Theke vor.
Drei vollbusige Bardamen waren damit beschäftigt, die nicht enden wollenden
Bestellungen der Serviererinnen zu erledigen und gleichzeitig die trinkfreudige
Thekengesellschaft zu bedienen. Der Chef dirigierte sein Personal über das
Mikro des DJ s zu den jeweils am längsten
wartenden Gästen.
    Jacobi hatte Glück. Am Ende der langen Theke wurde ein Barhocker
frei. Ein skandinavischer Tourist hatte den letzten Whisky nicht mehr
vertragen.
    Der Hauptmann wandte sich an die Bardame mit dem imposantesten
Vorbau. Sie war die Partnerin des Chefs und hatte ihre Augen überall. Jacobi
hielt ihr seinen Ausweis und ein Foto von Jutta Dietrich unter die Nase.
    »Ja, die war ein paarmal hier«, sagte sie sofort. »Das letzte Mal
vor circa drei Wochen. Den genauen Tag weiß ich allerdings nicht mehr.«
    »Ich find’s schon toll, dass Sie sich bei diesem Wirbel überhaupt an
einen Gast erinnern können«, sagte Jacobi und ließ den Blick auf ihrem Busen
ruhen.
    Sie lächelte ihn an. »So toll ist das auch wieder

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