Herbstgeflüster (Die Kanada-Reihe)
nichts darauf ein.“
Bomer verkniff sich ein Grinsen. Diese Reaktion hätte er nicht erwartet und sie amüsierte ihn unheimlich. „Soll ich mein T-Shirt ausziehen? Für den besseren Ausblick, meine ich.“
„Nein, du Arsch!“, fluchte Cedric und Bomer musste sich heftig auf die Zunge beißen, um ein lautes Lachen zu unterdrücken.
„Wieso nicht? Mir ist warm genug“, konterte er breit grinsend und Cedric ging hoch, wie eine sprichwörtliche Rakete.
„Verflucht, Chambers! Das ist überhaupt nicht lustig. Du weißt genau, warum ich hier bin, und dass ich dich absolut heiß finde, passt mir nicht im Geringsten in den Kram. Von der Tatsache, dass du offenbar ein netter Kerl bist, ganz zu schweigen. Also hör' auf, mich damit zu verarschen, dass du ...“
„Ich will Sex mit dir, Cedric.“
Dem blieben seine folgenden Worte im Halse stecken und Bomer zuckte lässig mit den Schultern, als daraufhin keine Erwiderung kam. Er würde seinen vorherigen Satz nicht zurücknehmen oder abändern, da er nun mal der Wahrheit entsprach. Auch wenn Bomer das nicht gefiel. Ganz und gar nicht, um ehrlich zu sein. Es stand zu viel zwischen ihnen, als dass er daran denken durfte, Cedric Morgan über die Schulter zu werfen und ihn in sein Bett zu tragen. Natürlich tat er es trotzdem und ärgerte sich wahnsinnig darüber.
Vielleicht war es an der Zeit, die Fakten auf den Tisch zu packen. Er wusste längst Bescheid, Adrians Brief war vorgestern gekommen und Bomer hatte ihn mittlerweile so oft gelesen, dass er die schlimmsten Stellen bereits in und auswendig kannte.
„Du kennst meinen Namen?“
Bomer streckte lässig die Beine aus. „Deinen Namen und den Rest der Geschichte, die dich hergeführt hat. Ich weiß, dass Celvin dein Bruder war.“
Das ließ er erst mal sacken, weil er ahnte, wie schwer es Cedric fallen würde, mit ihm darüber zu reden. Sofern er es überhaupt tat. In diesem zwanzig A4 Seiten langen Bericht stand jedes noch so dreckige Detail über das Leben der Brüder. Es war Dreck, den man eigentlich von Kindern fernhalten sollte, doch Larissa Morgan hatte sie mit Absicht hineingestoßen, um Geld zu machen. Mit Hilfe der eigenen Söhne.
„Das ändert gar nichts“, murmelte Cedric schließlich und vergrub das Gesicht in Charlys Fell.
„Das ändert alles und du weißt es.“
Cedric blieb still, streichelte unablässig über Charlys Fell, doch das Zittern seiner Hände entging Bomer nicht. Er erkannte Verdrängung, wenn er sie sah, aber er sagte nichts dazu, weil jedes Wort im Moment zu viel gewesen wäre. Stattdessen stand er auf und verließ schweigend das Wohnzimmer. Oben wartete sein Bett darauf frisch bezogen zu werden und dafür würde er sich ausgiebig Zeit lassen. Vielleicht war es genug, Cedric die Wahrheit vor Augen zu führen. Vielleicht reichte es aus, damit er begriff, wie sehr er von jenem Mann, den er seinen Vater und Freund nannte, betrogen worden war.
Bomer hoffte es und zweifelte insgeheim doch daran. Es wäre zu einfach gewesen, und das war ein Begriff, den er schon vor verdammt langer Zeit für immer aus seinem Wortschatz gestrichen hatte.
-8-
„Keine Handschellen mehr?“
Bomer sah von der Waffenzeitschrift auf, in der er las, als Cedric am späten Abend ins Schlafzimmer kam. Sein Blick folgte der ausgestreckten Hand zur Heizung, denn er hatte am Nachmittag alles von dort weggeräumt. Kein Knast am Heizungsrohr mehr. Keine Gefangenschaft. Er war über den Punkt hinaus und hoffentlich sah Cedric es genauso. Bomer ging es nicht darum, ihn in sein Bett zu kriegen, also nicht ausschließlich, aber im Moment war es ihm wichtiger, Vertrauen zu zeigen. Falls Cedric nicht neben ihm schlafen wollte, war das in Ordnung, solange er sich dann mit der Couch zufriedengab.
„Nein.“
„Warum nicht?“
Bomer klappte die Zeitschrift zu und legte sie auf den Nachttisch. „Weil ich denke, dass du weißt, was wirklich mit Celvin passiert ist. Ich habe ihn nicht getötet und du hast genug Gerechtigkeitsbewusstsein, um mich nicht für einen Mord umzubringen, den ich nicht begangen habe. Du kannst im Wohnzimmer schlafen, wenn dir das lieber ist. Ansonsten ...“ Bomer deutete auf das zweite Bettzeug neben sich. „Der Platz ist frei.“
Cedric sah unbehaglich auf das Bett. „Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist.“
„Ich rede vom stinknormalen Schlafen, Cedric, nicht vom Knutschen, Fummeln oder Ficken.“ Bomer grinste, als sein Gegenüber wie erwartet rot wurde.
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