Herbstgeflüster (Die Kanada-Reihe)
Küchentischs hatte.
„Mein sturer Mann und ich haben uns gestern lange unterhalten, und wir sind uns zumindest dahin gehend einig, dass es nichts für dich ist, den Rest deines Lebens Kisten am Hafen zu stapeln. Adrian hat ein Angebot für dich und davon wird er dir in ein paar Tagen erzählen. Sei also besser angemessen überrascht, sofern du nicht willst, dass er von unserem kleinen Date heute erfährt.“ David wiegte bedächtig den Kopf. „Allerdings hat dieses Angebot ein paar Haken.“
Er ahnte, um welche Form von Haken es dabei ging. „Ich muss eine Therapie machen.“
„Unter anderem.“
Bomer zog einen Teller mit Suppe zu sich, lehnte sich danach aber erst mal zurück. „Und wenn ich sie mache, was dann?“
„Das Angebot gilt nur für dich und die vier Männer, von denen du Adrian erzählt hast. Ein Gruppenangebot sozusagen.“
Bomer erstarrte. „Warum?“
David reichte ihm ein Stück Brot und wartete, bis er es in die Hand nahm. „Weil wahre Freunde nun mal das Wichtigste im Leben sind.“
Das hatte Adrian ihm auch schon gesagt und da war durchaus etwas Wahres dran. Bomer biss vom Brot ab und aß einige Löffel der Suppe, während er nachdachte. Konnte er sich darauf einlassen? Wollte er es? Oder war es leichter, alleine zu bleiben? Sicher war es das, aber es war außerdem feige und genau darauf spielte David an. Was das betraf, war er genauso stur und dickköpfig wie dieser Mistkerl von Anwalt. Bomer verdrehte innerlich die Augen, als er an Adrian dachte. An dessen wissende Augen, sein lässiges Grinsen und diesen, 'Ich bekomme eh immer, was ich will' - Ausdruck im Gesicht, der ihm gestern eine Tracht Prügel eingebracht hatte.
Bomer verzog das Gesicht und schob den Teller von sich. Ihm war jeglicher Appetit vergangen. „David … es tut mir wirklich leid.“
„Entschuldigung akzeptiert.“
Das erleichterte Seufzen verließ seine Lippen, bevor er es verhindern konnte. Bomer griff nach dem Kaffee, um etwas in den Fingern zu haben. „Was euer Angebot angeht, ich weiß nicht, wo die Jungs sind.“
„Dann solltest du es schnellstens herausfinden.“
„Ist das eure Art von Hilfe?“, fragte Bomer und warf David einen frustrierten Blick zu. „Mir eine Aufgabe zu geben, damit ich beschäftigt bin? Keine Zeit habe, um in der Vergangenheit zu leben. Damit ich nach vorne sehe und irgendwann, das hofft ihr beide zumindest, kapiere, dass ihr nur das Beste für mich wollt?“
David begann zu grinsen. „Du hast es erfasst.“
„Hast du eine Vorstellung, wie schwer es sein wird, ein paar ehemalige Seals zu finden, die garantiert nicht gefunden werden wollen?“
„Nein“, antwortete David belustigt. „Aber du wirst es mir in den nächsten Tagen und Wochen mit Sicherheit regelmäßig erklären.“
„Arsch.“
„Ja, ja, ich habe dich auch gern.“ David lachte. „Und wenn ich's mir recht überlege … Ruf' einfach Adrian an. Er weiß, wo sie sind.“
Bomer blieb verblüfft der Mund offenstehen.
-10-
Nein, er konnte Cedric nicht von seiner Erinnerung an diesen Abend mit David erzählen, der, nach seinem Hilfeschrei auf der alten Eisenbahnbrücke in Baltimore, ein weiterer und entscheidender Wendepunkt in seinem früheren Leben gewesen war. Eines Tages vielleicht, aber nicht hier und heute.
„Ich muss wissen, warum Celvin gestorben ist“, sagte Cedric leise und wandte sich ihm zu.
„Koslow wird dich umbringen.“
„Nicht, wenn ich schneller bin“, widersprach Cedric entschieden und erhob sich dabei. „Ich will die Wahrheit wissen.“
Bomer stand ebenfalls auf. „Du kennst die Wahrheit doch längst. Sei ehrlich.“
Cedric stieß hörbar die Luft aus, dann nickte er. „Mag sein, aber ich will es aus seinem Mund hören. Ich will, dass er mir ins Gesicht sieht und zugibt, dass er mich nur aus dem Grund hergeschickt hat, damit du mich tötest. Weil ich die falschen Fragen stelle. Weil ich die Schnauze voll davon habe, für ihn Geld einzutreiben. Weil ich aufhören will. Weil ich, nachdem ich mit dir fertig war, weggehen wollte, und zwar für immer. Und das weißt du alles schon längst, du hast schließlich den Wagen und die beiden Beutel gefunden, und dir garantiert deinen Reim darauf gemacht.“
Natürlich hatte er das und mit seiner Antwort hatte Cedric ihm das letzte Puzzlestück eben persönlich in die Hand gegeben. Das war also der Grund für alles. Cedric wollte raus aus diesem Leben und Bomers Tod sollte der Startschuss für den Neuanfang sein.
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