Herbstgeflüster (Die Kanada-Reihe)
köstlich über meine Blödheit amüsiert haben. Dabei wollte ich nur ein Zuhause für Cel und mich.“
„Und er wusste das. Er hat eure Notlage ausgenutzt, den Wunsch nach einer Familie. Nach jemandem, der da ist und sich kümmert. Jemand, der euch liebt. Ich wette, er weiß auch, woher alle deine Narben stammen.“ Cedric zuckte zusammen, sagte aber nichts. „Du hast ihm davon erzählt, oder? Dass die Freier deiner Mutter ...“
„Hör' auf!“
Bomer nickte, denn mehr als diese Bestätigung seiner Theorie hatte er nicht gewollt. Ein weiteres Teil in dem großen Puzzle, das Cedric für ihn anfangs gewesen war, und das er mittlerweile fast zusammengesetzt hatte. Eine drogenabhängige Mutter, ein kleiner Bruder, den Cedric mit seinem eigenen Körper jahrelang beschützt hatte, bis Koslow auf der schmutzigen Bildfläche erschienen war. Mehr war gar nicht nötig gewesen. Koslow hatte leichtes Spiel gehabt, die zwei Jungs für sich einzunehmen, und als Celvin dann angefangen hatte unbequeme Fragen zu stellen, hatte man ihn entsorgt, wie ein Stück Abfall.
Ob Cedric auch vergewaltigt worden war, so wie er im Dschungel? Bomer hoffte innerlich, dass ihm zumindest das erspart geblieben war. Mit der Folter und dem Rest an Missbrauch in seiner Jugend hatte er noch genug zu kämpfen, das war bei ihrem Gespräch letzte Nacht mehr als deutlich geworden. Bomer würde nicht fragen. Nicht heute und auch nicht morgen. Wahrscheinlich niemals. Es ging ihn nichts an, und außerdem würde er dann im Gegenzug ebenfalls nach seinem früheren Leben gefragt werden.
Eine Vorstellung, die ihm Gänsehaut bescherte, denn er war sich nicht sicher, ob er in der Lage war, derartige Fragen zu beantworten. Es war für ihn furchtbar genug gewesen, als er es das eine Mal gewagt hatte, sich David anzuvertrauen. Und das auch nur, weil der so wütend auf ihn gewesen war, dass Bomer Angst gehabt hatte, ihn und Adrian durch seinen Aussetzer zu verlieren.
Mehrere Wochen lang, nachdem Adrian ihn von der Brücke geholt hatte, hatten ihn seine Albträume Nacht für Nacht aus dem Schlaf gerissen, bis der Anwalt ihn eines Abends so heftig bedrängt hatte, dass er am Ende ausgerastet war.
Erst hinterher, als es vorbei gewesen war und Adrian blutend unter ihm auf dem Fußboden gelegen hatte, war Bomer klar geworden, dass er dringend Hilfe brauchte, und er hatte sie bekommen. Dieser sture Anwalt war bei ihm geblieben. Er hatte ihn nicht im Stich gelassen. Ganz im Gegenteil. Er hatte Bomer sogar vor seinem eigenen Ehemann in Schutz genommen, als der ihm für Adrians blaues Auge, den lädierten Kiefer und seine gebrochene Rippe den Kopf abreißen wollte.
Das hatte David am nächsten Abend trotzdem getan, als er, nicht gänzlich unerwartet für Bomer, in seiner Wohnung aufgetaucht war, um ihm die Leviten zu lesen. Aber davon wusste Adrian bis heute nichts, und wenn es nach Bomer ging, würde sich das auch niemals ändern.
-9-
„Mach' sofort die Tür auf!“
Bomer zuckte nervös zusammen und verzog gequält das Gesicht. Er kannte die wütende Stimme im Flur und er wusste, warum der Mann gekommen war. Genauso wie ihm klar war, dass der jedes gottverdammte Recht hatte herzukommen und ihn für das, was er in seinem Wahn gestern Adrian angetan hatte, grün und blau zu schlagen.
Trotzdem verging eine gefühlte Ewigkeit, bis Bomer die wenigen Meter zur Tür hinter sich gelassen hatte, um diese zu öffnen. Zorn, und davon jede Menge, stand in Davids Gesicht, als sich ihre Blicke trafen. Bomer trat schweigend zurück und bat Adrians Mann damit in sein kleines Apartment, das der Anwalt ihm vor etwas über einem Monat organisiert hatte. Ebenso wie den Job am Hafen, der ihn körperlich so sehr forderte, dass er diese täglichen Stunden kaum zum Nachdenken kam. Das tat er dann nachts, was zu schlimmen Albträumen führte, die der Grund für den aufgebrachten Gesichtsausdruck waren, den David zur Schau stellte, während er eintrat.
Bomer schloss die Tür hinter ihm und wollte gerade eine Entschuldigung aussprechen, als David abrupt zu ihm herumfuhr und ohne Vorwarnung zuschlug. Dessen Faust landete schmerzhaft auf seinem Wangenknochen und Bomer stolperte überrascht zurück gegen die Tür.
Er wagte es nicht, etwas zu sagen, geschweige denn sich zu wehren, dazu war er zu entsetzt. David hasste Gewalt. Allerdings liebte er Adrian über alles und somit war seine Reaktion mehr als verständlich.
„Das war für meinen Mann“, sagte David nach
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