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Herbsttagebuch: Roman (German Edition)

Herbsttagebuch: Roman (German Edition)

Titel: Herbsttagebuch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hohlfeld
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verrückt.
    Natürlich
habe ich ihm, Vicki und Daniel, Lila und Rob Premierenkarten geschickt. Ich hoffe
inständig, dass Vicki nicht Zuhause geblieben ist. Bei Oma, Jola und Margret muss
ich mir keine Sorgen machen. Die drei haben ebenfalls Eintrittskarten bekommen und
sich riesig darüber gefreut. Insgeheim wünsche ich mir, dass Vicki und ich es heute
Abend endlich schaffen, uns zu versöhnen, und dann wie früher eine lustige Party
zusammen feiern.
    Und ich
möchte Basti und Julia wiedersehen!
    Schon den
ganzen Tag male ich mir aus, wie wir uns in die Arme nehmen. Er verzeiht mir. Wir
lachen, halten uns fest und sind glücklich. Alles, was in den letzten Wochen passiert
ist, kommt mir plötzlich wie eine Episode vor. Als hätte ich in einem Theaterstück
mitgespielt, jetzt wäre es zu Ende und ich würde nach Hause gehen, zurück in das
wirkliche Leben.
    Wo steckt
Basti nur?
    Von ganz
hinten winken mir plötzlich Oma und Margret zu. Die beiden verbringen viel Zeit
miteinander und auch heute Abend sind sie natürlich zusammen gekommen. Ich lasse
Leos Hand los, dränge mich zu ihnen durch und umarme sie.
    »Na, mein
Kind«, sagt Oma und strahlt glücklich. »Also, ich platze gleich vor Stolz. Der Name
meiner Enkelin steht im Programmheft vom Berliner Musicaltheater.«
    »Und du
bist sicher, dass du ab Januar wieder in meiner Werkstatt sitzen willst?«, fragt
Margret und mustert mich skeptisch.
    »Ganz sicher«,
sage ich, hebe mein Glas und lasse es an Margrets klimpern. »Darauf trinken wir.«
    »Und? Stellst
du uns deinem neuen Freund vor?«, fragt Oma und macht einen langen Hals, um Leo
im Gewimmel zu sehen. »Ihr seid ein schönes Paar. Ich war zuerst nicht ganz glücklich,
dass du mit dem netten Sebastian plötzlich Schluss gemacht hast. Aber so ist das
wohl heute mit den jungen Leuten, nicht wahr?«
    »Ich weiß
nicht«, druckse ich herum.
    »Was weißt
du nicht?«
    »Ob das
was bringt, wenn ich dir Leo vorstelle«, sage ich leise.
    »Was genau
willst du uns damit sagen?«, fragt Margret und guckt mich verwundert an. »Hast du
Angst, er könnte sich in eine von uns verlieben oder hast du mit deinem neuen Kerl
auch schon wieder Ärger?«
    »Beides
nicht«, sage ich. »Leo geht zurück nach Amerika und ich gehe nicht mit. Warum sollte
ich?«
    »Jetzt frage ich mich allerdings doch, warum du deinen netten
Doktor verlassen musstest, wenn das mit deinem Regisseur gar nichts Ernstes ist«,
sagt Oma.
    »Das frage ich mich auch, Oma«, antworte ich ehrlich. »Und
ich hoffe, dass es für eine Umkehr nicht zu spät ist.«
    So, ich habe es ausgesprochen.
    »Du weißt
nicht, was du willst, Rosa«, sagt Margret kopfschüttelnd. »Du …«
    »Doch, weiß
ich«, unterbreche ich sie (nicht dass meine Meisterin auch noch mit der Schmetterlingsnummer
anfängt) und schaue wieder, ob ich Basti und Juli sehe. »Es dauert nur immer eine
Weile, bis ich es begriffen habe.«
    »Musst du
sie lassen«, sagt Jola, die sich in der Zwischenzeit zu uns gesellt und alles mit
angehört hat. »Hast du vergessen, wie ist, junge Frau zu sein?«
    »Also, so
verrückt war ich nicht«, brummt Margret und zwinkert mir versöhnlich zu.
    »Ich auch
nicht«, sagt Oma.
    Jola zuckt
die Schultern. Sie ist seit 30 Jahren mit ihrem Franciszek verheiratet.
    Wir lachen.
    In diesem
Moment treten Lila, Rob, Vicki und Daniel zu uns. Die Begrüßung ist stürmisch. Sie
gratulieren mir und loben meine Arbeit! Ich könnte vor Freude heulen. Es ist unglaublich
schön in meiner altvertrauten Runde zu stehen und zu quatschen. Sogar Vicki umarmt
mich zur Begrüßung, und das macht mich besonders froh.
    »Weißt du
noch?«, fragt sie. »Vor ein paar Monaten, da hast du bei uns zu Hause auf dem Boden
gehockt und dir Kostüme ausgedacht. Und heute habe ich sie auf der Bühne gesehen!
Klasse gemacht, Rosa!«
    »Danke«,
sage ich gerührt. Es bedeutet mir viel, dass Vicki mich lobt. Sie ist zwar ernst
und schaut mich an, als wollte sie mir auf den Grund der Seele blicken, aber sie
hat auch ›bei uns zu Hause‹ gesagt, und bei diesen Worten wurde mir ganz warm ums
Herz, denn es zeigt mir, dass Vicki längst nicht so distanziert ist, wie sie tut.
    »Ach, da
ist ja meine Freundin«, sagt jetzt Margret strahlend, während sie sich an mir vorbeischiebt.
Ich folge ihr mit den Augen, denn es wundert mich, dass sie ausgerechnet hier im
Gewimmel jemanden getroffen haben sollte, den sie kennt.
    »Halt mich
fest«, sage ich geschockt, als ich sehe, wen meine Meisterin da stürmisch

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