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Herbsttagebuch: Roman (German Edition)

Herbsttagebuch: Roman (German Edition)

Titel: Herbsttagebuch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hohlfeld
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interessiert zugeschaut, wäre das in Ordnung gewesen.
Doch Stillsein ist nun mal ganz und gar nicht ihre Art.
    »Ist das
nicht zu viel, was du da wegschneidest?«
    »Bist du
sicher, dass dieser Stoff am Hintern nicht aufträgt?«
    »Nein, die
Tüllschicht ist mir zu bauschig.«
    »Also, der
Tüll ist mir viel zu unscheinbar.«
    »Ein Hüftpolster?
Ist das nicht Uroma-Look?«
    »Ach, das
hatte Kate Middleton unter ihrem Brautkleid auch? Na, dann ist es natürlich super!«
    Und so weiter
und so fort.
    Der einzige
Trost: Basti war nach seiner Tagung jeden Abend bei mir und ertrug mit Gleichmut
und einem Lächeln auf den Lippen, dass ich zwar total spät, dafür jedoch aufgedreht
wie ein Huhn, das ein Ei gelegt hat, von der Arbeit kam.
    Heute Mittag
rauschte Frau Hofmann glücklich mit ihrer Beute aus unserer Werkstatt. Ich hatte
Tränen in den Augen, als sie das Kleid ins Auto packte und davonfuhr.
    »Tschüs,
mein Meisterwerk«, sagte ich und winkte. »Ich werde dich nie wiedersehen.«
    »Nun ist
es aber gut«, sagte Margret und führte mich vom Fenster weg. »Jetzt schließen wir,
gehen ins Schraders und päppeln dich da richtig auf.«
    Ich nickte
dankbar. So gern ich Kleider nähe, so einen Stress muss ich nicht laufend haben.
Ich hoffe, dass ich in den nächsten Wochen nur Reißverschlüsse machen muss.
    Dennoch:
Der Aufwand hat sich gelohnt. Das Kleid ist wunderschön geworden. Ich bin sicher,
Frau Hofmann wird damit einen glänzenden Auftritt haben. Doch das soll nicht mehr
meine Sorge sein.
    Nachdem
ich mir einen doppelten Tapas-Teller, einen Korb Baguettebrot, einen Milchkaffee
und zwei Cocktails zu Gemüte geführt habe, wanke ich erschöpft, satt und glücklich
nach Hause. Direkt in Bastis Arme – vor uns zwei wunderbare ganze Wochenendtage.
Er hat tatsächlich frei und Zeit für mich. Ich kann mein Glück kaum fassen.
     
    *
     
    Es ist Samstag. Basti und ich verlassen
die Wohnung kaum. Vicki und Daniel genauso wenig. Wir treffen uns gelegentlich in
der Küche oder im Bad. Zwei total verliebte Paare, die nichts brauchen als sich
selbst.
    Am Nachmittag
überraschen die Männer Vicki und mich mit der Idee, ein Picknick zu machen – mit
Salat und Würstchen vom Grill.
    »Ich habe
keinen Grill«, sagt Vicki und guckt die Herren der Schöpfung etwas zweifelnd an.
    »Ich weiß,
wo ein Baumarkt ist«, antwortet Daniel.
    Vicki scheint
die Idee nicht besonders gut zu finden. »Du willst allen Ernstes einen Grill kaufen
und damit irgendeinen Berliner Park vollstinken?«, fragt sie.
    »So kann man das auch sehen«, sagt Daniel lachend. »Eigentlich
wollte ich nur ein paar Würstchen brutzeln.«
    »Ich finde
es schön«, erwidere ich. Ich muss an die vielen Abende zu Hause denken, als Lila
und ich noch Kinder waren und Papa und Onkel Thorsten am Wochenende gegrillt haben
– eine große glückliche Familie zusammen um einen Tisch, mit Bier und Brause und
Schüsseln voll leckerer Salate. »Außerdem ist das doch normal in Berlin. Da grillt
bei so einem Wetter jeder, der keinen Garten hat, in irgendeinem Park.«
    »Wenn das
jeder macht«, motzt Vicki, »können wir ja ruhig mitmachen.«
    Sie ist
richtig grantig heute. Ob sie Streit hat mit Daniel? Aber er wirkt liebevoll wie
immer, kein bisschen angespannt.
    »Ach, komm
schon«, sagt Basti.
    Die beiden
Männer gucken wie zwei begeisterte Schuljungs.
    »Ich kaufe
die Salate und packe alles ein«, rufe ich schnell, bevor Vicki weiternörgeln kann.
»Du musst gar nichts machen, Vicki.«
    »Kommt nicht
infrage«, antwortet sie. »Ich mache den Kartoffelsalat selbst. Gekauftes Zeug kommt
mir nicht in die Tüte.«
    Basti und
Daniel verschwinden blitzschnell Richtung Baumarkt. Vicki setzt Kartoffeln auf und
kramt aus der Kammer einen wunderschönen Picknickkorb hervor.
    Während
wir zusammen einpacken und anschließend die Zwiebeln und Gurken für den Salat schneiden,
erzähle ich ihr von meinen Expeditionen in die Vergangenheit ihrer Familie. Vicki
hört interessiert zu. Zumindest sieht es so aus.
    »Weißt du
eigentlich, ob sie ein glückliches Leben hatte, deine Urgroßtante Augusta?«
    Eigentlich
ist es ein Fehler, dass ich Vicki danach frage. Genauso doof, als würde man beim
Krimi den Schluss zuerst lesen. Aber die Neugier plagt mich.
    »Wie du
weißt, habe ich nicht die geringste Ahnung von diesen Sachen«, sagt Vicki.
    »Schade!
Das ist doch total aufregend. Familiengeschichten und so.«
    »Weißt du
was von deiner Urgroßtante?«
    »Ähm …«
Mist! Sie hat mich

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