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Herbsttagebuch: Roman (German Edition)

Herbsttagebuch: Roman (German Edition)

Titel: Herbsttagebuch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hohlfeld
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einem klaren Verstand rein gar nichts zu tun.
    Ich koche
in zwei Töpfen, esse aus beiden und kann mich nicht entscheiden, welche Suppe mir
besser schmeckt. Und habe die ganze Zeit Bauchschmerzen dabei!
    Bald kommt
Bastis Tochter. Er brennt darauf, uns miteinander bekannt zu machen. Und die Kleine
freut sich auf mich.
    Was soll
ich nur tun?
    Wenn wir
uns kennengelernt haben, wenn sie mich vielleicht sogar mag … Dann kann ich nicht
mehr einfach zu Leo gehen. Julia wird mich und Basti noch enger aneinanderbinden.
    Mein Herz
ist völlig zerrissen. Denn wenn ich mich für Basti entscheide, kann ich Leo nicht
haben. Nie wieder könnten wir uns so wunderbar und leidenschaftlich küssen.
    Aber einem
kleinen Mädchen will ich nicht wehtun. Und Basti auch nicht. Ich liebe ihn doch.
Er ist ein wunderbarer, kluger und zärtlicher Mann.
    Dennoch
ist in mir auch unglaublich viel Gefühl für Leo. Ich weiß nicht, was ich tun soll.
In Romanen klingt das immer neiderweckend: ›Eine Frau zwischen zwei Männern. Wie
wird sie sich entscheiden?‹.
    Hach! Die
Wirklichkeit – nicht wahr, Augusta? – fühlt sich ziemlich bescheiden an.
     
     
     

9. Kapitel
     
    Sex changes everything
     
    »Rosa, kommst du?«
    »Wie bitte?«, schrecke ich hoch.
»Was ist los?«
    Basti lacht
mich an. Oder aus? »Kann es sein, dass du nervös bist?«
    »Ich?«
    »Ist sonst
noch jemand hier?«
    Ich schüttele
den Kopf.
    Hilfe, es
muss doch möglich sein, dass ich mich ein bisschen zusammenreiße und nicht pausenlos
mit meinen Gedanken überall, nur nicht in der Gegenwart bin.
    Basti und
ich wollen gleich los, um Julia bei ihren Großeltern abzuholen. Heute ist es so
weit – der große Tag, an dem ich seine Tochter kennenlerne. Und sie mich.
    Seit einer
Woche lebt sie nun in Berlin. Wenn Basti arbeiten muss, schläft sie bei seinen Eltern.
So wie letzte Nacht. Jetzt wollen wir alle zusammen frühstücken und dann in den
Zoo. Ich habe keine Ahnung, wie ich bei diesem Treffen einen Bissen hinunterbekommen
soll. Mein Hals ist wie zugeschnürt.
     
    Ich habe seit knapp zwei Wochen
– genaugenommen seit dem Tag, an dem Leo und ich uns leidenschaftlich geküsst haben
– kaum etwas essen können.
    Vicki witzelt
schon, dass ich ebenfalls schwanger sei, so blass und hohlwangig, wie ich aussehe.
Ich versuche, eine fröhliche Miene zum komplizierten Spiel zu machen. Es fällt mir
unglaublich schwer, vor allem gegenüber Basti, der keine Ahnung hat, was in mir
vorgeht. Im Gegensatz zu mir wirkt er, seit wir uns ausgesprochen haben, sehr gelöst
und glücklich.
    »Wir haben
viel mehr Zeit füreinander«, sagt er zufrieden, wenn wir uns sehen. »All die Wochenenden,
in denen ich sonst nach Hamburg gefahren bin, fallen weg. Juli wird öfter bei meinen
Eltern sein und dann haben wir zwei sturmfreie Bude. Und sonst … Ich bin sicher,
du und meine Tochter, ihr werdet euch super verstehen.«
    Ich grübele
viel, rede wenig und schnalle den Gürtel an meinen schlackernden Hosen enger. Wenn
Basti nachfragt, schiebe ich mein Verhalten und den Gewichtsverlust auf den Stress
in der Werkstatt. Was nicht einmal gelogen ist. Wir haben in der Tat unglaublich
viel zu tun.
    Trotzdem
schaffen Leo und ich es, uns in jeder freien Minute zu treffen. Mir ist klar, was
im Theater gemunkelt wird. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Leo und ich ›was miteinander
haben‹. Wahrscheinlich steht in Großbuchstaben auf meiner Stirn geschrieben, dass
ich in ihn verknallt bin. Aber niemand (außer Marlene und Tina) weiß, dass wir gar
nicht zusammen sind. Außer unserer Arbeit, etwas gestohlener Zeit für ein Gespräch
zwischen zwei Proben und tiefen Blicken teilen wir nichts miteinander. Leo hat seinen
Vorsatz wahr gemacht und mich nicht wieder angefasst. Er wartet. So wie er es an
jenem Abend versprochen hat. Arbeitet und wartet.
    Ich warte
auch, nämlich darauf, dass mein seltsames, zweigeteiltes Herz sich endlich entscheiden
und dann alles ganz leicht sein wird. Aber das tut es nicht.
    Und deshalb
kann ich nicht essen, nicht schlafen und irgendwie nicht richtig froh sein.
    Ich bücke
mich, um meine Schuhe zu schließen. Auf einmal wird alles um mich herum schwarz.
    »Rosa«,
sagt eine Stimme durch eine Nebelwand. »Rosa, bist du wieder da?«
    »Was … ist
los?«, frage ich verwirrt.
    Gerade stand
ich noch. Warum liege ich plötzlich auf dem Boden? Basti hält meine Beine nach oben
und Vicki beugt sich über mich und tätschelt mir die Wange.
    »Du bist
einfach umgekippt«, sagt

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