Herbsttagebuch: Roman (German Edition)
ist mehr zwischen uns.
Ich trete
einen winzigen Schritt näher zu ihm, lege meine Arme um seinen Hals und öffne leicht
meinen Mund. Dann ist er da. Der Moment, in dem unsere Lippen miteinander verschmelzen.
Ich weiß nicht mehr, wo ich aufhöre und wo er beginnt. Wir sind eins.
Während
wir uns endlos küssen, wandern seine Hände über meinen Rücken, öffnen den Reißverschluss
des Kleides ein Stück. Dann hält er inne. Wir lösen unsere Lippen voneinander. Als
ich Luft hole, umfasst er meine Brüste unter dem dünnen Stoff mit seinen Händen
und streichelt sie leicht.
Ich atme
schwer. Selbst dieses kleine bisschen Stoff zwischen ihm und mir stört mich jetzt.
Ich presse mich voll Verlangen an ihn. Doch Leo lässt sich Zeit. Während er mich
sanft berührt, mit meinen Brustwarzen spielt, bis mir prickelnde Schauer über den
ganzen Körper laufen, spüre ich seine Härte durch die Kleidung. Ich will mehr. Er
soll weitermachen. Und wenn um uns die Welt unterginge …
Langsam
öffne ich den Gürtel seiner Jeans. Er zieht den Reißverschluss meines Kleides ganz
hinunter und streift es mir über die Schultern. Ich knöpfe sein Hemd auf und lege
meine Hände auf seine glatte, nackte Brust. Wieder küssen wir uns. Ich will mehr,
alles von ihm. Meine Lippen wandern seinen Körper hinunter. Ich gehe ganz langsam
auf die Knie, während ich seine Jeans noch weiter öffne, um ihn überall berühren
zu können.
Keine Ahnung, wie lange wir küssen, streicheln, spielen,
uns erforschen und erkennen. Zeit spielt keine Rolle, es gibt keine Scheu und keine
Tabus. Unsere Körper, unsere Nacktheit und unsere Begierde übernehmen das Kommando,
und das fühlt sich unvergleichlich wunderbar an. Ich schaue ihn an, beobachte ihn,
wie er unter meinen Händen und in mir erbebt und erschauert vor Lust. Er tut dasselbe
für mich.
Erst später
kommen wir gemeinsam zum Höhepunkt und irgendwann, nachdem wir es mehrere Male auf
die unterschiedlichsten und schönsten Arten miteinander getan haben, lösen wir uns
voneinander.
Ich lege
meinen Kopf auf seine Brust. Der Scheinwerfer beleuchtet uns – zwei nackte, erschöpfte
Menschen, die gerade im Paradies waren und nur langsam und unwillig zurückkehren.
Lachend
bringen wir wenig später das leicht zerknautschte Kleid in die Werkstatt zurück.
Leo ruft
ein Taxi, während ich mich anziehe. Zehn Minuten später fahren wir durch die Berliner
Nacht in Richtung Dahlem zu seiner Villa.
Als ich
aus dem Auto steige, muss ich kichern. Ob Frau Hofmann, meine Kundin, die Leo unbedingt
verführen wollte, gerade am Fenster steht? Und was wird sie wohl sagen, wenn sie
sieht, dass Leo mich an die Hand nimmt, mich küsst und dann die Tür zu seinem Haus
aufschließt? Ein Blinder kann sehen, was wir gleich tun werden.
»Warum lachst
du?«, fragt Leo.
»Ich bin
wahnsinnig glücklich«, antworte ich und lasse mich selig in seine Arme fallen.
Als ich erwache, liege ich in einem
schönen breiten Bett. Eine leuchtend goldene Herbstsonne scheint zum Fenster hinein.
Im gelbblättrigen Lindenbaum toben drei Eichhörnchen und genießen genau wie ich
einen strahlenden Morgen, an dem der kalte Winter und alle Sorgen weit weg erscheinen.
»Gut geschlafen?«
Leo bringt ein Tablett mit duftendem Kaffee und zwei Gläsern voll sattgelbem Orangensaft.
Ich nicke
und erschauere unter einer Ganzkörpergänsehaut, die mich bei seinem Anblick überzieht.
Er sieht so schön geschafft und übernächtigt aus, und ich weiß genau warum. Sein
dunkelblondes Haar ist zerzaust und seine tiefbraunen Augen strahlen glücklich.
»Was machen
wir heute?«, fragt er. »Zwei Tage ohne Theater. Fällt uns da überhaupt etwas ein?«
»Ich wüsste
was«, antworte ich und strecke meine Arme nach ihm aus. »Aber ich muss erst einmal
nach Hause, ein paar Sachen holen.«
»Wir können
doch alles, was du brauchst, zusammen einkaufen gehen«, schlägt Leo vor. »Ich habe
keine Lust, dich gehen zu lassen.«
Es ist so
schön wie im Märchen. Leo ist ein wunderbarer Mensch und ein großartiger Liebhaber.
Ich weiß gar nicht, wie ich es eine weitere Nacht in meinem Leben ohne ihn aushalten
soll.
*
Erst am Sonntagabend betrete ich
wieder Vickis und mein Zuhause, nach einem Wochenende wie im Paradies. Satt, zufrieden,
glücklich … und mit einem schlechten Gewissen, das mich wie ein Hammer trifft, als
ich die Wohnung aufschließe und Bastis Schal an der Garderobe hängen sehe.
Ich habe kurz an meinen Freund gedacht,
nicht in
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