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Herbstwald

Herbstwald

Titel: Herbstwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Guzewicz
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normalerweise gehört.«
    Der Kriminalanalyst dachte an den Obduktionsbericht, in dem das Salböl auftauchen würde, das der Pfarrer verwendet hatte.
    »Wurde sonst irgendetwas verändert – an ihr oder in ihrer Wohnung?« Davídsson bemerkte sofort, dass die Frage wie aus einem Lehrbuch klang. Langsam stellt sich zu viel Routine ein, dachte er.
    »Pfarrer Geisler hätte ihr die Sterbesakramente gerne in ihrem eigenen Bett gegeben und nicht auf dem Fußboden, aber ihm wurde sehr schnell bewusst, dass er sie da alleine nicht hinbekommen würde und ich ihm nicht helfen konnte. Er hat sie also nicht bewegt und ihre Wohnung haben wir auch gelassen, wie wir sie vorgefunden haben.«
    Er sah Davídsson lange an.
    »Wir haben nichts verändert.« Dieser Satz war mehr als nur eine einfache Feststellung, die sich auf ihre Wohnung bezog. Er beinhaltete eine Menge Gefühle und Sympathien für das Opfer.
    Moser konnte Catharina Aigner nicht dabei helfen, ihr Leben zu verändern – zu verbessern, obwohl er es gerne gekonnt hätte.
    »Was für ein Mensch war Catharina Aigner?«
    »Es ist schon traurig, dass Ihnen das vermutlich niemand anderer hier sagen kann.« Er stellte sich vor Jakob Fugger und betrachtete den Nachdruck des Dürerporträts. »Sie war, wie schon gesagt, sehr hilfsbereit. Sie opferte sich für andere Menschen auf.«
    »Für Menschen wie Sie.«
    »Wenn Sie auf meine Phobie anspielen, ja. Als sie an diesem grauen Novembermorgen in das Haus einzog, ist sie direkt zu mir gekommen und hat sich als neue Nachbarin vorgestellt. Ich kann mich noch erinnern, als sei es gestern gewesen.«
    »Warum können Sie sich daran noch so gut erinnern?«
    »Weil es das erste Mal an diesem Tag war, an dem mir jemand etwas Nettes gesagt hatte.«
    »Das war vor drei Jahren.«
    »Ja. Vor drei Jahren und zwei Wochen, um genau zu sein. Gestern waren es genau zwei Wochen. Noch nie hatte sich zuvor ein neuer Nachbar bei mir vorgestellt, und ich wohne schon seit über zwanzig Jahren hier.«
    »Also lebt man hier wie anderswo. Man isoliert sich.« Davídsson dachte an Reykjavík, wo es ihnen auch nicht anders gegangen war, nachdem sein Vater beschlossen hatte, in die Stadt zu ziehen. Sie hatten wie viele andere auch die Hoffnung auf ein besseres Leben mit einer regelmäßigen Arbeit. In seiner Kindheit in Siglufjörður war das noch anders gewesen. Dort gab es regelmäßige Feste und die Nachbarn kamen oft zu Besuch. Aber als immer mehr Isländer in die Stadt zogen, wurde auch der Kontakt zueinander weniger. Die Stadt verändert die Menschen, dachte er.
    »Ich dachte, früher sei es hier noch anders gewesen. Frau Hübner hat mir von spontanen Treffen am Brunnen erzählt.«
    »Ach.« Er winkte ab und Davídsson sah für einen kurzen Augenblick die langen, aber gepflegten Fingernägel. »Nichts als Getratsche von Menschen, die gerne im Mittelpunkt stehen. Gekümmert haben sie sich trotzdem nicht umeinander. Wir Augsburger sind sture und konservative Wesen, die keinen Wert auf Hilfe legen.« Er deutete auf das Porträt vor sich, ohne es zu berühren: »Er war auch nicht anders. Die Fuggerei wurde auch nur gegründet, damit er seinen Seelenfrieden hatte. Mehr war es nicht. Von wegen Barmherzigkeit. Die Augsburger müssen sogar Eintritt zahlen, wenn sie hierherkommen.«
    Davídsson dachte an die Jahreskarte, die er sich am ersten Tag gekauft hatte.
    »Catharina Aigner war da anders.«
    »Ja. Ausgerechnet so ein junges Ding. Da denkt man, dass die nur andere Sachen im Kopf haben als anderen zu helfen. Männer, Musik, Discos oder was weiß ich, was diese jungen Dinger heute so treiben. Aber Catharina war hilfsbereit.«
    »Hatte sie keinen Freund?«
    »Darüber haben wir nie gesprochen.«
    »Haben Sie mal mitbekommen, dass jemand bei ihr war?«
    »Ich gehöre nicht zu denen, die hinter den Gardinen stehen und Leute beobachten. Davon gibt es hier schon genügend.«
    »Die Häuser sind hier relativ hellhörig.«
    »Ja. Aber ich habe nie etwas gehört.«
    »Hat sie sonst über ihre Probleme gesprochen? Über die Schulden, die sie hatte?«
    »Nein. Nie.«
    »Haben Sie mal einen Streit oder eine Auseinandersetzung mitbekommen? Gab es Feinde?«
    »Feinde? Wie kann man denn mit so jungen Jahren Feinde haben?«
    Ólafur Davídsson wusste nicht, was er antworten sollte.
    Sie schwiegen einen Moment.
    Moser stellte sich mit dem Rücken zu Jakob Fugger dem Reichen und beobachtete, wie ein paar wenige Sonnenstrahlen durch den Raum zogen.
    »Sie kam aus gutem

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