Herbstwald
verbreitete dabei einen Höllenlärm. »Entschuldigung. Ich habe keine Spuren für einen regelmäßigen Konsum gefunden, falls Sie das meinen.«
»Wurden sie abrasiert oder ausgerissen?« Davídsson stellte die Frage jetzt anders, auch wenn er die Antwort des Gerichtsmediziners registriert hatte.
»Die Haare aus der Plastiktüte stammen alle von der Toten und wurden mit einer sehr scharfen Klinge vom Kopf abgetrennt. Auch diese Untersuchung war relativ aufwendig, weil unsere Mikroskope dafür nicht geeignet sind. Interessant ist auch, dass das Stratum disjunctum, also der oberste Teil der Epidermis, an keiner Stelle beschädigt worden ist. Die Klinge muss also sehr kunstvoll geführt worden sein. Vermutlich kann ein handelsüblicher Rasierer ausgeschlossen werden, weil es da immer kleinere oder größere Hautverletzungen gibt.«
»Also ein medizinisches Werkzeug?«
»Nicht unbedingt. Ich kenne jedenfalls keines, das dazu geeignet wäre.«
»Der Täter ist also mit dem Vorsatz zum Opfer gegangen, die Haare abzuschneiden«, sagte der Kriminalkommissar. »Wir haben es mit einem geplanten Mord zu tun.«
»Ich habe mich mit dem Hausmeister der Fuggerei unterhalten«, ergriff Lilian Landhäuser das Wort, als niemand mehr etwas sagte. »Er geht bald in den Ruhestand und hat hier schon einiges miterlebt.«
»Und?«, fragte Hofbauer.
»Jaaa. Er hat vor ein paar Wochen eine Spritze auf dem Grundstück gefunden.«
Sie sah in die Runde und genoss die Aufmerksamkeit, die ihr von dort entgegengebracht wurde. Bevor Hofbauer wieder nachfragen konnte, erzählte sie weiter. »Es war wohl eine Drogenspritze. Er hat nämlich auch ein Gummiband an der Stelle gefunden.«
»So eines, wie Catharina Aigner um den Hals hatte?«, fragte jetzt Davídsson.
»Ich möchte die Antwort Ihrer Kollegin nicht vorwegnehmen, aber das Gummi, das um den Hals der Toten gelegt war, wäre meines Erachtens nicht dazu geeignet gewesen, eine Vene abzuschnüren. Dafür war es zu dünn und viel zu brüchig«, schaltete sich der Pathologe ein.
»Danke Doktor. Wo war das mit den Fixerutensilien?«
»Wenn man die Herrengasse ganz durchläuft, kommt man rechts in die Gartengasse und links in ein kleines Waldstück. Es ist ein bisschen verwildert und zugewachsen. Wenn man sich bis zum Ende des Weges durchschlägt, ist da ein kleiner Platz mit einer Parkbank und einem Holzkreuz. Dort hat er das Besteck gefunden. Damals hat er geglaubt, dass es von Jugendlichen stammte, die manchmal dort herumlungern.«
»War das das einzige Mal, dass er so etwas in der Fuggerei gefunden hat?«
»Wie gesagt: Er hat hier schon ziemlich viel gesehen. Ich musste mir die ganzen Geschichten anhören …«
»… und da haben Sie vergessen, ihn das zu fragen«, ergänzte Hofbauer.
»Er hat mir keine weitere Geschichte erzählt, die etwas mit Drogen zu tun hatte.« Sie streifte den offenen Angriff mit einer Handbewegung ab, als habe sie eine Teflon-Haut.
»Gut, aber vermutlich hatte der Hausmeister auch recht. Warum sollte Catharina Aigner ihre Drogen unter einem Holzkreuz konsumieren und nicht zu Hause? Sie hat schließlich nicht weit weg gewohnt. Selbst als Junkie auf Entzug hätte sie es noch nach Hause schaffen können. Auch wenn diese Typen nicht gerade rational denken, hätte sie gewusst, dass sie hier rausgeflogen wäre, wenn sie erwischt worden wäre.«
»Vielleicht hat sie dort einfach nur ihren Dealer getroffen«, warf Schedl ein.
»Hinter dem Holzkreuz stehen zwei Häuser, die ihre Fenster teilweise mit Blick auf den Platz haben«, antwortete Lilian Landhäuser.
»Das bestätigt noch einmal den Verdacht, dass es nicht das Opfer war, das dort Drogen gekauft oder konsumiert hat«, sagte jetzt wieder Hofbauer.
»Ja.« Ólafur Davídsson vermutete, dass diese Spur keine war. »Gibt es sonst irgendwelche Auffälligkeiten, die Sie bei der Obduktion festgestellt haben?«, fragte er mit Blick auf den Gerichtsmediziner.
Er nickte, während er Davídsson ansah. »Ja, ihre Zähne waren auffällig.«
»Was heißt das?«
»Sie waren gut. Sogar sehr gut. Ihr Zahnarzt war kein normaler Arzt für Kassenpatienten, würde ich sagen. Sie hatte Keramikinlays und mindestens eine ästhetische Operation, bei der die Zahnstellung korrigiert worden ist. So etwas kann schnell sehr teuer werden. Es ist zwar nicht gerade mein Fachgebiet, aber ich hatte mich vor einem Jahr mal erkundigt, was das bei meinen Zähnen kosten würde. Damals konnte ich mir das nicht leisten, obwohl ich damals
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