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Herbstwald

Herbstwald

Titel: Herbstwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Guzewicz
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Catharina Aigner deckte sich mit der des Geistlichen.
    »Vielleicht sollten Sie mal mit unserer Sozialpädagogin sprechen. Sie hat zwar nicht jeden Tag Sprechstunde in der Fuggerei, aber vielleicht hat sich Frau Aigner ihr trotzdem anvertraut.«
    Er wollte den Pfarrer gerade um die Kontaktdaten bitten, als das Handy in seiner Manteltasche zu vibrieren begann und den ganzen Mantel erzittern lies.
    »Entschuldigen Sie mich bitte«, sagte Ólafur Davídsson, während er das Gerät aus der Tasche zog und den Antwortknopf drückte.
    »Ja?«
    »Landhäuser hier. Kriminalhauptkommissar Hofbauer konnte Sie leider nicht erreichen, also hat er mich angerufen.«
    Davídsson hatte das Telefon lautlos geschaltet, bevor er die Kirche betreten hatte, und vergessen, den Ton wieder einzuschalten.
    »Was gibt es denn?«
    »Irgendjemand hat wohl etwas in einem der Kanäle gefunden und dann die Polizei gerufen.«
    »Wo?«
    »Könnten Sie mich bitte mitnehmen? Ich bin heute Morgen mit der Straßenbahn gefahren und habe mein Auto nicht dabei.« Dieses Mal gab es keine Hintergrundgeräusche aus der Hotelbar.
    »Ja, gut. Ich nehme Sie mit.«
    »Treffen wir uns in der Jakoberstraße am Eingang zur Fuggerei?«
    »Ich bin gleich da.« Er drückte den Ausknopf und überlegte einen Moment, an welcher Stelle das Gespräch mit dem Messpriester unterbrochen worden war.
    »Die Sprechzeiten der Sozialpädagogin finden Sie am schwarzen Brett am Ende der Herrengasse. Ich habe sie mir leider nie aufgeschrieben oder gemerkt.«

9
    L ilian Landhäuser stieg in den Chrysler 300C , bevor er den Wagen auf dem Markusplätzle wenden konnte.
    Davídsson überlegte, ob er die Musik leiser drehen sollte. Der MP3-Player spielte immer noch die Musik von Dave Brubeck, obwohl er schon längst nicht mehr die unterschiedlichen Nuancen der Melodien wahrnahm und Take Five zu einem Hintergrundrauschen geworden war.
    »Das Leder duftet noch neu«, sagte Landhäuser, während sie versuchte sich anzuschnallen, ohne dabei hinzusehen.
    »Er hatte nur etwas mehr als hundert Kilometer auf dem Tacho, als ich ihn angemietet habe.« Davídsson warf einen kurzen Blick auf die bläuliche Digitalanzeige, die jetzt über tausend Kilometer Fahrleistung anzeigte. »Also, wo müssen wir jetzt hin?« Er drehte die Musik leiser und legte den Finger auf das Eingabefeld des Navigationssystems.
    »Es gibt da ein Kraftwerk auf dem MAN-Gelände, das man wohl am besten über Tor C erreicht. Kennt das Navi die Franz-Josef-Strauss-Straße?«
    Ólafur Davídsson suchte den Straßennamen auf dem Display und wählte ihn schließlich aus, als er ihn gefunden hatte.
    »Ich habe mich gerade mit den Bewohnern der Ochsengasse unterhalten, als mich Hofbauer erreichte.« Sie stellte den Sitz in eine angenehmere Position. »Wir müssen uns bei unseren Ermittlungen besser absprechen«, sagte sie schließlich.
    Davídsson wusste, dass sie recht hatte. »Ich war beim Fuggerei-Geistlichen und habe mich über Catharina Aigner erkundigt, aber er wusste kaum etwas über sie.« Er bog nach rechts auf die Jakoberstraße und fädelte sich in den Verkehr ein. Vor ihnen schlich eine Straßenbahn dahin.
    »Vielleicht würde es helfen, wenn Sie mich etwas besser kennen würden. In dem halben Jahr bei der Operativen Fallanalyse haben wir uns ja kaum gesehen.«
    »Jaa.« Davídsson fühlte sich wie ein Gefangener in seinem Wagen. Die Straßenbahn hielt vor der Fuggerei-Haltestelle und sie mussten warten, bis sich ein älterer Mann mit seinem Rollator aus der Bahn gewunden hatte.
    »Bevor ich beim BKA angefangen habe, war ich bei der Bundespolizeidirektion am Frankfurter Flughafen. Kriminalitätsbekämpfung.«
    Davídsson wusste nichts über die Arbeit der Bundespolizei.
    Vor ihm fuhr jetzt die Straßenbahn mit dem eleganten Geräusch der Elektromotoren an.
    Der alte Mann sortierte sich am Straßenrand, während der Rollator langsam gegen den Bordstein rollte und dort stehen blieb.
    Das Alter ist eine schlimme Sache, dachte Davídsson.
    »Bei der Kriminalitätsbekämpfung bearbeitet man vorwiegend Fälle von Schleuserkriminalität. Ich war im Ermittlungsdienst, bevor ich mich zum BKA beworben habe. Leider bin ich von der Schleuserkriminalität nicht wirklich losgekommen, denn ich habe zuerst in der Abteilung SO gearbeitet, und zur Schweren und Organisierten Kriminalität gehört leider eben auch die Schleusergeschichte.«
    Ólafur Davídsson nickte kurz, um Landhäuser zu zeigen, dass er ihr zuhörte. Er überlegte, wie diese

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