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Herbstwald

Herbstwald

Titel: Herbstwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Guzewicz
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das quer über den Lech gebaut war. Backsteine wurden durch eine riesige Neonlampe angestrahlt, die über das Wasser und ein schwarz lackiertes Wehr ragte. Er konnte sehen, wie sie vom Wind hin und her bewegt wurde. Das Licht schien den Bewegungen der Neonlampe zu folgen und strahlte mal das grünliche Wasser und mal die Staustufe an, die dadurch beinahe etwas Gespenstisches bekam.
    »Ólafur Davídsson vom BKA.« Hofbauer brüllte gegen das Rauschen des Wassers an, um ihn bei den Anwesenden vorzustellen. »Seine Kollegin Lilian Landhäuser.« Er nickte ihr kurz zu. Sie war die einzige Frau in der Runde.
    Die Polizei ist immer noch eine männerdominierte Gesellschaft, dachte Davídsson.
    »Das ist Herr Wittmann, Leiter des Werkschutzes.« Hofbauer nickte einem Mann in schwarzer Regenjacke zu. Unter dem weißen Bauhelm war das Gesicht des Mannes nur schemenhaft zu erkennen, aber Davídsson meinte trotzdem einen ernsten Gesichtsausdruck zu erkennen.
    »Und das ist Herr Knollmeyer vom Tiefbauamt, Abteilung Wasser- und Brückenbau. Die Kollegen bei der Ente dort drüben sind die Männer vom Werkschutz. Sie haben die Leiche in der Sedimentationsanlage gefunden.« Hofbauer deutete auf eine Pfütze, in der eine Stockente das Treiben mit stoischer Ruhe zu beobachten schien. Offenbar störten sie die Männer vom Werkschutz nicht, die um die Pfütze herumstanden und rauchten.
    »Die steht schon die ganze Zeit hier und lässt sich von uns nicht beirren«, sagte Kriminalkommissar Schedl.
    »Wir haben schon überlegt, ob es eine mechanische Ente ist. Eine mit Kamera und Teleobjektiv, die für die Presse arbeitet.« Knollmeyer war ein großgewachsener Mann. Der Seitenscheitel wirbelte im Wind herum, als stünde er auf einem hohen Berg.
    »Oder es ist eine Spionageente«, frotzelte Hofbauer.
    »Was ist das hier für eine Leiche?« Landhäuser lenkte die Aufmerksamkeit wieder auf den eigentlichen Zweck ihrer Anwesenheit und Davídsson dankte es ihr mit einem freundlichen Nicken.
    »Es ist ein Chin.«
    Hofbauer stellte sich zwischen die beiden Kriminalanalysten, um sie besser verstehen zu können.
    »Ich habe sämtliche Dienststellen in Schwaben angewiesen, uns den Fund eines Hundes zu melden. Heute Abend kam dann der Anruf vom Werkschutz beziehungsweise vom Kriminaldauerdienst, bei dem der Werkschutz angerufen hatte.«
    »Es ist also der vermisste Hund von Catharina Aigner?«, fragte Davídsson.
    »Wir überprüfen gerade die Hundemarke. Von dem Hund selbst ist nicht mehr viel übrig«, antwortete Hofbauer und hob die Plastikplane an.
    Für einen kurzen Augenblick sahen sie Knochen, Fell und Blut. Der bestialische Gestank unterstrich das Bild, das sich ihnen bot.
    »Wenn ich richtig informiert bin, geht es in Ihrem Fall um die Fuggerei.« Knollmeyer wandte sich Davídsson zu. Er hatte nicht hingesehen, als Hofbauer die Plane angehoben hatte, und atmete jetzt durch den Mund, während er sprach. »Hinter der Fuggerei fließt der Sparrenlech, der auf der Höhe der Prinzenstraße beginnt und aus dem Kaufbach gespeist wird. Auf der Höhe der Fuggerei verschwindet er dann in einer sehr langen Überdeckung.«
    »Aber an der Fuggerei ist der Sparrenlech offen.« Hofbauer ließ die Plastikplane fallen.
    »Ja, mit Unterbrechungen. Die Straße heißt dort auch Am Sparrenlech. Nach der Unterquerung der Pilgerhausstraße tritt er dann wieder zutage. In der Altstadt kreuzen ihn viele kleine Brücken. Auf der Höhe des ersten Quergässchens vereinigt er sich mit dem Stadtbach und der wiederum wird hier zur Energiegewinnung genutzt.«
    »Und warum wird der Hund dann erst jetzt hier gefunden? Gibt es auf dem Weg irgendwelche Stellen, an denen er sich verfangen haben könnte?«
    Knollmeyer holte eine schematische Zeichnung der Bachläufe aus seiner Manteltasche. »Der Sparrenlech fließt mit circa drei Kubikmetern pro Sekunde. Beim Stadtbach sind es dann schon zwischen elf und siebzehn, später sogar achtzehn Kubikmeter pro Sekunde, wobei die Angaben nur Näherungswerte sind, die ich nicht durch Messungen belegen kann. Allerdings befindet sich am Heizkraftwerk der Stadtwerke, das ist dann die Adresse Unterer Graben sechs, ein Schwimmbalken im Wasser, an dem eventuell anschwimmender Unrat hängen bleiben kann. Die nächste Rechenanlage ist dann erst wieder das Wasserkraftwerk hier auf dem Gelände von MAN.«
    »Normalerweise hätte der Hund also schon vor vier Tagen binnen Minuten oder sogar Sekunden angespült werden müssen, wenn er damals in den

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