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Herbstwald

Herbstwald

Titel: Herbstwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Guzewicz
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keine Jünger. Er wollte niemanden bei seiner Arbeit um sich haben, der die gleiche Aufgabe erfüllen sollte wie er.
    Sie räusperte sich.
    »Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten.«
    »Womit sind Sie mir denn zu nahe getreten?« Davídsson fuhr auf die MAN-Brücke, die zur Stadtbachstraße wurde, nachdem sie unter einer gläsernen Überführung hindurchgefahren waren.
    Das Werksgelände glühte rechts und links von ihnen in der Dunkelheit. Scheinwerfer tauchten Fabrikhallen und Tanks in eine gelbliche Farbe, die zu einem riesigen Lichtermeer verschmolz.
    »Als ich Ihnen das Du angeboten habe.«
    »Schon vergessen«, log er, ohne die Augen von der Straße zu nehmen.
    Sie bogen nach rechts ab und folgten der Straße, vorbei am Franziskanischen Zentrum Sankt Sebastian. Die Klosterkirche war eine Enklave inmitten des Fabrikgeländes, auf dem Dieselmotoren und Schiffsaggregate hergestellt wurden.
    »Im Stadtführer steht, dass die Kirche 1906 gebaut wurde.«
    »Dann ist das MAN-Werk wohl danach gebaut worden.« Davídsson hielt das Auto vor einem schweren Gittertor an und suchte in der Mittelkonsole nach seinem Dienstausweis.
    »Oder es war als perfekte Symbiose zwischen Kirche und Fabrik gedacht.« Landhäuser lächelte dem Mann vom Werkschutz zu, während er ihre Ausweise studierte.
    »Ihre Kollegen sind schon da. Ich kann Sie aber leider trotzdem nicht allein aufs Werksgelände lassen. Sie müssen warten, bis jemand Sie hier abholt, und das kann einige Minuten dauern. Die Kollegen sind gerade alle unterwegs.«
    »Wissen wir überhaupt, was uns hier erwartet?« Davídsson hatte das Fenster der Beifahrerseite geschlossen und schaltete jetzt den Motor aus.
    »Leider hat mir das Hofbauer auch nicht sagen können. Er ist wohl nur kurz vor uns verständigt worden, aber es muss mit unserem Fall zusammenhängen. Das hat er zumindest gesagt.«
    Sie warteten.
    »Wir wissen leider immer noch nicht, wer hinter dem Kreuzsysmbol in der Akte steckt«, sagte Davídsson.
    »Vom Sozialamt? Die Telefonnotiz?«
    »Ja.«
    »Ich habe mir überlegt, ob es vielleicht für den Seniorat der Fuggerei steht oder für den Administrator.«
    »Daran habe ich auch schon gedacht, aber es macht keinen Sinn.«
    »Ja? Warum nicht?«
    »Die Fuggerei hat die Regeln selbst aufgestellt. Sie haben sich irgendwann dazu entschieden, die Prüfung der Bedürftigkeit an das Sozialamt zu übertragen. Wenn Sie Catharina Aigner unbedingt in die Fuggerei aufnehmen wollten, hätten sie einfach eine Ausnahme machen können.«
    »Ja. Vielleicht wollten sie nicht riskieren, dass man sie deswegen verklagt.«
    Ólafur Davídsson überlegte.
    »Ich könnte mir nicht vorstellen, dass man mit einer solchen Klage erfolgreich sein könnte. Schließlich hat man ja keinen Anspruch darauf, in eine bestimmte Mietwohnung zu ziehen. Was anderes ist die Fuggerei letztendlich auch nicht.«
    Die Scheibenwischer begannen zu kratzen. Der Nieselregen hatte aufgehört und die Wischblätter hatten keine Arbeit mehr. Davídsson schaltete sie ab.
    Für einen Moment herrschte absolute Ruhe im Auto. Nur das Knacken des Motors, der langsam abkühlte, war zu hören.
    »Ich spreche nachher noch mit Frau Künzler, die heute als Nachtwächterin in der Fuggerei arbeitet.« Er sah zu ihr hinüber und lächelte. »Wegen der besseren Zusammenarbeit.«
    »Ich werde Schedl morgen dabei helfen, die Anzeigen durchzugehen.«
    Sie beobachteten, wie das Gittertor langsam und gleichmäßig zur Seite geschoben wurde, bis der Elektromotor wieder stoppte und ein Mann in dunkelblauer Uniform auf die Motorhaube des Chryslers klopfte.
    Davídsson lies den Motor an und folgte dem Mann im Schritttempo durch das Gelände. Es ging immer geradeaus, vorbei an Montagehallen und halbfertigen Schiffsmotoren, die unter dunklen Planen darauf warteten, montiert zu werden.

    Die Männer standen um eine Plastikplane herum, unter der sich die Silhouette eines kleinen Körpers abzeichnete.
    Ein Leichenfund, dachte Davídsson. Wasserleichen sahen am schlimmsten aus. Die Körper waren aufgedunsen und konnten bei der kleinsten ungeschickten Bewegung aufplatzen wie eine Wasserbombe aus aufgequollenem Fleisch.
    Irgendjemand hatte Scheinwerfer aufgebaut, um die Plane zu beleuchten. Den Strom dazu lieferte ein Kompressor, der für ohrenbetäubenden Lärm sorgte.
    Warum kann das Ding nicht ein paar Meter weiter weg stehen, überlegte Davídsson, der jegliche Form von Lärm nicht ausstehen konnte.
    Im Hintergrund sah er das Wasserkraftwerk,

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