Herbstwind (Beachrats: Teil 2) (German Edition)
wuselten schon durchs Wohnzimmer, als wir aus dem Schlafzimmer kamen.
»Guten Morgen, ihr Schlafmützen«, stichelte Alex.
»Wie spät ist es?«, fragte ich.
»Um 8. Geht mal ein paar Sekunden auf die Terrasse. Das fühlt sich wirklich gut an.«
Wir folgten seinem Vorschlag und es fühlte sich wirklich gut an. Es war zwar kalt, aber man konnte die Kiefern riechen, die überall um uns herum standen. Rick und ich zählten die Berge, die man in der Entfernung erkennen konnte. Heute waren es sieben. Wir taten es jedes Mal, wenn wir in der Hütte waren. Dann gingen wir zurück ins Haus und wärmten uns vor dem Kamin.
»Wie findet ihr die Berge am Morgen?«, fragte ich.
»Total genial«, sagte Jason. »Ich bin zum ersten Mal an so einem Ort und es hat mir heute Morgen den Atem geraubt.«
»Mir auch«, stimmte Justin zu.
»Ich bin schon mal in den Bergen gewesen«, sagte David. »Allerdings in Europa. Die sind auch schön, aber auf eine andere Weise.«
»Das hast du mir nie erzählt«, beschwerte sich Alex. »Welche in Europa hast du gesehen? Die Alpen?«
»Genau. Warst du schon mal dort?«
»Ja. Und ich habe auch die in Frankreich gesehen«, sagte er und überlegte einen Moment. »Die fangen mit P an.«
»Pyrenäen«, half ich ihm.
»Ja, genau.«
Die Jungs machten das Frühstück und es war wirklich sehr gut. Anschließend räumten wir zusammen die Spülmaschine ein.
»Schaltet sie noch nicht ein«, sagte ich. »Ihr müsst vermutlich auch noch duschen, oder?«
Alle nickten.
»Wir müssen zu zweit duschen, um heißes Wasser zu sparen. Und lasst die Finger voneinander.«
Die Jungs grinsten breit.
»Okay. Alex, du duschst mit mir, David mit Jason und Justin mit Rick.«
»Verdammt!«, sagte Alex. »Du Spaßbremse. Hier kann man nicht mal ein bisschen Spaß morgens haben.«
Wir lachten und dann machten wir uns ans Werk. Wir waren alle nach 30 Minuten geduscht und rasiert. Ich fand das gar nicht mal schlecht für sechs Männer.
Nachdem wir angezogen waren, fuhren wir nach Highlands, um ein bisschen einzukaufen und um uns die Stadt anzusehen. Zum Mittagessen hielten wir an einem kleinen Sandwich-Shop an. Anschließend gingen wir in einen Blumenladen, der mit Kursen zum Fertigen von Blumenarrangements Werbung machte. Die beiden Inhaber waren zwei Männer im mittleren Alter, die jedes erdenkliche Klischee über Schwule verkörperten.
Ich stellte mich Steve, einem der beiden Männer, vor und fand heraus, dass er meine Mutter kannte.
»Bist du am Blumenstecken interessiert, Kevin?«
»Nein, nicht wirklich«, gab ich zu.
»Was ist mit deiner Frau? Wo ist sie überhaupt? Ich bin mir sicher, dass ich sie für ein oder zwei Stunden interessieren kann.«
Offensichtlich war ihm der Ring an meiner Hand aufgefallen.
»Ich habe einen Mann, aber keine Frau. Und er ist direkt da drüben und ich glaube, er könnte tatsächlich interessiert sein.«
»Mann?«
»Ja, hast du ein Problem damit?«, fragte ich.
Ich wusste, dass er keins hatte, aber ich wollte ein bisschen Spaß haben.
»Oh, mein Gott! Bitte!«
Ich grinste ihn an.
»Und wer sind die Kinder?«
»Das sind unsere schwulen kleinen Brüder. Der eine da«, sagte ich und zeigte auf Justin, »ist unser Pflegesohn. Daneben steht sein Freund und die anderen beiden sind nur unsere kleinen Brüder. Sie sind auch ein Paar.«
»Kommt ihr aus New Orleans?«, fragte er. »Ich weiß, dass deine Mutter dort wohnt.«
»Ich stamme aus New Orleans, aber wir wohnen alle in Newport Beach, Florida.«
»Meine Güte! Und ihr seid alle so maskulin. Ihr müsst heute Nachmittag unbedingt zum Tee kommen.«
»Das würden wir gerne«, sagte ich.
»Eine Etage über uns, um 17:30 Uhr. Ich kann es kaum erwarten, Frank davon zu erzählen. Lasst euch Zeit und schaut euch in Ruhe um.«
Steve hastete davon, wahrscheinlich um Frank zu suchen. Ich glaubte, dass ich Frank sogar einen Augenblick lang kreischen hören konnte.
»Sie wollen, dass wir heute um 17:30 Uhr zum Tee kommen«, sagte ich, als wir wieder im Auto saßen.
»Waren die Typen schwul?«, fragte David.
»Das steht außer Frage, Bubba«, sagte Rick.
»Was meinen sie mit ›zum Tee kommen‹ ?«, wollte Justin wissen.
»Ich bin mir nicht sicher«, gab ich zu. »In Japan kann Tee eine große Zeremonie sein. In England ist damit eine Mahlzeit gemeint. Ich weiß nicht genau, was uns erwartet.«
Es handelte sich um die englische Version. Steve und Frank hatten für uns ein großes Essen, das aus mehreren Gängen bestand,
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