Herbstwind (Beachrats: Teil 2) (German Edition)
Ausflug, auf dem ich jemals war.«
Ich war immer wieder darüber erstaunt, wie sich Justin seit diesem Tag im Juni, an dem wir ihn in diesem Hotel fanden, verändert hatte. Darüber hinaus machte er auch in der Schule erstaunliche Fortschritte. Er sprach sogar davon, nach seinem Abschluss auf das Community College zu gehen. Rick und ich ermutigten ihn, das auch zu tun.
»Glaubt ihr, dass ich jemals wieder hier her kommen kann?«, fragte Justin.
»Du kapierst es einfach nicht, oder?«, fragte Rick.
»Was kapiere ich nicht?«
»Dass du unser Sohn bist, Bubba. Wir können dich nicht adoptieren, aber wir würden es tun, wenn es möglich wäre. Du wirst immer ein Teil unserer Familie sein und du bist hier und auch in unserem Haus immer willkommen. Wir lieben dich, Justin.«
Alle waren mucksmäuschenstill, während Justin Ricks Worte verarbeitete. Nach einem Augenblick wischte sich Justin mit nassen Händen über die Augen.
»Freudentränen?«, fragte David.
»Ja«, antwortete er mit einem breiten Grinsen. »Ich liebe euch auch.«
Rick saß neben Justin und er umarmte ihn liebevoll. Ich wünschte, ich hätte meine Kamera im Whirlpool dabei gehabt, um diesen Moment festzuhalten.
Kapitel 2: Kevin
Wir fuhren am nächsten Tag zurück nach Hause und genossen die Aussicht auf die Berge im Norden von Georgia. Auf der Hinfahrt war es dunkel gewesen, als wir diesen Teil der Strecke fuhren. Deshalb sahen es die Jungs jetzt zum ersten Mal. Es war ein wunderschöner Tag und der Himmel war so tiefblau, wie ich ihn noch nie gesehen hatte. Zuhause in Florida war er aufgrund der Luftfeuchtigkeit nie so blau. Selbst den Jungs fiel es auf.
Wir kamen gegen 16 Uhr zuhause an. Sowohl Jason als auch Alex hatten ihre Autos vor unserem Haus stehen. Direkt nach unserer Ankunft verschwanden sie, um ein bisschen Zeit mit ihren eigenen Familien zu verbringen. Auch David verschwand nach nebenan.
Auf unserem Anrufbeantworter warteten mehrere Nachrichten auf uns, darunter ganze drei von Justins Sozialarbeiter.
»Kevin und Rick, hier ist Tyrone Adams. Bitte ruft mich so schnell wie möglich zurück. Danke«, lautete die erste Nachricht.
Rick und ich sahen uns einen Augenblick lang an. Dann hörten wir uns die zweite Nachricht an.
»Rick und Kevin, hier ist Tyrone Adams noch mal. Es ist jetzt Samstag Nachmittag, 15 Uhr. Ich schätze, ihr seid nicht in der Stadt. Bitte ruft mich zurück, sobald ihr zurück seid. Danke.«
In seiner Stimme lag eine gewisse Dringlichkeit, die ich nicht einordnen konnte.
»Kevin und Rick, hier ist Tyrone noch mal. Ich muss so schnell wie möglich mit euch reden. Ruft mich zurück!«
Die letzte Nachricht klang noch dringender als die vorhergehende.
»Scheiße! Ich hoffe, ich stecke nicht in Schwierigkeiten«, sagte Justin.
»Warum solltest du?«, fragte ich, hoffte aber insgeheim, dass es nicht um Justin ging.
»Ich weiß es nicht«, sagte er. »Ich habe einfach nur ein schlechtes Gefühl. Es würde passen, dass sie mich gerade dann von hier weg holen würden, wenn ich glücklich bin.«
»Das wird nicht passieren, Bubba«, sagte Rick. »Wer außer uns würde deinen jämmerlichen Arsch haben wollen?«, fragte er scherzhaft.
Ich wählte Tyrones Nummer und er nahm bereits nach dem ersten Klingeln ab.
»Tyrone, hier ist Kevin Miller. Wir sind gerade eben nach Hause gekommen. Was gibt‘s?«
»Oh, Gott sei Dank, Kevin«, sagte er. »Ist Rick auch da?«
»Ja, er steht direkt neben mir. Möchtest du mit ihm sprechen?«
»Ich möchte mit euch beiden sprechen. Habt ihr einen Lautsprecher am Telefon?«
»Ja«, antwortete ich und schaltete ihn ein.
»Hi, Tyrone«, meldete sich Rick. »Justin ist auch hier. Ich hoffe, das ist okay?«
»Hi, Rick. Hi, Justin. Ja, es ist kein Problem, wenn er mit hört. Also, folgendes: ich habe hier einen 14-jährigen Jungen, für den ich eine Notunterkunft brauche. Nur für ein paar Tage. Er ist in Tallahassee von seiner Pflegefamilie weggelaufen und hier her getrampt. Ich kann ihn nicht zu dieser Familie zurück schicken und ich habe hier sonst keinen anderen Platz für ihn.«
»Wie lange sind ein paar Tage?«, fragte ich.
»Ich weiß es ehrlich gesagt nicht«, gab er zu. »Es könnte für eine Woche sein, vielleicht länger. Ich kann es wirklich nicht sagen.«
»Wie heißt er?«, fragte Rick.
»Sein Vorname ist Brian.«
»Cooler Name«, warf Justin ein.
»Er ist ein cooler Junge«, antwortete Tyrone. »Ich glaube, ihr werdet ihn mögen.«
»Warum ist er
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