Herbstwind (Beachrats: Teil 2) (German Edition)
Stattdessen holte er tief Luft.
»Gage, Kevin und ich sind seit vier Jahren zusammen und zu jedem offen. Diese Ringe sind ein Zeichen unserer Liebe füreinander«, sagte er und hielt seine Hand hoch. »Wir haben niemals unsere Liebe füreinander geleugnet und wir haben niemals gelogen und behauptet, dass wir nicht schwul wären, wenn jemand danach gefragt hat. Aber wir tragen keine Regenbogen-Hosenträger oder halten Händchen in der Öffentlichkeit. Wir kleben uns auch keine Aufkleber aufs Auto auf denen steht: ›zerstöre mich, denn ich gehöre einer Schwuchtel‹ . Es sind so viele Menschen da draußen, die Vorurteile gegenüber Schwulen haben und uns hassen. Ihr müsst wirklich vorsichtig sein.«
»Du tust so, als wäre es falsch, dass ich Chad mag.«
»Gage, David und Alex haben euch zusammen gebracht, oder? Sie mögen euch. Genauso wie Jus und Jay. Sie wollen eure Freunde sein. Wir alle wollen nur nicht, dass ihr verletzt werdet. Oder vielleicht sie selbst, nur weil sie mit euch unterwegs sind.«
Es herrschte eine lange Zeit Stille und niemand sagte etwas.
»Also«, sagte Gage und machte eine lange Pause. »Irgendwie ist das hier nicht wie in ›Queer as Folk‹ .«
Dieser Satz löste die Anspannung, die in der Luft lag und wir fingen alle an zu lachen.
»Wenn das nicht ein passendes Stichwort für ein Eis war, dann habe ich noch nie eins gehört«, sagte Rick. »Los, Eagles.«
Rick wollte, dass David und ich ihm in der Küche bei den Eisbechern halfen. Wir standen auf und folgten ihm. Wir machten diese riesigen Eisbecher immer, wenn wir ein wirklich ernstes Gespräch geführt hatten. Alle staunten, als wir das Eis ins Wohnzimmer brachten und wir aßen es wie immer mit großen Suppenlöffeln.
»Alex, du hattest recht und ich hatte unrecht«, sagte Gage nach einer Weile. »Ich habe es noch nie aus dieser Sichtweise betrachtet und es wird nie wieder vorkommen, wenn wir immer noch Freunde sein können.«
»Ich wollte niemals nicht dein Freund sein, Gage. Deswegen hatten wir diese kleine Unterhaltung. Ich will eurer Freund sein und ich will auch mit euch rumhängen, okay?«
»David, wo hast du diesen Typen her?«, fragte Gage.
»Wie meinst du das?«
»Er ist eigentlich ganz okay.«
»Ganz okay? Er ist er Beste«, sagte David.
Er beugte sich zu mir herüber und gab mir einen Kuss auf die Wange.
»Ist das nicht süß?«, fragte Justin sarkastisch.
»Schaut euch die kleinen Schwuchteln an«, sagte Jason und lachte.
»Haltet die Fresse und esst euer Eis«, lachte ich.
Nach diesem Abend gingen David und ich regelmäßig mit Chad und Gage aus. Manchmal begleiteten uns Justin und Jason, manchmal auch Philip und Ryan. Ich sah nie wieder, dass Chad und Gage in der Öffentlichkeit Händchen hielten oder sich auch nur am Arm berührten. Es tat mir leid für sie, aber wir mussten alle damit leben.
Teil 2
Kapitel 1: Kevin
Die Jungs hatten Ende Oktober zweieinhalb freie Tage, also planten wir mit ihnen einen kleinen Ausflug nach North Carolina, wo meine Eltern eine kleine Hütte hatten. Dienstag Nacht schlief jeder bei uns im Haus und am Mittwoch fuhren wir direkt nach Schulschluss los. Wir verließen Newport Beach gegen Mittag und hatten eine Fahrt von acht Stunden vor uns. In meinem Auto hatten fünf Personen bequem Platz, aber wir waren zu sechst. Für eine kurze Fahrt war das kein Problem, aber für die lange Strecke mieteten wir stattdessen einen Van. Dort hätten sieben Personen Platz gehabt und wir konnten auch unser Gepäck problemlos unterbringen. Wir waren alle aufgeregt wegen des kleinen Ausflugs.
»Erzähl uns etwas über die Hütte«, sagte Alex.
Wir waren schon eine Weile unterwegs, aber bisher hatten sich die Jungs mehr für die Landschaft als für eine Unterhaltung interessiert.
»Nun, sie liegt außerhalb einer Stadt, die Highlands heißt und liegt ziemlich weit oben auf einem Berg. Ich glaube auf 5.000 Fuß, wenn ich mich nicht irre. Das entspricht übrigens fast einer Meile«, erklärte ich. »Die Hütte hat zwei Stockwerke. Oben sind das Wohnzimmer mit einem Kamin und die Küche mit einem großen Tisch, an dem ungefähr zwölf Personen Platz haben. Achja, ein Schlafzimmer und ein Badezimmer sind da auch noch.«
»Warum sind das Wohnzimmer und die Küche oben?«, fragte David. »Das klingt irgendwie komisch.«
»Ist es aber nicht«, warf Rick ein. »Es ist auf einer Ebene mit dem Platz, wo du das Auto abstellst.«
»Das versteh ich nicht. Wie steil ist dieser Berg?«, fragte
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