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Hercule Poirot schläft nie

Hercule Poirot schläft nie

Titel: Hercule Poirot schläft nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Macatta nach ihrer Meinung über Mrs Vanderlyn – und bekam einiges zu hören.
    »Eine von diesen völlig nutzlosen Frauen, Monsieur Poirot. Frauen, die einen am eigenen Geschlecht verzwe i feln lassen! Eine Schmarotzerin, ja, eine Schmarotzerin durch und durch.«
    »Die Männer bewundern sie?«
    »Männer!«, schnaubte Mrs Macatta verachtungsvoll. »Männer lassen sich immer von solchen aufdringlichen körperlichen Vorzügen beeindrucken. Nehmen Sie nur den jungen Reggie Carrington; wie er jedes Mal rot wird, wenn sie mit ihm spricht, wie lachhaft geschmeichelt er sich fühlt, dass sie überhaupt Notiz von ihm nimmt! Und diese albernen Komplimente, mit denen sie ihn übe r schüttete. Lobte sein Bridgespiel in den höchsten Tönen, obwohl er in Wirklichkeit keineswegs glänzend gewesen war.«
    »Er ist kein guter Spieler?«
    »Gestern Abend hat er jedenfalls alle möglichen Fehler gemacht.«
    »Lady Julia spielt gut, nicht wahr?«
    »Viel zu gut, meiner Meinung nach. Es ist schon fast ihr Beruf. Sie spielt morgens, mittags und abends.«
    »Um hohe Einsätze?«
    »Allerdings. Um viel höhere, als ich je riskieren würde. Ich finde so was nicht richtig.«
    »Sie gewinnt hohe Summen?«
    Mrs Macatta stieß ein lautes, tugendhaft entrüstetes Schnauben aus.
    »Sie hofft, dass sie auf diese Weise ihre Schulden beza h len kann. Aber in der letzten Zeit hatte sie eine Pec h strähne, wie ich höre. Gestern Abend sah sie aus, als b e drücke sie etwas. Ja, Monsieur Poirot, die bösen Folgen des Glücksspiels sind nur wenig kleiner als die des Alk o hols. Wenn ich zu bestimmen hätte, würde dieses Land gesäubert werden…«
    Poirot war gezwungen, sich einen ziemlich ausführl i chen Vortrag über Englands moralische Erneuerung a n zuhören. Danach beendete er taktvoll das Gespräch und ließ Reggie Carrington holen:
    Als der junge Mann ins Zimmer kam, musterte er ihn aufmerksam und zog seine Schlüsse. Der weiche Mund, der sich mit einem gewinnenden Lächeln tarnte, das schwache Kinn, die weit auseinander stehenden Augen, die schmale Kopfform. Den Typ kannte er ziemlich gut.
    »Mr Reggie Carrington?«
    »Ja. Kann ich etwas für Sie tun?«
    »Erzählen Sie mir einfach, was gestern Abend los war.«
    »Na, wollen mal sehen – also, wir haben Bridge gespielt, im Salon, und danach bin ich hinauf ins Bett.«
    »Um wie viel Uhr war das?«
    »Kurz vor elf. Ich vermute, der Einbruch ist später pa s siert.«
    »Ja, später. Sie haben nichts gesehen oder gehört?«
    Reggie schüttelte bedauernd den Kopf.
    »Leider nicht. Ich bin sofort zu Bett gegangen. Ich habe einen ziemlich gesunden Schlaf.«
    »Sie sind also vom Salon direkt in Ihr Schlafzimmer g e gangen und dort bis zum nächsten Morgen geblieben?«
    »Stimmt.«
    »Sonderbar«, sagte Poirot.
    »Was meinen Sie mit ›sonderbar‹«, fragte Reggie scharf.
    »Sie haben nicht zum Beispiel einen Schrei gehört?«
    »Nein.«
    »Ah, sehr sonderbar!«
    »Hören Sie mal, was wollen Sie damit sagen?«
    »Sind Sie vielleicht ein bisschen schwerhörig?«
    »Ganz und gar nicht.«
    Poirot bewegte die Lippen. Vielleicht wiederholte er zum dritten Mal das Wort »sonderbar«.
    »Danke, Mr Carrington«, sagte er dann. »Das ist alles.«
    Reggie erhob sich und blieb unentschlossen stehen.
    »Wissen Sie«, sagte er, »jetzt, wo Sie davon sprechen, ist mir, als hätte ich doch etwas gehört.«
    »Ah, Sie haben doch etwas gehört?«
    »Ja, aber sehen Sie, ich las gerade ein Buch – einen Kriminalroman übrigens, und da – na ja, da habe ich nicht weiter drauf geachtet.«
    »Aha«, sagte Poirot mit ausdrucksloser Miene. »Eine sehr einleuchtende Erklärung.«
    Reggie zögerte noch einen Moment, dann drehte er sich um und ging zur Tür. Dort blieb er stehen.
    »Was ist überhaupt gestohlen worden?«, fragte er.
    »Etwas sehr Wertvolles, Mr Carrington. Das ist alles, was mir zu sagen gestattet ist.«
    »Oh«, murmelte Reggie verständnislos.
    Er ging hinaus. Poirot nickte mehrmals mit dem Kopf.
    »Es passt«, sagte er leise. »Es passt alles sehr hübsch z u sammen.«
    Er drückte auf eine Klingel und erkundigte sich höflich, ob Mrs Vanderlyn schon auf sei.
     
     

7
    Mrs Vanderlyn fegte ins Zimmer. Sie sah sehr hübsch aus. Sie trug ein raffiniert geschnittenes sportliches Ko s tüm von einem Rostrot, das die warmen Lichter in ihrem Haar betonte. Sie ließ sich in einen Sessel sinken und sah den kleinen Mann mit einem betörenden Lächeln an.
    Für einen Augenblick blitzte hinter diesem Lächeln

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