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Hercule Poirots Weihnachten

Hercule Poirots Weihnachten

Titel: Hercule Poirots Weihnachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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kürzlich vom Ausland zurückgekehrt, nicht wahr, Monsieur Lee?», fragte Poirot.
    Harry fuhr herum. «Jawohl. Vor einer Woche in London an Land gegangen.»
    «Und waren Sie lange abwesend?»
    Harry Lee reckte das Kinn vor und lachte.
    «Sie sollen lieber gleich die ganze Wahrheit erfahren – sonst erzählt sie Ihnen irgendein anderer! Ich bin der verlorene Sohn, meine Herren! Es sind bald zwanzig Jahre her, seit ich dieses Haus verließ.»
    «Aber jetzt sind Sie zurückgekehrt. Würden Sie uns sagen, warum?», fragte Poirot.
    Mit der gleichen Unbefangenheit antwortete Harry sofort: «Es ist wie im guten, alten Gleichnis. Die Treber, die die Säue essen – oder nicht essen, ich habe vergessen, wie es genau heißt –, waren mir verleidet. Und da dachte ich, dass ein gemästetes Kalb eine angenehme Abwechslung wäre. Fast gleichzeitig bekam ich einen Brief meines Vaters, in dem er mich heimzukommen bat. Ich gehorchte seinem Befehl, und da bin ich. Das ist alles.»
    «Sind Sie auf kurzen oder längeren Besuch hier?»
    «Ich bin für immer heimgekommen», sagte Harry Lee knapp.
    «War Ihr Vater damit einverstanden?»
    «Der alte Herr war hocherfreut!» Harry lachte wieder, und um seine Augen bildeten sich vergnügte Fältchen. «Scheußlich langweilig für ihn, dieses Leben mit Alfred. Alfred ist ein trostlos steifer Knabe – sehr anständig natürlich –, aber kein unterhaltsamer Gesprächspartner. Mein Vater dagegen war in jungen Jahren ein ziemlicher Windbeutel, und darum sagte ihm meine Art mehr zu.»
    «Und Ihr Bruder, Ihre Schwägerin – haben sie sich auch darüber gefreut, Sie künftig im Haus zu haben?»
    Diese Frage stellte Poirot mit einem leichten Heben der Augenbrauen.
    «Alfred? Alfred tobte. Wie Lydia reagierte, weiß ich nicht. Wahrscheinlich hat sie sich Alfreds wegen geärgert. Aber wir werden uns großartig verstehen. Lydia gefällt mir. Ich hätte sie heiraten sollen. Aber Alfred ist eine ganz andere Währung.» Er lachte laut auf. «Alfred war von jeher eifersüchtig auf mich. Er war immer der brave, gehorsame, unterwürfige Sohn. Und was hat er schließlich dafür bekommen? Was der brave Stubenhocker einer Familie immer zu bekommen pflegt: einen Tritt in den Hintern. Glauben Sie mir, meine Herren, Tugend lohnt sich nicht.» Er sah seine Zuhörer der Reihe nach an. «Hoffentlich entsetzt Sie meine Offenheit nicht, aber das ist die Wahrheit. Sie werden ja die Schmutzwäsche des Hauses Lee doch über kurz oder lang am hellen Tageslicht ausbreiten, also kann ich meine persönliche geradeso gut jetzt und hier zur Schau stellen. Ich bin nicht besonders verzweifelt über den Tod meines Vaters. Schließlich habe ich ihn nie mehr gesehen, seit ich ein ganz junger Bursche war. Aber er war trotz allem mein Vater, und jetzt ist er ermordet worden. Mir liegt daran, dass sein Tod gerächt wird.» Er strich sich übers Kinn. «Wir sind eine ziemlich rachsüchtige Familie. Keiner der Lees vergisst leicht. Ich möchte sicher sein, dass der Mörder meines Vaters gefasst und gehängt wird.»
    «Wir werden tun, was in unseren Kräften steht», sagte Sugden.
    «Falls nicht, würde ich die Vergeltung selber in die Hand nehmen», gab Harry Lee scharf zurück.
    «Haben Sie einen Verdacht, wer der Täter sein könnte, Mr Lee?», fragte Colonel Johnson schnell.
    Harry schüttelte den Kopf.
    «Nein», antwortete er langsam, «nein, das habe ich nicht. Wissen Sie, irgendwie ist es ein Schlag. Ich habe lange darüber nachgedacht – und mich dünkt, dass niemand von draußen als Täter in Frage kommen kann.»
    «Aha», warf Sugden hier kopfnickend ein.
    «Und wenn ich Recht habe, dann hat ihn einer der Hausbewohner umgebracht! Aber wer zum Teufel? Ein Dienstbote doch bestimmt nicht. Tressilian ist seit ewigen Zeiten hier. Der halbidiotische Diener? Kaum. Horbury? Ein kaltschnäuziger Kerl, aber Tressilian sagte mir, dass er ins Kino gegangen sei. Und wer bleibt dann? Wenn man Stephen Farr ausscheidet - und warum sollte Farr eigens von Südafrika hergekommen sein, um einen vollkommen Fremden umzubringen? Dann bleibt nur noch die Familie, und da kann ich mir um die Welt nicht vorstellen, wer von uns in Frage käme. Alfred? Er vergötterte unsern Vater. George? Viel zu feig dazu. David? Nein. David war von jeher ein Träumer. Der wird ohnmächtig, wenn er sich nur in den Finger schneidet. Und die Frauen? Keine von ihnen würde hingehen und einem alten Mann die Kehle durchschneiden. Wer also tat es? Ich will verdammt sein,

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