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Hercule Poirots Weihnachten

Hercule Poirots Weihnachten

Titel: Hercule Poirots Weihnachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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begann heftig zu zittern. Lydia kam zurück und nahm ihn beim Arm. «Komm, Alfred. Wir müssen jetzt die anderen rufen.»
    Sie sah Poirot fest in die Augen, aber diese Augen wussten ihre Geheimnisse zu wahren. Ihr Blick schwankte nicht.
    Poirot sagte leise: «Wer konnte denken, dass der alte Mann…»
    Sie fiel ihm ins Wort.
    «Nein! Sagen Sie das nicht!»
    « Sie haben es gesagt, Madame», gab Poirot sanft zu bedenken.
    «Ich weiß», flüsterte sie. «Ich erinnere mich. Es war – so grauenvoll.»
    Dann verließ sie mit ihrem Mann eilends den Raum.
     
    George Lee war ernst und steif-korrekt.
    «Eine entsetzliche Sache», sagte er und schüttelte den Kopf. «Eine ganz und gar scheußliche Sache. Ich kann mir nur denken, dass es – hm – die Tat eines Wahnsinnigen gewesen ist.»
    Colonel Johnson hörte ihn höflich an.
    «Das ist also Ihre Ansicht?»
    «Ja, allerdings. Ein blutrünstiger Verrückter. Vielleicht aus einem Irrenhaus der Umgebung entflohen.»
    «Und wie, glauben Sie, hätte dieser Verrückte Zutritt zu diesem Haus erlangen können, Mr Lee?», fragte hier Inspektor Sugden.
    George schüttelte den Kopf. «Es ist Sache der Polizei, das herauszubekommen», bemerkte er kühl.
    «Wir haben sofort das ganze Haus inspiziert», verteidigte sich Sugden eifrig. «Alle Fenster waren geschlossen und verriegelt. Der Nebeneingang und die Vordertür waren zugesperrt. Niemand hätte durch die Küchentür kommen können, ohne vom Personal bemerkt zu werden.»
    «Das ist doch Unsinn!», schrie George Lee. «Vielleicht wollen Sie auch noch behaupten, dass mein Vater gar nicht ermordet worden ist!»
    «Doch, er wurde ermordet, daran ist nicht zu zweifeln», gab Sugden ruhig zur Antwort.
    Colonel Johnson räusperte sich und übernahm die Leitung des Verhörs wieder.
    «Wo waren Sie im Augenblick des Mordes, Mr Lee?»
    «Im Speisezimmer. Es war kurz nach dem Nachtessen. Nein, ich glaube, ich war in diesem Zimmer hier. Ich hatte eben ein Telefongespräch beendet.»
    «Sie haben telefoniert?»
    «Ja. Ich habe einem Mitarbeiter in Westeringham etwas Dringendes mitteilen müssen.»
    «Und nachdem Ihr Gespräch beendet war, hörten Sie den Schrei?»
    George Lee zuckte leicht zusammen. «Ja, scheußlich. Er fuhr mir durch Mark und Bein. Und dann erstarb er in einem Gurgeln oder erstickten Keuchen.» Er zog ein Taschentuch hervor und wischte sich die feuchtglänzende Stirne ab. «Scheußliche Sache», murmelte er.
    «Und dann liefen Sie also die Treppe hinauf?»
    «Ja.»
    «Haben Sie Ihre Brüder, Mr Alfred und Mr Harry, dabei gesehen?»
    «Nein, sie müssen kurz vor mir hinaufgerannt sein.»
    «Wann haben Sie Ihren Vater zum letzten Mal gesprochen?»
    «Heute Nachmittag. Wir waren alle bei ihm.»
    «Nach diesem Beisammensein sahen Sie ihn nicht mehr?»
    «Nein.»
    Der Colonel machte eine Pause, dann fragte er:
    «Wussten Sie, dass Ihr Vater eine Reihe wertvoller ungeschliffener Diamanten im Safe seines Schlafzimmers aufbewahrte?»
    George Lee nickte.
    «Ein äußerst unvorsichtiger Zustand», sagte er hochtrabend. «Das habe ich ihm auch wiederholt klar gemacht. Er hätte um dieser Steine willen ermordet werden können – ich meine – ich wollte sagen –»
    Colonel Johnson unterbrach ihn. «Wissen Sie, dass diese Diamanten verschwunden sind?»
    George blieb der Mund offen stehen. Seine vortretenden Augen glotzten.
    «Dann ist er also tatsächlich der Steine wegen ermordet worden?»
    Der Colonel antwortete langsam:
    «Er hatte den Verlust entdeckt und ihn wenige Stunden vor seinem Tod der Polizei gemeldet.»
    «Ja, aber – dann begreife ich nicht –», stotterte George.
    Und Hercule Poirot sagte freundlich: «Wir auch nicht, wir begreifen es auch nicht.»
     
    Harry Lee trat schwungvoll ins Zimmer, Poirot betrachtete ihn stirnrunzelnd. Diesen Mann hatte er doch schon irgendwo gesehen. Diese lange, schmale Nase, das hochmütige Hochwerfen des Kopfes, das scharfe Profil…
    Es fiel ihm auch auf, dass Harry trotz seines forschen Auftretens nervös war. Er versuchte das hinter unbefangener Sicherheit zu verbergen, aber Poirot spürte die dahinter liegende Angst.
    «Nun, meine Herren, was kann ich für Sie tun?»
    «Wir wären Ihnen sehr verbunden», antwortete Johnson, «wenn Sie uns die Ereignisse des heutigen Abends aufklären helfen könnten.»
    Harry Lee schüttelte bedauernd den Kopf.
    «Ich weiß leider von gar nichts. Die ganze Sache ist ziemlich scheußlich, und sie ist so unerwartet gekommen.»
    «Sie sind erst

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